Tagsüber rollt die Lichtnelke ihre Blätter ein Sie wartet auf die Nachtschwärmer

Wie ihr Name schon verrät, braucht die weiße Lichtnelke viel Licht zum Keimen und Wachsen. Deshalb steht sie auch an Weg- und Ackerrändern oder auf Schuttplätzen. Tagsüber wirken die weißen Blütenblätter oft wie verwelkt, weil sie etwas eingerollt sind. In der Dämmerung blüht dieLichtnelke richtig auf...

Die „weiße Lichtnelke“ wird wegen ihrer Heilkräfte geschätzt.

Jüchen. Dann nämlich werden ihre Blütenblätter geglättet. Erst jetzt verströmt sie auch einen für Nachfalter verlockenden Duft. Nachtfalter sind die gewünschten Blütenbestäuber, die mit ihrem langen Rüssel an den tief liegenden Nektar herankommen.

Am Schlundeingang hält zusätzlich ein kurzes Nebenkrönchen der Blütenblätter unerwünschte kleine Insekten ab. Doch wie bei einigen anderen Wildblumen mit langem Kelch, die in der Serie „Natur entdecken mit dem BUND“ bereits vorgestellt wurden, nehmen auch bei der Lichtnelke Insekten oft den Hintereingang, um an den Nektar zu gelangen, und beißen den Kelch einfach unten auf.

Die Lichtnelke gehört zu den Leimkräutern und heißt mit anderem Namen auch „weißes

Leimkraut“. Hier ist Aufmerksamkeit geboten, um der Namensverwechselung nicht auf den Leim zu gehen...

Bei der Lichtnelke handelt es sich um eine Leimkrautart. Im September wurde das „Leinkraut“ oder „Löwenmäulchen“ vorgestellt. Diese beiden Pflanzen unterscheiden sich zwar nur in einem Buchstaben, sie sind aber nicht näher miteinander verwandt und haben ein sehr unterschiedliches Aussehen.

Der Namensteil „Leim“ bezieht sich auf klebrige Drüsenhaare im oberen Stängelabschnitt. Bei der nahe verwandten „Pechnelke“ gibt es unter den Knoten sogar Leimstreifen, die wie Pech kleben. Dies verhindert wirksam das Hochlaufen von Fraßinsekten.

Typisch für die Nelkengewächse ist die Blütenform, ihre Radiärsymmetrie und die gabelige

Verzweigung der Stängel. Die weiße Lichtnelke hat männliche und weibliche Blüten, die nicht auf der gleichen Pflanze stehen. Um männliche und weibliche Blüte zu unterscheiden, muss genauer hingeguckt werden. Aber auch mit Distanz ist der etwas bauchigere Kelch der weiblichen Blüten zu erkennen, der bei der männlichen Blüte eher zylindrisch geformt ist.

Nahe verwandt mit dem weißen Leimkraut ist das „Taubenkropf-Leimkraut“, das einen besonders bauchigen Kelch hat, der an einen gefüllten Taubenkropf erinnert. Dieses besonders stark aufgeblasene Aussehen der Blütenkelche des Taubenkropf-Leimkraut hat zur lateinischen Namensgebung der ganzen Gattung der Leimkräuter beigetragen: „Silene“ als Gattungsname leitet sich von Silenos ab. Er war in der griechischen Mythologie ein Begleiter Dionysos und wurde meist als fettleibiger Trinker dargestellt. Die Blüten des weißen Leimkrautes sind fünfzählig. Da jedes Blütenblatt tief eingeschnitten ist, wirkt die Blüte fast zehnzählig.

Nelken-Blüten haben Ähnlichkeit mit einem Nagel mit breitem Kopf. Auf diese Ähnlichkeit geht die Wortbedeutung Nelke zurück, die sich von „Näglein“ („Negelein“) ableitet. Im bekannten Schlaflied soll das Bett aber wohl eher mit Gewürznelken bestückt werden, denen Heil- und Schutzfunktionen zugeschrieben wurden.

Die Wurzel des weißen Leimkrautes ist rübenförmig und enthält Saponine. Der volkstümliche Name „weiße Seifenwurz“ deutet auf die frühere Verwendung der Wurzel zur Herstellung von Waschlaugen hin.

Die Wurzel und das Kraut der Lichtnelke werden sowohl innerlich als äußerlich angewendet: bei Atemwegserkrankungen, zur Entwässerung, bei Hautkrankheiten und gegen Entzündungen, vor allem im Mundbereich.

Der BUND Jüchen wünscht viel Spaß beim nächtlichen Blütenschnuppern!