Nikolauskloster ein bedeutendes Denkmal Historisch, kulturell und landschaftlich einmalig

Damm · Die Stadt Jüchen ist geprägt vom Tagebau, daher gibt es in vielen Teilen keine historischen Gebäude. Umso bedeutender sind die Baudenkmäler, die die Landschaft teilweise seit Jahrhunderten prägen. Ein solcher Schatz ist das Nikolauskloster, dessen kulturelle und historische Bedeutung nun in einem Gutachten noch einmal herausgestellt wurde.

Von links: Pater Andreas Petith, Bürgermeister Harald Zillikens, Autorin Nadja Fröhlich vom LVR und Gerhard Odenkirchen, Vorsitzender des Fördervereins Nikolauskloster.

Foto: Kurier Verlag GmbH/Daniela Furth

„Historisch, kulturell und landschaftlich ist sie einmalig, auch über die Region hinaus“, betont Bürgermeister Harald Zillikens die Bedeutung der Klosteranlage. Seit dem 9. Mai 1985 ist das Nikolauskloster rechtskräftig als Baudenkmal eingetragen.

„Und zwar mit einem wenig aussagekräftigen Text, aus dem eigentlich nicht hervorgeht, was zum Schutzumfang dazugehört und warum es sich um ein Denkmal handelt“, erklärt Nadja Fröhlich vom LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, die gemeinsam mit ihrer Kollegin Dr. Kerstin Walter das neue Gutachten erstellt hat. In Auftrag gegeben wurde es im vergangenen Jahr vom Förderverein des Nikolausklosters. Der Verein wurde 2021 gegründet und setzt sich für die Sanierung, bauliche Erhaltung und Pflege des Klosters ein.

Beim ersten Ortstermin mit den Gutachterinnen wurde das gesamte Kloster vom Keller bis zum Dachstuhl besichtigt und fotografisch dokumentiert, dann ging es für die Frauen daran, Akten und Schriften aus der Geschichte des Denkmals durchzusehen. Und die ist wahrlich lang. Die erste urkundliche Erwähnung einer älteren Nikolauskapelle „zur Trifft“ (Jüchener Bach) stammt aus dem Jahr 1398. Etwa zur gleichen Zeit lebte der Einsiedler Heinrich von der Blume im Büttger Wald, der eine kleine Schar von Brüdern um sich sammelte und von Johann von Reifferscheidt (ab 1394 Herr zu Dyck) mit der Gründung eines Klosters beauftragt wurde. Über die Jahrzehnte und Jahrhunderte wuchs die Ordensgemeinschaft, der Grundbesitz vergrößerte sich und Gebäude wurden hinzugefügt beziehungsweise vergrößert.

„Man lebte insbesondere von der Landwirtschaft, daher auch die landwirtschaftlichen Gebäude, die relativ groß ausgefallen sind“, erklärt Pater Andreas Petith, der mit drei weiteren Patres und einem Bruder vom Orden der Oblaten der Makellosen Jungfrau Maria im Nikolauskloster lebt. Mit der Säkularisation endete 1802 die klösterliche Nutzung für einige Zeit. Fürst Joseph von Salm-Reifferscheid-Dyck, der das Kloster 1906 erwarb, führte dort schließlich Mitte des 19. Jahrhunderts die erste rheinische Ackerbauschule.

Die Klosteranlage mitsamt der umgebenden Gründflächen steht unter Denkmalschutz.

Foto: Nikolauskloster

Fürst Alfred zu Salm-Reifferscheidt-Dyck war es letztendlich, der die Reaktivierung der klösterlichen Nutzung vorantrieb und dort 1905 die Oblaten der Makellosen Jungfrau Maria ansiedelte. Diese Ordensgemeinschaft ist bis heute im Nikolauskloster ansässig und kümmert sich mit rund 70 Ehrenamtlern darum, dass das Kloster, das noch Eigentum der fürstlichen Familie ist, ein Ort der Begegnung ist. Durch ihre lange Geschichte ist die Klosteranlage ein besonderes Beispiel dafür, wie sich das monastische Leben in einem Männerkloster entwickelte und welche wirtschaftliche, kulturelle und soziale Bedeutung es in verschiedenen Zeitaltern hatte.

Die verschiedenen Bewohner und Besitzer haben ihre Spuren über die Jahre hinterlassen, die bis heute an und in den Gebäuden sowie dem Gelände zu sehen sind. Beachtenswert sind zum Beispiel die Klosterkirche mit ihrer Ausstattung aus den 1860er Jahren und die barocke Deckenmalerei oder aber die Stuckdecke in der Bibliothek und das Deckengemälde im Petrus-Saal. Und auch der Einzug der Oblaten 1905 hat seine Spuren hinterlassen, die beispielsweise den Kreuzgang verschlossen und neue Fenster und Böden einbrachten.

„Man kann hier im Nikolauskloster obendrein von Superlativen sprechen, denn es gibt im ersten Obergeschoss die längste Kölner Decke im Rheinland. Das ist sehr beeindruckend und einzigartig“, berichtet Fröhlich. Doch nicht nur das von außen schlicht gehaltene und innen mit viel üppigem Dekor ausgestattete Kloster ist als Denkmal erfasst, sondern die Gesamtanlage mit ihren Grünflächen. Denn der Siedlungsraum hat sich im Vergleich zum 18. Jahrhundert nicht viel verändert. Die umgebenden Grünflächen, der Obstanbau, Wege und Sichtachsen des Ensembles Nikolauskloster, Dycker Weinhaus und Schloss Dyck prägen seit Jahrhunderten die Landschaft.

Mithilfe des neuen umfangreichen Gutachtens hofft der Förderverein nun, bei der Beantragung von Fördermitteln für nötige Sanierungen mehr Beachtung zu bekommen. So stehe beispielsweise die Sanierung des Daches gerade an erster Stelle, denn die alten mit Strohdocken gedämmten Dächer seien an manchen Stellen nicht mehr dicht. Ein Teil der Stroheindeckung solle auch bei der Sanierung erhalten bleiben, da sie ebenfalls eine besondere Bedeutung für das Denkmal habe und von alter Handwerkskunst zeuge.

Und so soll das Nikolauskloster durch den Einsatz des Fördervereins, der Oblaten und nicht zuletzt der vielen Ehrenamtler auch in Zukunft weiterhin ein Anziehungspunkt für die Menschen der Region und darüber hinaus sein.