„Jemand muss das Zepter in die Hand nehmen“ Zermürbendes Warten auf das Test-Ergebnis

Jüchen · Es sollte alles einfacher und schneller gehen: Das neue Lolli-Test-Verfahren versprach sofortige Auflösung der Einzeltests innerhalb von einer Nacht nach einem positiven Klassen-Pool. Das hat auch an fast allen Schulen im Stadtgebiet – mit insgesamt sechs positiven Fällen an allen Schulen – funktioniert.

Auf einen negativen Test hofften die Kinder in Hochneukirch. Leider hatten die Ergebnisse aus dem Labor Verspätung

Foto: Kurier-Verlag GmbH/Julia Schäfer

Nur nicht an der Grundschule Hochneukirch. Hier warteten die Kinder zwei Tage lang in Quarantäne auf ihr Testergebnis.

Zum Schulstart am Montag wurden alle Jüchener Schüler getestet. Wenn der gemeinsame Klassentest positiv ist, werden unverzüglich die morgens ebenfalls entnommenen Einzelproben ausgewertet. Das Labor verspricht: Bis 6 Uhr am nächsten Morgen wissen die Schüler und Eltern dann, welches Kind positiv ist. Wer negativ ist, darf direkt wieder in die Schule. So viel zur Theorie. Die Praxis funktionierte fast überall, nur nicht in Hochneukirch. Denn zwei Klassen warteten vergeblich auf ihr Ergebnis.

Fatal dabei: Ein Kommunikationsfehler sorgte dafür, dass die Eltern vermittelt bekamen, sie könnten die Kinder direkt Dienstag in die Schule bringen, wenn sie keine Mail erhalten würden. Nur positive Kinder würden eine Mal bekommen. Doch es sieht anders aus: Jeder bekommt eine Mail, negative Kinder müssen das Ergebnis beim Eintritt in die Schule vorweisen können. 

Mit der falschen Info verließen sich die Eltern der entsprechenden Klasse aber darauf, ihre Kinder wie gewohnt zur Schule bringen zu müssen. Während manche Kinder problemlos in ihre Klasse gingen, wurden andere schon am Schulhof abgehalten. Nach Klärung des Sachverhalts mussten alle Eltern informiert werden und ihre Kinder wieder abholen. „Unfassbar, mein Arbeitgeber fand das gar nicht witzig“, beschwert sich eine Mutter (Name der Redaktion bekannt).

Zuhause begann dann das Warten auf die Testergebnisse. Und das zog sich bis Mittwoch Nachmittag. „Das Personal in der Schule war ganz aktiv: Selbst spätabends und schon um 5.30 Uhr morgens hat die Sekretärin versucht, das Labor zu erreichen – vergeblich“, weiß Bürgermeister Harald Zillikens, der den Ärger der Eltern und Kinder nachvollziehen kann. 

Pure Überlastung war scheinbar der Grund, dass die Einzeltests erst so spät ausgewertet wurden. Eine weitere Mutter verdeutlicht, was das bedeutet: „Das Chaos rund um dieses Testen war sehr emotional. Die erste Nacht war schon fast schlaflos für mein Kind, weil es Angst hatte, Corona zu haben. Dann erst das Gefühl der Erleichterung: Wir hatten schließlich keine Mail. Dann der Dämpfer, dass die Ergebnisse doch noch nicht da sind und dann wieder das Warten bis zum nächsten Tag. Das geht nicht spurlos an einem Kind und seinen Gefühlen vorbei!“

Dass das Engagement der Lehrer und des Sekretariats groß ist, wissen sowohl die Eltern als auch der Bürgermeister. Doch leider fehlt an der Schule die Schulleitung. Die stellvertretende Position ist ausgeschrieben, aber seit dem Sommer unbesetzt. Die Schulleiterin ist schon länger krank. Aufgefangen wird alles mit viel Engagement von dem vorhandenen Personal. Dennoch wird in einer Situation wie in dieser Woche eine erfahrene Leitung benötigt, die „das Zepter in die Hand nimmt“.

Für die Kinder der zweiten und dritten Klasse ging es Donnerstag regulär mit dem Unterricht weiter. Die Eltern fragen sich: „Was passiert beim nächsten Mal? Drei Tage zu warten war für uns Erwachsene schon zermürbend. Man muss sich mal überlegen, wie es für die Kinder sein muss. Wir hängen doch ständig in der Luft... Es muss doch mal jemanden geben, der alles koordiniert.“

Das Labor wird vorgegeben, das darf die Stadt nicht selbst wählen. Zillikens dazu: „So eine Situation war auch für uns nicht wirklich tragbar. Natürlich verstehen wir, dass die Eltern und Kinder verärgert waren!“ Julia Schäfer