1. Hilfe-Wissen auffrischen Jeder von uns kann ein Lebensretter sein — man muss sich nur trauen!
Jüchen · Schockmoment bei der Fußball-Europameisterschaft: Der Däne Christian Eriksen sackt zusammen. Herzstillstand. Die ganze Fußball-Welt scheint still zu stehen. Dem schnellen Handeln der Ärzte ist es zu verdanken, dass der Nationalspieler überlebt. Doch muss man Mediziner sein, um ein Menschenleben zu retten? „Nein, das kann jeder von uns“, wissen Heinz Dieter Abels und Ilja Reisson von der Jüchener Feuerwehr.
Als Leiter der Jüchener Feuerwehr hat Heinz Dieter Abels, ebenso wie sein Kollege Ilja Reisson (Stellvertretender Löschzugführer in Hochneukirch und hauptberuflich Rettungssanitäter), schon mehrfach die Situation erleben müssen, einen Menschen zu reanimieren. „Das Wichtigste vorweg: Man kann bei der Reaninmation nichts falsch machen. Denn der Mensch ist in dem Moment ja schon tot. Wir können aber unser Bestes geben, um ihn zurück ins Leben zu holen“, so die beiden Profis. Wichtig sei, dass so schnell wie möglich gehandelt wird: „Die Wahrscheinlichkeit, dass Du ohne Defizite rauskommst, schwindet mit jeder Minute um zehn Prozent!“
Die Jüchener Feuerwehr ist übrigens als „First Responder“ im Stadtgebiet unterwegs. Das bedeutet, dass sie sofort zu einem Einsatz fahren und 1. Hilfe leisten, wenn der Rettungswagen unterwegs ist. Denn an der Malteser Wache in Jüchen ist nur ein Rettungswagen stationiert. Ist dieser im Einsatz, müssen die Kollegen aus Grevenbroich, Mönchengladbach oder sogar Neuss anrücken. Um aber sofort Hilfe zu leisten, rücken die Florianer unverzüglich an. „Das sind circa zehn Einsätze im Jahr. Das kann schon mal eine schlimme Schnittverletzung sein, aber tatsächlich mussten wir auch schon reanimieren“, erklärt Heinz Dieter Abels. Mittlerweile sind übrigens alle ersten Einsatzfahrzeuge mit Defibrillatoren ausgestattet. Auch im Rathaus, in Schulen und auf Sportplätzen sind die wichtigen Lebensretter zu finden. „Auch hier gilt: keine Scheu. Das Gerät gibt genaue Anweisungen, was zu tun ist. Sie können nichts falsch machen!“, appellieren Abels und Reisson an die Bürger, sofort zu handeln. Ist kein Defibrillator in der Nähe und ist vor Aufregung das Gelernte aus dem 1. Hilfe-Kurs plötzlich weg, hilft auch die Kreisleitstelle und erklärt per Telefon jeden Schritt, bis die Rettungskräfte eintreffen.
„Wir wissen, dass es anfangs Überwindung kostet. Man muss aber wirklich keine Angst haben, etwas falsch zu machen. Auch wenn es mal knackt. Eine gebrochene Rippe ist besser als zu sterben... Wir können mit Helfen nicht verlieren, sondern einen Menschen zurück ins Leben holen. Das ist anstregend — emotional und auch körperlich. Wechseln Sie sich ab, wenn Sie mit mehreren Menschen bei einem Notfall sind. Sprechen Sie die Menschen gezielt an zu helfen. Wenn Sie den Patienten lebend an die Rettungskräfte übergeben, ist das das Maximum, was Sie als Ersthelfer erreichen können.“
Auch bei den Profis von der Feuerwehr kommt es schon mal zu Einsätzen, die nicht loslassen: „In dem Moment der Hilfeleistung können wir routiniert unser Wissen abrufen und anwenden. Aber dann kann es auch schon mal vorkommen — besonders bei jungen Menschen — dass uns das Erlebte nicht loslässt. Dann haben wir die Möglichkeit, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen.“
Bei den meisten Erwachsenen ist der 1. Hilfe-Kurs lange her. „Wir würden uns wünschen, dass jeder sein Wissen alle zwei bis drei Jahre auffrischt. Wir bei der Feuerwehr machen das sogar jedes Jahr“, so Reisson. Es empfiehlt sich also, mal wieder einen Kurs zu besuchen. Das ist in Jüchen bei den Maltesern möglich.
Für den Top-Kurier zeigt Ilja Reisson noch mal die wichtigen Schritte für eine Reanimation. Unser Tipp: Seien Sie vorbereitet! Schneiden Sie sich die Bilder mit Ilja Reisson aus, hängen Sie den Ausschnitt mit den Anweisungen Zuhause auf — als Sicherheit, dass Sie nachschauen können, wenn ein Notfall mal eintreten sollte.
Julia Schäfer