Schicksal in Hochneukirch Seit drei Monaten kein Zutritt zum Haus

Hochneukirch · Stellen Sie sich vor, Sie dürfen seit drei Monaten nicht in Ihr Haus, in dem sie seit 52 Jahren leben. Weil im Nachbarhaus ein Wasserschaden ist, so dass Ihr Haus einsturzgefährdet ist. Und dann passiert ganz lange nichts.

Hält tapfer durch: Michaela Pfeiffer mit Hund Lilly.

Foto: Kurier-Verlag GmbH/Julia Schäfer

Klingt nach einem Albtraum. Ist für Michaela Pfeiffer aber leider traurige Realität.

Wer die Hochstraße kennt, weiß sofort von welchen Häusern die Rede ist. Seit sich im März nach einem Rohrbruch geschätzte 30.000 Liter Wasser ihren Weg durch das gesamte unbewohnte Haus gebahnt hatten und damit das betroffene sowie das Nachbarhaus als einsturzgefährdet abgesperrt werden mussten, ist neben der Kirche nur noch eine einspurige Befahrung möglich. Das sorgt für ordentlich Verkehrschaos, vor allem wenn sich Busse von beiden Richtungen aus begegnen oder die Müllabfuhr unterwegs ist. 

Michaela Pfeiffer gehört das Nachbarhaus, das in Mitleidenschaft geraten ist. Sie kann das Chaos aus einer kleinen Übergangs-Wohnung miterleben. Denn dort musste sie vor drei Monaten unterkommen. Mit ihren Habseligkeiten, die sie innerhalb von zwei Stunden zusammen packen musste. Zwar durfte sie unter Aufsicht ihr Haus noch mal betreten, um weitere Sachen zu holen, doch wann sie wieder in ihr Eigentum ziehen darf, ist ungewiss. „Ich war von der Hilfsbereitschaft der Menschen sehr gerührt. Ich wurde gefragt, was ich alles brauche“, ist Pfeiffer dankbar. Die 76-Jährige ist tapfer, doch die Perspektivlosigkeit, wann sie endlich wieder nach Hause darf, zermürbt die Hochneukircherin. „Und dann werde ich auch noch ständig auf den chaotischen Verkehr angesprochen. Ich kann ja gar nichts dafür.“ Als Opfer eines Unglücks ist sie nun auch abhängig davon, wann der Eigentümer des betroffenen Hauses Wege einleitet. Erst dann kann auch Pfeiffer sich um ihr Haus kümmern.

„Wir können die schreckliche Lage von Frau Pfeiffer nachvollziehen und uns tut das sehr leid. Sobald die Stadt darf, wird sie sofort das Mögliche tun, um die Arbeiten voran zu treiben“, erklären Tim Stein (Leiter Amt für Stadtentwicklung) und Jochen Hüsges (Abteilungsleiter Untere Bauaufsicht). Doch in dem Satz steckt das Problem, weshalb alles andauert: „sobald wir dürfen“. Denn noch sind der Stadt die Hände gebunden: „Die Rechtslage ist so, dass es Fristen gibt und an die müssen wir uns rein rechtlich halten. Wie der Zeitplan aussieht, können wir nicht verkünden, da es sich um ein laufendes Verwaltungsverfahren handelt.“ So lange wird auch die Verkehrssituation noch andauern. „Uns ist bekannt, wie die Lage ist. Aber es geht vorrangig um die Sicherung des Verkehrs und ohne die Stützen wäre sie nicht gegeben“, so die beiden Rathaus-Mitarbeiter.

Michaela Pfeiffer wird ihr Zuhause also noch länger nur von außen sehen können: „Es ist schwer zu ertragen so ohne Perspektive.“

Julia Schäfer