Wird Rahmenplan gegen den Bürgerwillen durchgeboxt?

Wevelinghoven · Das zweite Wevelinghovener Stadtteilgespräch dürfte Bürgermeister Klaus Krützen und Stadtplanungs-Chefin Dorothea Rendel schwer im Magen liegen: Für das geplante Neubaugebiet hagelte es Kritik. Und bei dem Versuch, dass dahinter steckende Verkehrskonzept zu erklären, gerieten beide doch arg ins Schwimmen ...

Schön anzuschauen, der Rahmenplan für das neue Baugebiet im Wevelinghovener Süden. Nur, eine sinnvolle verkehrstechnische sinnvolle Anbindung sei erst gar nicht versucht worden, monierten die Teilnehmer am Stadtteilgespräch. Im März sollen die Planungspolitiker bereits entscheiden.

Foto: Plan: SGV

Den "Rahmenplan Wevelinghoven-Süd" soll der Planungs-Ausschuss im März beschließen. Im Entwurf der Verwaltung sind rund 410 Wohneinheiten vorgesehen, die einen möglichst bunten Mix an Zuschnitten bieten sollen. Die Bürger rechneten schnell: Das würde rund 1.000 Pkw zusätzlich bringen, die zweimal täglich durch die Gartenstadt fahren werden.

Dorothea Rendel betonte zwar, dass verkehrstechnische Untersuchungen noch durchgeführt werden müssen (siehe auch nebenstehenden Kasten), verwies aber stolz auf vier Anbindungen, die für das Neubaugebiet vorgesehen seien: Heyerweg, "An der Sägemühle", "Am Böhnerfeld" und die neue Hilmar-Krüll-Straße würden den Verkehr ableiten.

"Wir sind an einem Punkt, wo es gefährlich wird: Alle Straßen führen doch in den großen Topf"

Die anwesenden Bürger entlarvten dieses Konzept schnell als Milchmädchen-Rechnung: "Alle vier Straßen laufen auf der Grevenbroicher Straße aus. Die ist jetzt schon voll. Ich komme ja jetzt schon nicht aus der Einfahrt raus", machte zum Beispiel Harry Pulz deutlich, der dort wohnt. Für ihn steht fest, dass die alteingesessenen Bürger unter dem Neubaugebiet leiden werden.

"Wir sind an einem Punkt, wo es gefährlich wird: Alle Straßen führen doch in den großen Topf", stimmten ihm andere Bürger zu. Und Uwe Holl ergänzte: "Das Baugebiet ,An Mevissen' wird seit acht, zehn Jahren geplant. Vor drei Jahren wurde die Problematik schon diskutiert. Warum wurde noch nichts in Richtung Anbindung des Baugebietes an die Kreuzungsampel unternommen?", wollte er wissen.

Chefplanerin Rendel lenkte ein: Eine Anbindung an die Land- oder die Kreisstraße sei erfahrungsgemäß nur sehr schwer durchzusetzen, weil es für übergeordnete Straßen klare Beschränkungen gebe. Dennoch könne dies — wenn von der Politik gewollt — natürlich versucht werden.

Nur: Der aktuelle Entwurf des Rahmenplanes sieht eine solche Anbindung nicht vor. Ganz im Gegenteil: Imposante Lärmschutzmaßnahmen grenzen das geplante Baugebiet geschlossen ab. Selbst der vom Bürgermeister Krützen ins Spiel gebrachte große Kreisverkehr an der Ampelkreuzung (wie berichtet könnte er im Zuge der "Inter-snack"-Planungen notwendig werden) findet im Plan keinen Niederschlag. Wie aber will die Stadt bei Kreis und Land für eine direkte Anbindung Überzeugungsarbeit leisten, wenn der Rahmenplan aussagt, dass er da ohne auskommt?

"Wir brauchen Fakten!"

Bürgermeister Klaus Krützen zeigte am Ende Nerven: "Was ist die Schlussfolgerung? Weil wir Verkehr und Infrastruktur nicht beherrschen, können wir uns nicht mehr weiterentwickeln? Der Konflikt lässt sich nicht so auflösen, dass alle zufrieden sind!" Neuer (und bezahlbarer) Wohnraum sei nun einmal besonders dringend notwendig.

Und den Kritikern rief er zu: "Wir brauchen Fakten. Wenn wir Fakten haben, werden wir sehen, ob Ihr Bauchgefühl recht hat."

Nur, wenn die Planungspolitiker im März den Rahmenplan Wevelinghoven-Süd beschließen sollen, werden diese Fakten noch nicht vorliegen.

(Kurier-Verlag)