Die Karawane zieht immer wieder: IHK warnt vorm Verkehrs-Infarkt
Grevenbroich · Beim Stichwort „Karawane“ denkt man an lange Reihen von schwer beladenen Kamelen, die durch die Wüste ziehen. Dabei haben wir lange Karawanen vor der Haustür, die tagtäglich in die Stadt und auch wieder hinausziehen.
Die sich über unsere Straßen-Wüste quälen und sich dabei oft wie Kamele vorkommen ...
Die IHK hat in ihrer Studie „Wo(hin) die Arbeit ruft“ die allmorgendlichen und allabendlichen Pendlerströme aufgedröselt. „Diese Zahlen zeigen, welchen Belastungen die Verkehrsinfrastruktur ausgesetzt ist“, betont IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz. Und wie viel getan werden muss, um den (schon beginnenden) Verkehrs-Infarkt noch abzuwenden.
Beispiel Grevenbroich: 63.000 Menschen wohnen in der Schloss-Stadt. 25.000 stehen in Lohn und Brot. 16.000 davon müssen auspendeln (bis Aachen, Bonn und Dortmund). Gleichzeitig kommen 13.000 Pendler zu ihrer Arbeitsstelle in die Stadt hinein.
Die Zahlen für Jüchen: Von den 23.000 Einwohnern stehen 9.000 in Beschäftigung. 8.000 pendeln täglich zu ihrer Arbeitsstelle jenseits der Stadtgrenzen. Gut 2.000 führt der Job dagegen von außerhalb nach Jüchen.
Schließlich Rommerskirchen: Von den 13.000 Einwohner haben 5.500 einen Job. Und 552 davon bleiben in der Gillbach-Gemeinde. Der Rest schwärmt aus; vor allem nach Köln, Grevenbroich und Neuss. Gleichzeitig pendeln 1.200 Menschen nach Roki hinein.
Zusammengenommen sind das 45.200 Bewegungen im Berufsverkehr, die unsere Straßen, Autobahnen, Schienen und Bahnhöfe zu bewältigen haben. Nicht mit gerechnet, die unsere Region als „Transitland“ benutzen.
Steinmetz fordert mehr Investitionen in die Infrastruktur. Er empfiehlt den sechsspurigen Ausbau der Autobahnen mit Bezug zu Düsseldorf und Köln (A 44, A 46, A 52, A 57). Ebenso wichtig sei eine Stärkung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) sowie die Nutzung intelligenter, digitaler Systeme, um den Verkehrsfluss flexibler zu organisieren, sowie die Förderung von Elektrofahrzeugen. Er warnt: „Wird der Aufwand, seinen Arbeitsplatz zu erreichen, zu groß, zieht der Arbeitnehmer eventuell um und verlässt unsere Region.“
Gerhard Müller