Wichtig für Eisvogel & Co: Erft wird auch ohne Umgehung komplett umgebaut
Kapellen · Die über 1.000 Unterschriften unter der Online-Petition gegen die Erft-Auen-Querung der L 361 n sind Fake. Die West-Tangente ist und bleibt ein „tot geborenes Kind“. Und die Hoffnung, dass die Erft ohne die Umgehungsstraße so erhalten bleibt, wie sie heute aussieht, ist ein Utopie.
Vertreter der Bürger-Initiative „Pro O“ sind erbost darüber, wie die Diskussion um die Kapellener Verkehrsprobleme aktuell läuft. Und sie sagen, was ambach ist. Ihrer Meinung nach.
„Pro O“-Vorsitzender Wolfgang Esser und sein Vize Leo Krüll besuchten die Redaktion des Erft-Kurier. Und machten ihrem Ärger über die L 361 n-Gegner Luft: „Das sind Leute, die groß Stimmung machen und die nicht bei der Fakten bleiben.“ Und: „Das Stimmungsbild im Dorf sieht ganz anders aus.“
Dabei verweisen sie unter Anderem auf die von „Pro O“ gemachte Bürger-Befragung: Die in der bekannten „facebook“- Gruppe zusammengekommenen Gegner der Erft-Auen-Querung würden diese Befragung in Zweifel ziehen, weil sie online durchgeführt worden sei. Ihre eigene Petition erfolge nun aber auch online. Und die genannte Zahl der über 1.000 Unterschriften (siehe auch Seite 6) seit definitiv falsch: „400 davon kommen nicht aus Grevenbroich, noch nicht einmal aus dem Kreis, sondern zum Beispiel aus Norddeutschland. Da werden alle möglichen Leute mobilisiert, die mit dem Projekt oder mit Kapellen nichts zu tun haben“, so Leo Krüll wörtlich.
Die wieder ins Spiel gebrachte West-Tangente sei nicht mehr als Fata Morgana: Sie stehe in keinem Straßenbedarfsplan, sei auf Landes- oder Regierungsbezirks-Ebene kein Thema. Und im Kapellener Neubaugebiet würden 4.000 Leute wohnen, die der Ruhe wegen dorthin gezogen wären. „Was glauben Sie, was da für ein Widerstand kommt, wenn die West-Tangente geplant würde?“
Leo Krüll: „Ein tot geborenes Kind wird nicht dadurch lebendig, dass man ihm einen neuen Namen gibt.“ Nicht umsonst sei diese Umgehung von Rat und Stadt schon vor Jahren ad Acta gelegt worden. Zu viel spreche gegen eine Realisierbarkeit (zusätzliche Verkehrsbelastung für Noithausen, noch keinerlei Kontakte zur Deutschen Bahn, deren Trasse gequert werden müsste).
Und „Pro O“-Chef Esser greift einen weiteren Grundlagen-Punkt der „L 361 n“-Gegner an: „Diese besagte ,Erft-Aue’, die gerettet werden soll, gibt es doch noch gar nicht. Wir haben ein schönes Stück Natur, das aber ein kanalisierter Fluss ist, der aus industriellen Gründen so gestaltet wurde.“
Erst mit der vom Erft-Verband geplanten Renaturierung sollen wieder Auenlandschaften entstehen. In Wevelinghoven wird zum Beispiel überlegt, den Flusslauf wieder aus dem Ort in Richtung Kapellen zu verlagern, da wo er vor dem Tagebau gewesen war.
„Die Erft wird in diesem Bereich ihre Gestalt komplett verändern. Und das hat überhaupt nichts mit der Umgehungsstraße zu tun“, unterstreicht der Vorsitzende.
Umso wichtiger sei es, dass die neue Umweltverträglichkeitsprüfung begonnen werde. „Die hat es vor fünf Jahren schon mal gegeben und damals war alles gut“, so Krüll. Für jede bedrohte Tierart hätte es ein seitenlanges Dossier gegeben, das aber keine Einwände erbracht hätte.
Die beiden berufen sich auf Landrat Petrauschke: In den nächsten zweieinhalb Wochen soll die bekannt gegebene Planungsvereinbarung zwischen Land und Kreis (wir berichteten) unterschrieben werden. Und dann können die Wissenschaftler nachschauen, was an der Aufregung wirklich dran ist...
Gerhard Müller