„KKG gegen das Vergessen“ unterstützte Aktion auf dem Juden-Friedhof Wenn die Steine einst verwittert sind, bleiben Riedels Abdrücke

Grevenbroich · Künstler Gereon Riedel setzt sich mit seinen jüngsten Arbeiten mit den Inschriften jüdischer Friedhöfe unserer Region auseinander. Mit großem Respekt und tiefer Würdigung vor diesen jüdischen "Häusern der Ewigkeit" und in Würdigung der Inschriften nimmt er mit einem eigens hierfür entwickelten, die Steine schonenden Werkzeug zeichnerische Abdrücke von den Grabsteinen auf Papier.

Das Kunstprojekt „Denk´mal“ mit Gereon Riedel und dem Arbeistkreis „Judentum“ im Geschichtsverein Grevenbroich wurde mit einigen Projektschülern sowie Matthias Krey, der momentan im Rahmen einer Schülerprojektarbeit die Ereignisse des Novemberpogroms und Fred Sterns Erfahrungen zu dieser Zeit filmisch aufbereitet, erstmals durchgeführt. Alle waren begeistert von dieser Art einen neuen Zugangs zu Denkmälern und der jüdischen Friedhofs- und Bestattungskultur. Es wurden tatsächlich im besten Sinne des Wortes Berührungsängste, die selbst bei den KKG-Projektschülern, die sich schon lange mit dem Friedhof auseinandersetzen, (noch) zu spüren waren, abgebaut. Das Projekt „Denk´mal“ wurde zuvor auch mit dem neuen Geschäftsführer des jüdischen Landesverbandes Michael Rubinstein und dem Friedhofsbeauftragten Dieter Peters, der am Tag des Denkmals ebenfalls anwesend war, abgestimmt. Ebenso mit der unteren Denkmalbehörde der Stadt Grevenbroich.

Sein Werkzeug erinnert den Betrachter sofort an die alte jüdische Tradierung der Thora, die auf Rollen geschrieben und Buchstabe für Buchstabe eins zu eins vervielfältigt wird. Als Künstler geht er jedoch einen Schritt weiter und setzt Inschriften, Verzierungen und Motive der Grabdenkmäler in einen neuen künstlerischen Zusammenhang.

Berührende Kultur-Arbeit.

Riedel experimentiert mit unterschiedlichen Stoffen und Techniken. Was bleibt, sind die original-getreuen, eins zu eins übertragenen Inschriften, Zeichen und Symbole dieser einzigartigen deutsch-jüdischen Kultur, die aufgrund des Holocaust auf den Grevenbroicher Friedhöfen keine Fortsetzung mehr erfährt.

In Hemmerden ist als letzte jüdische Einwohnerin Marianne Stern-Winter beigesetzt. Alle Friedhöfe sind nunmehr aufgelassen und bleiben stumme Zeugen einer leider untergegangenen Kultur.

Die Grabsteine beziehungsweise Inschriften auf den Friedhöfen bleiben nach jüdischer Tradition sich selbst überlassen. Eines Tages werden die Inschriften, ja die Grabsteine selber verschwunden sein …

Gereon Riedel schafft es jedoch mit seinen Kunstwerken, diese in eine Zukunft zu transportieren und ermöglicht neue, faszinierende Blicke auf diese oftmals in Vergessenheit geratene stumme Zeugen dieser früheren deutsch-jüdischen Symbiose.

Am "Tag des Denkmals" konnten erstmals Schüler des Projektes "KKG gegen das Vergessen” auf dem jüdischen Friedhof in Stadtmitte mit Gereon Riedel arbeiten.

Der Geschichtsverein Grevenbroich bietet nun gemeinsam mit dem Künstler Gereon Riedel weitere Projekte mit Schülern beziehungsweise Jugendlichen an.

Jugendliche können selber unter Anleitung von Riedel Abdrücke von Grabdenkmälern und Inschriften auf Grevenbroicher jüdischen Friedhöfen nehmen und gemeinsam mit dem Künstler eigene Kunstwerke schaffen. So werden auch Berührungs-Ängste mit der jüdischen Kultur — hier natürlich besonders der Bestattungskultur — im wahrsten Sinne des Wortes abgebaut.

Immer mit dem nötigen Respekt vor dem Ort und der Totenruhe der beigesetzten Menschen. Interessierte Jugendliche oder Schulklassen sind herzliche eingeladen und können sich melden unter

info@ judentum-grevenbroich.de

(Kurier-Verlag)