Verpennt Grevenbroich die Super-Chance einfach?
Grevenbroich · Was kommt nach der Braunkohle? Diese Frage beschäftigt derzeit viele schlaue Köpfe aus der Region zwischen Düsseldorf und Aachen, zwischen Mönchengladbach und Köln. Gerade Jüchens Bürgermeister Harald Zillikens ist hier gut vernetzt.
Nur in der Grevenbroicher Politik wird das Thema, so die Befürchtung des SPD-Landtags-Abgeordneten Rainer Thiel, verschlafen: „Da verstreicht Zeit; andere agieren klüger. Grevenbroich lässt Chancen ungenutzt.“
Im Grevenbroicher Süden befindet sich – so eines seiner Beispiele, wie man heute schon Weichen für die Zukunft stellen könnte – einer von vier Standorten für „landesbedeutsame und flächenintensive Großvorhaben“ in Nordrhein-Westfalen.
„Solche Standorte sind vorgesehen für Vorhaben mit besonderer Bedeutung für wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Es geht dabei um industriell geprägte Vorhaben mit einem Flächenbedarf von mindestens 80 Hektar“, erläutert der MdL. Insgesamt sind für Neurath 300 Hektar festgelegt.
Thiel weiter: „Für drei der vier Standorte gibt es bereits Entwicklungs-Initiativen. Für diese wird eine mittelfristige Verfügbarkeit angestrebt.“ Ausdrücklich schließt das auch eine Anbindung ans überregionale Verkehrsnetz, also insbesondere Straßen und Schiene, ein. Land und Kommunen sollen die Entwicklung solcher Flächen in partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit der Wirtschaft planen, entwickeln und vermarkten.
„Für Grevenbroich gibt es noch keine Entwicklungs-Initiative“, moniert Thiel die bisher verpasste Chance. Grevenbroich sei aber vom Strukturwandel im Rheinischen Braunkohlerevier und von der Energiewende Deutschlands besonders betroffen.
Die Rot-Grüne Landesregierung hat ein Landesprogramm „Innovationsregion Rheinisches Revier“ (IRR) auf den Weg gebracht mit dem Ziel, bereits heute auf die Strukturveränderungen zu reagieren: „Wir wollen das Rheinische Revier auf Basis der gegeben wirtschaftlichen und infrastrukturellen Stärken zu einer Modellregion entwickeln, in der in beispielhafter Weise die Energiewende durch eine nachhaltige Industrie- und Strukturpolitik voran gebracht wird. Es ist nun aber an der Zeit, mit einer Entwicklungs.Initiative für die Fläche in Neurath zu beginnen“, echauffiert sich Thiel über die „Grevenbroicher Zurückhaltung“.
Für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes besonders bedeutsam sind Vorhaben, die Arbeitsplätze schaffen und sichern, die Wertschöpfungsketten stärken, die zur Innovationskraft des Landes beitragen. Möglich seien Betriebe oder Betriebsverbände mit neuen, zukunftswirkenden Produkten oder Produktionsverfahren. Mit einer Entwicklungsperspektive sei erheblicher Koordinierungs- und Finanzierungsleistung verbunden. „Es geht insbesondere um die Optimierung der Verkehrsanbindung und der Flächenverfügbarkeit. Eine gezielte Vermarktung kann durch die landeseigene Wirtschaftsförderungsgesellschaft unter Beteiligung der kommunalen und regionalen Kooperationspartner erfolgen. Es geht daher jetzt darum die verschiedenen Akteure zusammenzubringen.“