„Tüte für obdachlose Menschen“ Wenn der Wald sicherer erscheint als das Wohnheim

Grevenbroich · Der Verein „Grevenbroich packt an“ kümmert sich um obdachlose Menschen in Grevenbroich. Zweimal im Monat organisieren Jana Marx und ihr Team eine warme Essensausgabe, mit Hilfe des Grevenbroicher Rotary-Clubs konnte jetzt das Projekt „TOM“ umgesetzt werden.

Jana Marx und Andreas Wagner verteilen in der Woche 100 „TOM“-Tüten auf dem Schulhof der dritten Realschule an obdachlose Grevenbroicher.

Foto: KV./Gerhard P. Müller

Die Frage „Warum gehen die Obdachlosen denn nicht einfach in die städtischen Wohnheime?“ kennt die Vorsitzende zu gut. Und sie hat sie schon oft beantwortet: Das Wohnheim in Noithausen ist total überlaufen. Tiere, Hunde, sind dort nicht erlaubt. Und Frauen haben dort Angst um ihre Sicherheit.
Also leben immer mehr Menschen auf der Straße. Jana Marx spricht von rund 200, die auch jetzt in der kalten Jahreszeit die Nächte im Freien verbringen. Versteckt, im Wald oder in Parks.

Genau hier setzt die gemeinsame Aktion mit den Rotariern an: „TOM“ steht für eine „Tüte für obdachlose Menschen“. Diese ist gedacht für Personen ohne festen Wohnsitz, deren Lebensumstände in den Wintermonaten noch einmal deutlich schlimmer sind als ohnehin schon. Deshalb hat der Verein „Grevenbroich packt an“ eine Tasche mit den allernotwendigsten Inhalten entwickelt, die den betroffenen Menschen die notdürftigsten Utensilien zur Verfügung stellt: Zelt, Schlafsack, Mütze, Gaskocher, Hygieneartikel, einige Lebensmittel und Ähnliches sind dort drin.

Der Inhalt der Tasche hat einen Wert von rund 110 Euro. Der „Rotary Club“ aus Grevenbroich unter Präsident Andreas Wagner hatte sich nach einem beeindruckenden Vortrag von Jana Marx entschieden, die Kosten aller Taschen in Höhe von 11.000 Euro zu finanzieren.

Dies geschieht aus Club-eigenen Mitteln unter Beteiligung interner Sponsoren. Und nach dem Vortrag ging es dabei ganz flott. Andreas Wagner: „Einen Tag später konnte ich schon weitergeben: Es läuft. Ich war wirklich positiv gerührt von der Spendenbereitschaft unserer Mitglieder.“ Und Jana Marx ergänzt: „Ich habe erst einmal voller Freude geheult.“

Dabei bemüht sich der Verein nicht nur um warmes Essen und halbwegs erträgliche Nächte. Ein Ziel ist es, die Menschen wieder selbstständig zu machen – die eigene Wohnung und auch ein Job sind das Ziel. „Pro Jahr schaffen wir das bei 20 der Wohnungslosen“, betont die Vorsitzende, die sich auch (noch) mehr Unterstützung von Seiten der Stadt wünscht: Ja, es gebe zwei Streetworker für dieses Klientel. „... das ist aber angesichts der Zahlen viel zu wenig“, seufzt Jana Marx.