Troles rein, Thiel und Markert raus / CDU und FDP dominieren auch im Kreis Stimmen, die (er)zählen ...

Grevenbroich · "Manchmal muss man sich schütteln wie ein nasser Hund." Bürgermeister Klaus Krützen fasste mit diesen Worten die Stimmung der Sozialdemokraten auch im Rhein-Kreis trefflich zusammen. Nicht nur er fand die 33,8 Prozent für den (bis dahin) Amtsinhaber Rainer Thiel als ungerecht, sah die Ursache ausschließlich im Landestrend: Vor fünf Jahren war Rainer Thiel mit diesem Landestrend in den Landtag gespült worden, jetzt wurde er wieder hinausgespült.

Heike Troles und die Grevenbroicher CDU bejubeln den Wahlsieg der Christdemokraten im Land, im Rhein-Kreis und natürlich auch in Rommerskirchen sowie in der Schloss-Stadt.

Thiel selbst sah die Ursache für die "krachende" Niederlage der SPD (Zitat Martin Schulz) bei der Landes-Partei: "Den Angriffen von CDU und FDP wurde nicht rechtzeitig und entschlossen genug entgegengetreten. Wir hätten uns gegen das Schwarzmalen des Landes wehren müssen." Und so ganz zufrieden mit der Tatsache, dass sich Martin Schulz — auf Wunsch von Hannelore Kraft und der Landes-SPD — aus dem Wahlkampf herausgehalten hat, ist Thiel auch nicht (obwohl Schulz Auftritt in Gindorf mächtig in die Hose ging; lesen Sie auf Seite XY). Und noch immer im Wahlkampf-Modus schiebt Rainer Thiel nach: "An der Länge der Staus wird sich gar nichts ändern!"

Rainer Thiel: „Es gibt Wahlabende, da freut man sich was mehr. Und es gibt Wahlabende, da freut man sich was weniger. Ich freue mich heute Abend überhaupt nicht.“ Dennoch soll — nach einem kurzen Erholungsurlaub — die Arbeit weitergehen. Immerhin sitzt Thiel weiterhin im Braunkohle-Ausschuss des Landes, im Regional-Rat und im Kreistag.

Das ficht die beiden Wahlgewinner CDU und FDP natürlich nicht an: Die Christdemokraten holen alle drei Direktmandate im Kreis; Heike Troles kann mit genau 42,2 Prozent ein wirklich tolles Ergebnis vorlegen.

Bürgermeister Klaus Krützen war einer der ersten Gratulanten bei Heike Troles. Auf gute Zusammenarbeit wird es ankommen ...

Foto: Foto: -gpm.

Ein Ergebnis, dass vielen Altvorderen in der CDU Respekt abverlangt: "Ich habe in meiner Zeit nie einen Kandidaten in den Landtag bringen können. Wolfgang Kaiser hat´s drauf", applaudierte zum Beispiel Michael Heesch. Der heutige Erste Beigeordnete war lange Zeit CDU-Partei-Chef in Grevenbroich. Landrat Hans-Jürgen Petrauschke lobte seinerseits den Troles´schen Fleiß: Sie habe sich seit ihrer Nominierung mit Akribie in die Themen eingearbeitet und sei sozusagen bei allen Termin aufgetaucht (Wolfgang Kaiser grimmig über Thiel: "Fünf Jahre habe ich ihn nicht gesehen, zwei Monate vor der Wahl taucht er dann überall auf. So Leute brauchen wir nicht.).

Wolfgang Troles während der Auszählung: „Heike muss noch damit umgehen lernen, dass sie nicht jeden Stimmbezirk gewinnen kann.“

Sehr zufrieden natürlich auch die Liberalen: Die FDP holt in Grevenbroich, Rommerskirchen und Dormagen 14,3 Prozent. Im Jüchener Wahlkreis sind es 19,9 Prozent (Simon Kell als Direktkandidat der FDP holt beachtliche 12,7 Prozent).

"Es geht permanent bergauf. Das kann man gut aushalten", strahlte FDP-Stadtrat Peter Cremerius, der bei den Liberalen eintrat, als die im Bund bei zwei Prozent lagen. Doch Bundestags-Kandidat Bijan Djir-Sarai warnt: "Das war heute nur ein Halbfinal-Spiel."

Und in der Tat: Nach der Wahl ist vor der Wahl. Im September geht es um den Bundestag. Um die Bundesregierung. Um die Bundesrepublik.

Gerhard Müller

PS:

"Grünen"-Kandidat Hans-Christian Markert tauchte am Wahlabend in den meisten Balkengrafiken nicht auf. Sein Stimmergebnis (vier Prozent) wurden von den Rechnern automatisch unter "Sonstige" subsumiert.

Markert, der im kommenden Landtag nicht mehr vertreten sein wird, hatte ja auch einen Zwei-Fronten-Krieg zu führen: Während er sich (plakativ und inhaltlich) vor die Braunkohle und die Kraftwerke stellte, suchte sein Umweltminister Johannes Remmel immer wieder neue Gründe, darauf einzuknüppeln.

So erschien "HC" den einen wohl nicht glaubwürdig, den anderen nicht "ur-grün" genug.

(Kurier-Verlag)