Die Geriatrie brummt, die Chirurgie läuft gut, die Palliativmedizin leistet gute Beiträge. Die Notfallstation nimmt sogar Fälle aus Neuss auf, weil dort Überlastung herrscht. Die in Grevenbroich verbliebenen Stationen zeigen eine positive Entwicklung. Das zeigt, dass der Standort eine Perspektive hat. Die Infrastruktur hier ist so, das Ärzte aus Neuss schon mal nach Grevenbroich ausweichen, weil die Operationssäle hier gut sind. Und von den Patientenzimmern träumen andere. Warum wird das nicht mehr genutzt?
Rainer Thiel (SPD) zum Grevenbroicher Krankenhaus „Schluss mit dem Schlechtreden“
Grevenbroich · Aktuell tagt der Kreis-Ausschuss im Kreishaus in Neuss. Im nicht öffentlichen Teil wird ein Antrag der „Grünen“ und der SPD „Beschlussempfehlung/ Diskussionsgrundlage Gesellschafter-Ausschuss" beraten. Dabei geht es um nichts anderes als die Zukunft des Rheinland-Klinikums, zu dem das Grevenbroicher „St. Elisabeth“-Krankenhaus gehört.
SPD-Politiker Rainer Thiel stellte sich kurz vor Sitzungsbeginn einem Erft-Kurier-Interview.
Wie sehen Sie die Diskussion um das „St. Elisabeth“-Krankenhaus in Grevenbroich?
Rainer Thiel: Es muss endlich mal Schluss sein mit dem Schlechtreden des Standorts Grevenbroich aus interessierten Kreisen…
Wie meinen sie das?
In Grevenbroich wird gute medizinische Leistung erbracht, von guten Ärzten und engagierten Personal, oft genug am Limit ihrer Kräfte. Das verdient Respekt und Anerkennung. Statt dessen verbreitet die Geschäftsführung Angst und Schrecken.
Nennen sie Beispiele.
Das führt zur Frage, warum trotzdem immer wieder das Thema aufkommt, das Krankenhaus in Grevenbroich zu schließen….
Zunächst einmal sind alle Krankenhausstandorte unterfinanziert; da fehlt einfach Geld im System. Das löst natürlich überall Sorgen aus. Wenn aber ein Standort meint, es ginge ihm besser wenn ein anderer zugemacht wird, dann haben wir ein Problem. Wenn eine Geschäftsführung, statt auszugleichen, sich diese Sicht zu eigen macht, dann wird das ein grundsätzliches Problem für das ganze Klinikum. Da läuft was ziemlich schief.
War die Fusion der Rhein-Kreis-Neuss-Kliniken mit dem Neusser Lukaskrankenhaus ein Fehler?
Soweit möchte ich nicht gehen. Es war nur so, das die Einbringung des „St. Elisabeth“-Krankenhaus in den Fusionsprozess bis hin zum Rheinland-Klinikum mit der Erwartung verbunden war, dass alle Standorte durch medizinische Zentrenbildung und Synergien auch im Kostenbereich profitieren. Wie dann mit dem Standort Grevenbroich umgegangen wurde, das war so nicht zu erwarten. Folgt man nur den Vorschlägen des von der Geschäftsführung beauftragten Beratungsunternehmen, dann droht bald eine medizinische Unterversorgung in Grevenbroich und Umgebung, ohne dass die Probleme anderer Standorte gelöst sind. Das kann man auch nicht schön reden.
Wie kann’s denn weitergehen?
Es stehen in Kürze wichtige Entscheidungen zur zukünftigen Krankenhauslandschaft an. Daniel Rinkert verweist zu Recht darauf, dass dann die damit verbundene Chance, in Grevenbroich ein „Level 1 Krankenhaus“ zu bekommen, auch ergriffen werden muss.
Mit zum Teil jetzt schon vorhandenen Stationären Angeboten, einer erweiterten REHA und passenden ambulanten Angeboten ergäbe das eine tragfähige Perspektive. Diese Chance hat Grevenbroich verdient. Wir sind durch politisch gewollten Strukturwandel schon genug gefordert und tragen Lasten, die andere nicht haben. In jedem Fall muss eine Notfallversorgung mit stationärer Chirurgie aufrechterhalten werden. Eine so große Stadt, die auch noch im Strukturwadel steht und neue Arbeitsplätze ansiedeln will, ohne vollwertige Notfallversorgung, das geht gar nicht.
Was heißt das denn nun für die Politik?
In der durch Liquiditätsfragen angeheizten Diskussion muss man nicht nur kurz denken.
Liquidität ist wichtig, reicht aber nicht. Wir brauchen nachhaltige Lösungen an allen Standorten, um die anstehenden Herausforderungen zu stemmen, nicht nur für Grevenbroich. Als Klinikum haben wir nur gemeinsam eine Perspektive, nicht gegeneinander. Bitte keine Drohkulissen wie „Ende der Fahnenstange“ oder ähnliches. Die Hausaufgaben erfordern kooperative Zusammenarbeit. Das ist unsere Aufgabe als Politik.