Schwester Veronika „Wenn man am Ball bleibt, bleibt man auch jung!“
Grevenbroich · Schwester Veronika Werner dringt die Begeisterung für ihren (nun ehemaligen) Beruf sozusagen aus allen Poren: Sie schwärmt von ihren 50 Jahren im „St. Elisabeth“-Krankenhaus, von der Arbeit dort, von den Weiterbildungsmöglichkeiten und von der familiären Atmosphäre.
Im Jahre 1974 begann Veronika Werner im Grevenbroicher Krankenhaus ihre Ausbildung zur Krankenschwester. Zehn Jahre später wurde sie Stationsleiterin, ging durch mehrere Abteilungen, bildete sich weiter (unter anderem zur Enterostomo-Therapeutin). Zuletzt verantwortete sie die Station 2 C/D.
Die Frage, was ihr bei der Arbeit besonderen Spaß gemacht hat, beantwortet sie glasklar und mit einem tiefen Lächeln: „Der kollegiale Austausch und das Familiäre, das das Krankenhaus immer hatte.“
Damals, in den ersten Jahren, habe es mehr Patienten und lange Liegezeiten gegeben (ein Oberschenkelhalsbruch beispielsweise bedeutete sechs Wochen Krankenhaus). Dagegen fehlten die Technik und das Knowhow von heute. „Wir mussten uns stets ändern und anpassen“, kommentiert die lebenserfahrene Frau. Viele Fortbildungen hätten ein Umdenken und das Umgehen mit neuen Techniken (bis hin zur jüngst etablierten elektronischen Krankenakte) möglich gemacht.
Dabei stand Werner der modernen Technik immer offen gegenüber: Alle Neuerungen und alle Zertifizierungen habe sie bis zum Schluss mitgemacht, betont sie stolz. Und sie nennt den Vorteil: Man habe „schon viel mehr Zeit für die Patienten und für Gespräche“.
Wobei sie gleich noch einen persönlichen Vorteil nachschiebt: „Man lebt mit den Neuerungen. Wenn man am Ball bleibt, bleibt man auch jung“, postuliert sie entschieden.
Und wie steht es mit dem Personal, mit dem Fachkräftemangel und der Bezahlung? „Damals hatten wir schon mehr Personal“, konstatiert Veronika Werner. Und das bei einer dreijährigen Ausbildung. Aber: „Die heute einjährig Ausgebildeten geben auch ihr Letztes mit so viel Herzblut“, lobt die Fast-Ruheständlerin.
Von mehr Geld will sie allerdings nicht reden (...das könne man immer gebrauchen). Man könne die Pflegekräfte aber über gut geschriebene Dienstpläne belohnen und motivieren. Das gelte besonders, wenn viele Mütter im Einsatz wären; dann habe sie den Dienstplan immer nach deren Bedürfnissen auszurichten versucht.
„Als ich jung war, habe ich vieles an Elend, das ich gesehen habe, mit nach Hause genommen“, erinnert sich Schwester Veronika. Folgen seien Schlafstörungen gewesen. Später hätten ihr Fortbildungen („Wie gehe ich um mit Tod und Leben?“) geholfen. „Man versucht, die Dinge mit Verstand und Gewissen zu sehen. Bei allen schicksalhaften Verläufen muss man trotzdem das viele Positive nicht aus den Augen verlieren.“
Zugleich räumt sie ein, dass die Patienten im Laufe der Jahre schwieriger geworden seien. Dass es immer mehr Übergriffe – verbal und physisch – geben würde. Damit umzugehen, „muss man lernen. Nicht mit 20 oder 30, sondern erst im Laufe der Zeit. Da darf man dann nicht auf Angriff gehen, sondern muss erst einmal klären, wo das Problem liegt.“
Seit Ende März ist Schwester Veronika offiziell im Ruhestand, kümmern sich auf 520-Euro-Basis aber noch um die Überleitungspflege (um diejenigen Patienten, deren medizinische Versorgung abgeschlossen ist, die aber noch auf einen freien Heimplatz warten). Gespräche mit den Angehörigen gehören ebenso dazu wie mit den Senioren-Einrichtungen.
„Im Moment muss ich mich erst mal finden“, beschreibt sie ihre private Situation, die überwiegend vom 13-jährigen Pflegesohn bestimmt wird. Der ist Leistungsschwimmer in einem Neusser Verein und da stehen viele Fahrdienste an. Als besonders toll empfinde Veronika Werner es, wenn sie lange schlafen kann.