RWE: Ausstieg erfolgt

Als „historischen Durchbruch“ bezeichnete Bundesminister Peter Altmeier am Donnerstagmorgen die Bund-Länder-Einigung zum früheren Ausstieg aus dem Braunkohle-Abbau. Ab 2038 wird keine Braunkohle mehr in Deutschland abgebaut. Doch was bedeutet das für Grevenbroich?

Das Kraftwerk in Neurath: Das Aus ist beschlossene Sache – früher als geplant.

Grevenbroich. Dr. Rolf Schmitz erklärte im Rahmen einer Pressekonferenz am Donnerstag die Auswirkungen: „Die Konsequenzen sind gravierend, wir sind an die Grenzen des Machbaren gegangen.“ Alt-Neurath wird 2022 vom Netz gehen. Nur die neuesten Blöcke, zu denen auch BoA in Neurath gehört, werden noch weiter betrieben – bis 2035 auf jeden Fall, die Option bis 2038 besteht.

RWE erhält eine Entschädigungen in Milliardenhöhe: 2,6 Milliarden Euro werden dem Unternehmen von der Bundesregierung gezahlt. Der Schaden (ohne die ausfallenden Gewinne) sei aber viel höher, wie Finanzvorstand Markus Krebber erklärt.

Bis 2030 wird das Unternehmen insgesamt 6.000 Stellen streichen müssen. „Das möchten wir so sozialverträglich wie möglich gestalten“, verspricht der Vorstand. Dazu gehören Umschulungen, Rentenausgleich und Anpassungsgeld. Zudem sei der Altersstruktur geschuldet, dass viele Mitarbeiter in den Vorruhestand gehen könnten.

Die Neuigkeit sorgte auch für Reaktionen in der Politik. Grevenbroichs Bürgermeister Klaus Krützen versprach: „Gemeinsam mit RWE werden wir die Planungen vertiefen, wie man die frei werdenden Flächen – nicht nur am Kraftwerk Frimmersdorf, sondern auch in Neurath – und die Infrastruktur wie die Werksbahnen und Stromtrassen weiter nutzen kann, um im Strukturwandel neue Geschäftsfelder, Unternehmen und somit Arbeitsplätze nach Grevenbroich zu holen. Historisch und strukturell ist das ein Bruch für die Region und die Menschen, die hier leben und in der Kohleverstromung über Generationen verwurzelt sind. Es ist aber auch eine große Chance, die Industrie von morgen zu uns zu holen.“ Auch sein Kollege aus Jüchen, Harald Zillikens, verspricht: „Wir werden uns als Stadt und im Zweckverband ,LandFolge Garzweiler’ wie bisher und mit aller Kraft für die Belange unserer Stadt und für die Belange rund um den nördlichsten Tagebau im Rheinischen Revier einbringen, um den jetzt in großen Schritten auf uns zukommenden Strukturwandel aktiv mit zu gestalten.“

Wolfgang Kaiser, Vorsitzender der CDU, versteht die Notwendigkeit der Schließungen aus Gründen des Klimawandels: „Aber unser rheinisches Revier ist jetzt hart getroffen, härter auch als andere Gebiete. Es ist extrem wichtig, dass wir über Ersatzmaßnahmen sprechen, was die Arbeitsplätze angeht!“
Für Lokalpolitiker Peter Gehrmann von den „Grünen“ ist der frühere Ausstieg eine gute Nachricht: „Wir begrüßen es, dass der Zeitplan definiert ist. Wir sind nicht begeistert, dass Datteln dennoch ans Netz gehen wird. Der Kohlekompromiss sollte eins zu eins umgesetzt werden, damit es Klarheit für die Region gibt.“

Julia Schäfer