Klimaschutzmanager Derval Toukam: „Dickste Brummer sind die Schulen“ Bei den Treibhausgasen liegt die Stadt deutlich unter Bundesdurchschnitt!

Grevenbroich · Die ersten, ermittelten Zahlen überraschen und erfreuen: In Grevenbroich schlagen (nur) 5,4 Tonnen CO² pro Jahr und Anwohner zu Buche. Damit liegen die Schloss-Städter deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. Und Klimaschutzmanager Derval Toukam hat schon aus dem politischen Raum die Forderung gehört, dass Grevenbroich deutlich vor 2045 klimaneutral werden solle...

Monika Stirken-Hohmann und Derval Toukam.

Foto: KV./Gerhard P. Müller

Die 5,4 Tonnen wurden übrigens für das Jahr 2020 berechnet, dem letzten Jahr, für das aktuell alle notwendigen Zahlen vorliegen. In die Berechnung fließen dabei alle Bereiche – Wirtschaft, Mobilität, Haushalte und Kommune – ein. Die Daten wurden, passgenau für Grevenbroich, bei den Schornsteinfegern, bei den Netzbetreibern und beim ÖPNV eingeholt. Da, wo es keine regionale Werte gab, haben Landesämter hochgerechnet.

Derval Toukam nennt allerdings auch einen Grund, warum Grevenbroich derart deutlich unter dem Bundesdurchschnitt liegt: Laut Vorgabe der „Nationalen Klimaschutz-Initiative“ (NKI) werden die Wirtschaftsunternehmen, die sich via Emissionshandel freikaufen, aus der Berechnung herausgenommen. Für die Schloss-Stadt schlagen also zum Beispiel RWE und „Speira“ nicht zu Buche.

Monika Stirken-Hohmann, Leiterin der Stadtbetriebe, zu deren Stab der Klimamanager zählt, spricht also zurecht von einer „guten Ausgangslage“. Doch natürlich soll weiter gearbeitet und optimiert werden. Dafür hat Toukam, der für zwei Jahre von der NKI gefördert wird, einen ungewöhnlich detailgenauen Vorgabenkatalog bekommen, den er abarbeiten muss. Das Ziel: Bis September muss das Klimaschutzkonzept vorliegen – einschließlich eines Maßnahmenkatalogs in priorisierter Reihenfolge. Die „TOP 3“ sollen (mit zusätzlichen Fördergeldern in Höhe von 200.000 Euro) bis Ende März 2024 in Angriff genommen werden.

Dabei geht es um energetische Sanierungen, um geänderte Mobilität, um nachhaltige Stadtentwicklung, aber auch um Sensibilisierung und Schulung der Bürger, Hauseigentümer und Bauherren.

Hier geht die Stadt unter Führung der Stadtbetriebe und von Derval Toukam natürlich voran: „Die dicksten Brummer sind die Schulen“, betont er und verweist speziell auf die drei großen: Käthe-Kollwitz-Gesamtschule, Erasmus- sowie Pascal-Gymnasium.

Schnelle Maßnahmen (Umrüstung auf LED sowie eine Fotovoltaikanlage für die Kapellener Grundschule) wurden sofort umgesetzt. Weitergehende energetische Sanierungen sollen dort im Weiteren folgen und dabei helfen, den CO²-Austausch in Grevenbroich weiter zu senken. Wenn es da dann allerdings über die drei großen Schulen hinausgeht, sei das eine „Mammutaufgabe“, seufzt Monika Stirken-Hohmann.

Toukams Arbeitspensum geht (laut NKI) übrigens noch weiter: Nach qualitativer und quantitativer Ist-Analyse, nach Klimaschutzkonzept und Maßnahmenkatalog muss er auch ein Controlling-Konzept vorlegen, das jederzeit in der Lage ist zu klären, was von den geplanten CO²-Einsparungen (grundsätzlich und bezogen auf die einzelnen Maßnahmen) wirklich erreicht worden ist. „Die CO²-Bilanz wird also fortgeschrieben“, strahlt Toukam.

Damit soll vermieden werden, dass das Konzept zwar erarbeitet und beschlossen wird, dann aber (wie so oft) in irgendeiner Schublade verschwindet. Im aktuellen Behördendeutsch gibt es dafür auch einen speziellen Begriff: Über allem soll demnach dann die „Verstetigungs-Strategie“ stehen.

(Gerhard Peter Müller)