Minkenberg verspricht: „Ich werde mich als König nicht verstellen“
Grevenbroich · Grevenbroich muss einen König haben. Den Plan, das Amt selbst einmal zu übernehmen hatte Dieter Minkenberg auch schnell in seiner kurzen Schützen-Karriere – allerdings planmäßig erst in drei Jahren.
Als es beim Schießen dann aber danach aussah, dass es keinen Bewerber für das hohe Amt gebe, ließ sich der 61-Jährige nicht zweimal bitten. Er trat an und holte den Vogel von der Stange.
Erst seit 2010 marschiert Minkenberg im Grevenbroicher Regiment. Vorher machte er zwei Jahre lang bei der Fahnenkompanie Neu-Elfgen einen Abstecher ins Schützenwesen, um dann vier Jahre Mitglied im Jägerzug „Jröne Jonge“ in Grevenbroichs Stadtmitte zu sein. 2014 gründete er mit Freunden den Grenadierzug „Erft-Schwalben“.
Und das Wort „Freunde“ ist dabei wortwörtlich zu nehmen: „Wir sind nur ein kleiner Zug. Man könnte sagen, dass wir bei einem Zugausflug in ein Auto passen würden.“ Neben Minkenberg gehören Josef Wacker, Dirk Plümacher, „Kaki“ Kaltz und Barthel Velder zum Zug und die fünf sind schon lange dicke Freunde.
„Wir haben keine Satzung und keine Versammlungen. Wir sehen uns sowieso ständig und verbringen unsere Zeit miteinander. Wenn etwas anfällt, was besprochen werden muss, dann reden wir eben darüber. Bei uns herrscht eigentlich schnell eine Beschlussfähigkeit“, lacht Minkenberg.
Eine Besonderheit: Vier der Zugmitglieder durften – beziehungsweise darf Minkenberg ja ab der Krönung am Dienstag – die Königskette tragen. Da fehlt dann in den kommenden Jahren eigentlich nur noch einer, um aus den „Erft-Schwalben“ einen „echten“ Königszug zu machen …
Dieter Minkenberg sorgt übrigens für ein Novum in der Geschichte des Grevenbroicher Schützenregimentes: Er tritt ohne Königin an. „Ich bin froh, dass das in unserer Stadt möglich ist“, so der 61-Jährige. Bei der Krönung wird die Gattin seines Adjutanten Barthel Velder mit dem neuen König tanzen. Und wer weiß, ob sich am Familienstatus bis zum kommenden Jahr dann was getan hat. Minkenberg lacht: „Ich bin nicht aktiv auf der Suche nach einer Königin.“ Dass er in diesem Jahr schon einspringt, war für Minkenberg kein Problem: „Ich finde, dass es irgendwie dazu gehört, auch mal Schützenkönig zu sein. Ich fühle mich eng mit dem Schützenwesen verbunden, da ist es eine Ehre, dass ich die Aufgabe übernehme. Es ist eine Herausforderung, die man nur einmal im Leben macht.“ Spontan, wie er sich entschied zu schießen, musste der Fahrlehrer dann auch erstmal realisieren, dass er gerade den Vogel abgeschossen hat: „Als er fiel, ist gleichzeitig auch ein dicker Stein von meinem Herzen gefallen.“ Viele Vorbereitungen braucht es nicht bis zur Krönung am Dienstag: „Da sind wir sehr entspannt. Es war nur einiges an Papierkram. Einladungen, Sticker drucken, Fotos machen – und ganz wichtig: Ich musste tanzen üben.“ Das Credo für die nächsten Monate: „Ich möchte bleiben, wie ich bin. Ich werde mich als König nicht verstellen.“
Für sein Königsjahr hat sich Minkenberg vorgenommen, dass er alle Einladungen annehmen möchte: „Ich freue mich darauf, viele Leute kennen zu lernen. Wir möchten als Königszug zusammen Freude und Spaß haben.“ Die Krönung sehnt Minkenberg deshalb jetzt schon herbei: „Und das Schützenfest nächstes Jahr komplett. Das wird alles super. Ich bin eben kein Typ, der still in seinem Kämmerlein sitzt.“ Das zeigt sich nicht nur beim Schützenfest, sondern auch in der Freizeit. Mit seiner BMW 850 RT ist der Kronprinz (am liebsten mit seinem Adjutanten) gerne auf Motorradtouren in der Eifel unterwegs. „Da kann ich einfach abschalten“, schwärmt Minkenberg. Für Sport fehlt aktuell die Zeit, doch vor zehn Jahren machte sich Minkenberg einen Namen als Stadtmeister im Badminton im Herren-Doppel. Die restliche freie Zeit verbringt er mit Freunden und tüftelt gerne. „Alles was handwerklich geht, versuche ich selbst zu bauen“, und das sieht man am Haus am Gut Heyderhof. Hier findet der Schütze seine Ruhe mit Blick auf die Felder und die Natur. Wegen einer ehemaligen großen Liebe zog es den gebürtigen Ostdeutschen 1991 von seinem damaligen Wohnort Krefeld in die Schloss-Stadt.
Eine Entscheidung, die er nie bereute: „Ich lebe einfach perfekt hier. Habe meine Freunde um mich herum und fühle mich schlicht und einfach wohl.“
Beruflich ist Minkenberg schon seit 33 Jahren als Fahrlehrer auf den Straßen im Rhein-Kreis unterwegs: „Es ist mein Traumjob. Ich bin gerne mit jungen Menschen zusammen und bringe ihnen etwas bei.“ In der Freizeit kann der Kronprinz nach eigenen Angaben aber vom Job abschalten: „Ich bin ein guter und ruhiger Beifahrer.“ Bevor Dieter Minkenberg am Dienstagabend gekrönt wird und dann auf ein spannendes Jahr als Schützenkönig blickt, wird er seinen Lieblings-Tag genießen:
„Der Montag im Zelt ist einfach toll. Ich liebe es, dass ich da Leute wiedertreffe, die man nur einmal im Jahr sieht oder die man schon zehn Jahre nicht mehr gesehen hat. Auch das macht ein Schützenfest in Grevenbroich aus.“
Julia Schäfer