„Luxusgut“ Friedhof: Jeder zweite ist eigentlich absolut überflüssig.
Wevelinghoven · Peter Mühlenbruch, bei den Grevenbroicher Stadtbetrieben für alles "mit Grün" zuständig, plauderte, als Uwe Holl im Stadtteilgespräch die marode Friedhofsmauer in Wevelinghoven ansprach, aus dem Nähkästchen.
Und machte damit zugleich deutlich, was es heißt, dass sich die Stadt Standards leiste, die sich sachlich nicht rechtfertigen ließen ...
"Wir haben die Mauer im Blick", versprach Mühlenbruch. "Da reden wir aber über richtig viel Geld", blickte er auf die Sanierung. Und er fügte an: "Die Investition schlägt sich auf die Gebühren nieder."
Die aber liegen in Sachen Friedhöfe und Beerdigungen eh schon auf hohem Niveau, decken dabei aber im entferntesten nicht die Kosten. "Wir haben 24 Friedhöfe in der Stadt. Die Hälfte davon ist zu viel", stellte der Fachmann trocken fest.
Besonders drastisch fällt das Resümee beim Blick auf die Friedhofshallen aus: 600 bis 700 Euro müssen für die Anmietung für eine Beerdigung gezahlt werden. "1.400 Euro je Beisetzung wäre kostendeckend", betonte Mühlenbruch offen.
Aber schon jetzt — bei den aus Steuergeldern "gesponserten" Preisen — sei die Nachfrage nicht mehr da. Die meisten Einsegnungen würden direkt am offenen Grab stattfinden. "Wir bräuchten maximal eine Friedhofshalle im gesamten Stadtgebiet", ereiferte sich der AÖR-Fachmann.
Hinzukomme, dass sich die Bestattungskultur stark geändert hätte: Familien-Doppelgräber seien nicht mehr gefragt; Urnen-Bestattungen würden immer wichtiger. Urnengräber (und erst recht Stelen-Lösungen) würden viel weniger Platz in Anspruch nehmen. "Die Überhangflächen werden immer größer", so Mühlenbruch, der in diesem Zusammenhang auf die Neuplanungen für den Wevelinghovener Friedhof hinwies: Der Bereich hinter der Friedhofshalle soll in ein Parkgelände ohne Grabflächen umgestaltet werden. Dies sei ein Prozess, der zwar an die 30 Jahre brauche, der aber unausweichlich sei.
Dabei ist dieser Prozess nur die halbe Wahrheit: Die ungenutzten Flächen nehmen auf allen Friedhöfen in der Stadt unweigerlich zu, werfen die Frage auf, ob man den ein oder anderen nicht ganz schließen sollte. "Da trauen sich aber weder die Politik noch die Verwaltung so richtig ran", gestand Bürgermeister Klaus Krützen ein. Der Aufschrei, der dann aus der betroffenen Ortschaft komme, sei klar.
Gerhard Müller