Krützen: „Die Wirtschaft ist derzeit höchst nervös!“
Südstadt. Nachdem das Grevenbroicher Aluminiumwerk „Hydro“ massiven Stellenabbau angekündigt hat (der Erft-Kurier berichtete als erster), führten am Wochenende Bürgermeister Klaus Krützen und Bedburgs Bürgermeister Sascha Solbach mit dem Betriebsrat von „Hydro“ gemeinsame Gespräche.
In Grevenbroich sollen rund 350 Stellen wegfallen. Der Betriebsrat geht allerdings davon aus, dass fast 500 Stellen am Standort Grevenbroich betroffen sein könnten.
Da der Betriebsrat befürchtet, dass es noch schlimmer kommen könnte, sind die Bemühungen umso größer, so viele Arbeitsplätze wie möglich in Grevenbroich zu erhalten. Im Gespräch bedauerte Bürgermeister Klaus Krützen den geplanten Stellenabbau sowie die Art und Weise der Kommunikation dieser gravierenden Entscheidung. Bedburgs Bürgermeister Sascha Solbach zeigt sich enttäuscht, dass es bei solchen Entscheidungen oftmals die erste Idee ist, Personal abzubauen. Auch viele Bürgerinnen und Bürger aus Bedburg sind bei „Hydro“ angestellt und vom Stellenabbau akut betroffen. Im gemeinsamen Gespräch wurde deutlich, dass der Betriebsrat von „Hydro“ in der momentan angespannten Situation Visionen und Perspektiven aus der Führungsebene vermisst.
Bürgermeister Klaus Krützen kritisierte, dass die Unternehmenspolitik von „Hydro“ offensichtlich die Wirtschaftlichkeit an erster Stelle sieht und dies zu Lasten der Arbeitnehmer. Dabei weicht die aktuelle praktizierte Maxime des Aluminiumbetriebes „Wirtschaftlichkeit first“ extrem von den fünf einst so wertgeschätzten Unternehmensphilosophien maßgeblich ab: Auf dem nahegelegenen Kreisverkehr am „Hydro“-Werk hatte der Kölner Künstler Klaus Hollenbeck fünf riesige Aluminium-Stelen installiert.
Diese stehen für die fünf (einstigen) Grundwerte der Unternehmensphilosophie von „Hydro“ – Mut, Respekt, Entschlossenheit, Kooperation und Weitblick.
Die Mitteilung über den Stellenabbau in Grevenbroich hat viele Menschen aus der Region dazu veranlasst, ihr Bedauern darüber zum Ausdruck zu bringen. – Dieser Umstand zeigt deutlich, dass „Hydro“ fest in der Region rund um Grevenbroich verwurzelt ist. Der Betriebsrat bedankt sich ausdrücklich bei beiden Bürgermeistern für die Unterstützung. Die Gesprächspartner bleiben weiterhin im engen Austausch in dieser Angelegenheit.
Bürgermeister Klaus Krützen hofft nun auf innovative Ideen, um den Standtort Grevenbroich längerfristig zu gestalten. Er betont, wie dringlich es ist, die Ansiedlung von zusätzlichen Betrieben, gerade aus dem produzierenden Bereich, in Grevenbroich zu ermöglichen.
Sein Appell an die Bezirksregierung Düsseldorf lautet ganz klar, mehr Industrie- und Gewerbeflächen zu generieren. Nur so können neue Arbeitsplätze geschaffen und der Standort Grevenbroich langfristig gesichert werden.
Denn Grevenbroich benötigt mehr Gewerbeflächen und das möglichst rasch, um die Vorteile, die der Standort Grevenbroich bietet, auch heben zu können. Denn die Wirtschaft sei derzeit hochnervös. Die andauernde Debatte um den Kohleausstieg beispielsweise führe zur erheblicher Verunsicherung. Die Wirtschaft benötige derzeit dringend Planungssicherheit und nicht immer wieder die nächste Runde in einem politischen Gezerre darum, wie früh man aus der Braunkohle aussteigen muss.