Lady in Red: „Im Model-Business wollen die meisten nichts Gutes für dich“

Langwaden · Große blaue Kulleraugen und süße feuerrote Kringellöcken: Mit gerade einmal vier Jahren stand Aileen Glass schon vor der Kamera für Zeitschriften und Werbe-Plakate. Heute konzentriert sich die hübsche Studentin vor allem auf Shootings für Beauty und Haare.

Foto: GFG

Dabei schwören vor allem "Wella", "GFG" und "TiGi" auf das Potenzial der rothaarigen Schönheit sowie die Marke "Tamaris" auf ihre kleinen Füße. Aber auch für die Marke "Ben Nye" war Glass schon Model im Bereich "Special-Effects-Make-Up" in "Youtube-Tutorials" und auf der Beauty-Messe in Düsseldorf.

Foto: Aaron Ka Photography

"Die Unternehmen lenken einen schon oft in die Richtung, in die sie einen haben wollen", erzählt Aileen Glass aus Langwaden, "mir wurde einmal der Ansatz schwarz gefärbt und dazu farb-rote Strähnen ins Haar geklatscht. Ich sah aus als wäre meine Naturhaarfarbe schwarz und das Rot wäre strähnig schlecht herausgewachsen. Und jetzt stell dir mal vor, wie es aussah als meine Naturhaarfarbe nach dem Schwarz dann auch wieder herausgekommen ist."

Über solche Erlebnisse kann die 24-jährige BWL-Studentin heute zum Glück lachen. Aber sie haben sie in ihrer Auswahl von Model-Aufträgen stärker beeinflusst. "Mein Tipp: Hab einen guten Friseur zu Hause, der alles wieder hinbiegen kann", grinst sie und schwört dabei auf ihren Haus-Friseur "GFG", "heute selektiere ich lieber die Jobs. Ich lasse mich nicht verbiegen, egal wie viel Geld mir für das Haare-Färben und Schneiden gezahlt wird."

Um jetzt so selbstbewusst zu reden, musste die Langwadenerin aber auch hart an sich arbeiten. "Ich musste mich früher erst mit meinen roten Haaren anfreunden, weil ich als Kind auch oft als ,Hexe‘ beschimpft wurde", berichtet sie, "es wird einem immer vermittelt, die Rothaarigen wären die Außenseiter. Die, die mit Brille und Zahnspange irgendwelche Bücher herumtragen. Attraktiv sind dann immer eher die Blondinen." Doch ganz egal, was die Gesellschaft vorgibt: Aileen Glass ist sich selbst immer treu geblieben. "Ich bin von Natur aus ziemlich dünn", so die 24-Jährige, "ich möchte aber nicht das ganz dünne Model sein, das man auf dem Laufsteg erwartet. Deshalb habe ich mir meine Kurven antrainiert." Taekwondo und Leichtathletik lautet da ihr Geheimnis.

Und vor allem die Treue steht bei Aileen Glass ganz vorne im Kurs und das nicht nur bei ihren Haaren oder sich selbst. "Ich spreche die Aufträge immer mit meinem Freund und meiner Familie ab", erzählt sie. Dabei spielt Glass vor allem auf Dessous-Shootings an oder aber auch auf Aufträge, wo es mit männlichen Models mal auf Tuchfühlung gehen könnte. Bisher sei das aber nicht der Fall gewesen.

"Ich musste einmal bei einem Hochzeitsfotoshooting meinen Mann für einen Tag in den Arm nehmen und Händchen halten", lacht sie, "aber das finde ich nicht so schlimm. Alles, was in die Richtung des Playboys oder von Auto-Messen geht, das würde ich auf keinen Fall machen." Und bei Anfragen bezüglich eines Dessous-Shootings würde sie nur für namenhafte Unternehmen wie "Lascana" oder "Hunkemöller" arbeiten.

"Im Model-Business wollen die meisten nichts Gutes für dich. Da wird man schnell hinter das Licht geführt, wenn man nicht aufpasst", weiß das erfahrene Model.

Und auch ihrer Heimat bleibt Glass treu, obwohl sie wegen ihres Studiums oft nach Düsseldorf pendeln muss. "Grevenbroich hat einen Kleinstadtcharakter und ist nicht so hektisch wie die Großstädte. Hier kann ich auch mal eben ungeschminkt in den nächsten Supermarkt springen. In Düsseldorf traut sich das keiner", sagt sie, "und auch die kleinen Betriebe sind viel persönlicher, als wenn man abgearbeitet wird. Dieses Familiäre mag ich an meinem Heimatort."

Dennoch sieht sie das Modeln eher als Nebenjob. "Wenn es sich für mich anbietet, in die Topmodel-Oberliga zu kommen, dann würde ich das auf jeden Fall machen", sagt Aileen Glass, "aber ich blicke lieber auf eine realisierbare Zukunft. Das Model-Business ist eine schnelllebige Branche. Wenn in einer Saison rote Haare modern sind, kann es sein, das sie in der nächsten wieder gefärbt werden müssen."

Doch einen Traum hat die BWL-Studentin dennoch: "Ich würde gerne mal für ,Victoria's Secret‘ laufen!"