Grabstein ausgehebelt und falsche Schilder im Umlauf

Grevenbroich · Friedhöfe werden mehr und mehr zum Ort kleiner und großer Schandtaten, oft genug sogar strafbarer Natur. Das Spektrum reicht von geklauten Blumen bis hin zu Graffiti. Was sich momentan allerdings auf dem Friedhof an der Montanusstraße abspielt, geht schon in eine andere Richtung.

Der Ausgangspunkt: Hier steht die japanische Zierkirsche auf dem Friedhof Stadtmitte noch. Mit ihrer Fällung begann der Ärger.

Foto: Fotos: privat

„Störung der Totenruhe“, nennt das Brigitte Laurenz, „und einfach absolut pietätlos.“

Eine Notmaßnahme: Nach dem der Grabstein umgekippt wurde, liegt er jetzt.

Die Fachdienstleiterin „Gärten, Parks und Friedhöfe“ im Grevenbroicher Rathaus beschäftigt sich mit einem Fall, der eigentlich ganz harmlos begann und jetzt bei gefälschten Hinweisschildern endet. In Höhe der Grabstelle 62 (zu finden, indem man vom Haupteingang auf das Ehrenmal zugeht und kurz davor links abbiegt) machte schon 2012 eine japanische Zierkirsche Sorgen. Das Blattwerk deutete auf eine Erkrankung hin. Experten erkannten schließlich einen Pilzbefall. Zudem hatte das Wurzelwerk des Baumes den Grabstein eines benachbarten Grabes so hochgedrückt, dass dieser schief stand.

Allerdings: Gefahr in Verzug gab es nicht. „Wir hatten es erst einmal nicht eilig und uns dann entschlossen, im Oktober 2013 den Baum zu fällen“, erklärt Brigitte Laurenz. Die Nutzungsberechtigte des betroffenen Grabes wollte den Grabstein richten lassen.

Der Baum wurde gefällt, der Verdacht des Pilzschadens bestätigte sich und dann schlugen Unbekannte zu: Der Grabstein wurde brutal umgelegt. Mit roher Gewalt. Ein herausgerissener Stahldübel deutet darauf hin, dass entweder mehrere Personen mit großer gemeinsamer Körperkraft vorgegangen sein mussten oder sogar ein Fahrzeug eingesetzt wurde. Der Nutzungsberechtige des Grabes blieb nichts anderes übrig, als den Grabstein von einem Fachmann legen zu lassen. Die Frau bekam dann von Friedhofsbesuchern zu hören, sie sei schuld, dass der Baum verschwinden musste und zur Krönung steckt einen Tages ein Zettel am Grab: „Unfallgefahr! Grabmal nicht standfest. Bitte umgehend fachmännisch befestigen lassen. Friedhofsverwaltung.“

Der Hinweiszettel ist gefälscht, allerdings dem Original täuschend ähnlich. „Unsere sind als aufklebbare Folie gestaltet, der nachgemachte ist nur aus billigem Papier gemacht“, sagt Brigitte Laurenz. Ein zweiter gefälschter Zettel ist bisher nicht aufgetaucht. Die Fachleiterin ist immer noch entsetzt: „Ich bin sprachlos, wie manche Leute mit fremden Gräbern umgehen.“

(Kurier-Verlag)