Glaubenskrieg um die Kohle: Das Land plant bis nach 2030
Grevenbroich · „Spekulationen um ein Garz-weiler-Aus schon 2025 entbehren sachlicher Grundlagen und sind politisch motiviert“, kommentiert Rainer Thiel, Landtags-Abgeordneter aus Grevenbroich die aktuelle Debatte.
„Es muss Schluss damit sein, dass ohne Rücksicht auf die Menschen und die Wirtschaft in unserer Region ständig Angst und Verunsicherung geschürt werden.“
Rainer Thiel, der auch Mitglied im Braunkohle-Ausschuss in Köln ist, erklärte gegenüber dem SPD-Ortsverein Grevenbroich, dass immer wieder ein „regelrechter Glaubenskrieg gegen die Braunkohle geschürt wird, je weiter von den Fakten weg, um so heftiger und rücksichtsloser wird da argumentiert.“
Was hier aus einem „SzenarioRahmen“ der Bundesnetzagentur herausgelesen und als Gewissheit verkündet werde, sei schon sehr erstaunlich. Der Szenario-Rahmen diene der Netzentwicklungsplanung. Die Bundesnetzagentur beschreibe wahrscheinliche Entwicklungen unter „wenn-dann“ Annahmen.
„Sechs Szenarien werden beschrieben, eine Bewertung nimmt die Agentur nicht vor. Sie weicht zudem von den realen Angaben der Übertragungsnetzbetreiber ab und legt lediglich eine statistische Betrachtung der technischen Lebensdauer von Kraftwerksblöcken zugrunde“, so Rainer Thiel gegenüber der Redaktion des Erft-Kurier.
Das sei aber sachlich nicht gerechtfertigt, da es die tatsächliche Situation nicht abbilde. Im „Rheinischen Revier“ seien in den vergangenen Jahren erhebliche Modernisierungsinvestitionen getätigt worden. Wer hier von „Uraltblöcken“ rede, habe von der tatsächlichen Situation keine Ahnung.
„Jedenfalls ist nicht davon auszugehen, dass aus technischen Gründen im rheinischen Revier 20 Braunkohleblöcke bis 2025 vor dem Aus stehen. Damit hat auch die Spekulation um ein vorzeitiges Ende von ,Garzweiler II’ keine Grundlage“, so Thiel weiter.
„Der Kampf gegen die Braunkohle trägt deutlich ideologische Züge“ kritisiert Rainer Thiel, „zur CO²-Einsparung müssen alle Energiesektoren beitragen“.
Während im Wärmesektor der Anteil erneuerbarer Energien seit Jahren bei neun Prozent stagniert, im Automobilsektor bei sechs Prozent verharrt, ist er im Stromsektor von 17 Prozent in 2010 auf 27 Prozent (die allerdings nicht als gesicherte Leistung zur Verfügung stehen) in 2014 hochgeschossen. Wer etwas für das Klima tun wolle, müsse hier ganz verstärkt ansetzen.
Schließlich wird im Wärmesektor fast dreimal soviel Energie verbraucht, wie im Stromsektor. „Wer das Heil beim Klimaschutz in Deutschland nur im Stromsektor sucht, gefährdet die Versorgungssicherheit und nimmt Strukturbrüche mit der Vernichtung tausender Arbeitsplätze in Kauf. Das Zieldreieck der Energiewende ,Sicher, sauber, bezahlbar’ ist so nicht erreichbar“, mahnt der Landtagsabgeordnete.
„Auch die anstehende Leitentscheidung der Landesregierung zu ,Garzweiler II’ verfolgt das Ziel, den Tagebau Garzweiler für die Zeit nach 2030 zu sichern, ohne Holzweiler umzusiedeln. Diese Entscheidung gilt es nun abzuwarten“, stellt Thiel klar.