Mertens Bilanz seiner sechs Jahre als Bürgermeister Mit Konsens und zu wenig Geduld in die Wiederwahl

„Albert Glöckner hat ein sehr solides Fundament gelegt. Die Umgehungsstraße ist einer der Wachstumsmotoren ! E r hat Großartiges für die Gemeinde geleistet. Da ist aber auch viel Martin Mertens in den vergangenen sechs Jahren dazu gekommen.“ Wenn der Gillbach-Bürgermeister auch des Lobes voll für seinen Amtsvorgänger ist, so hat er dennoch gleich an seinem ersten Arbeitstag im Eckumer Rathaus mit einer dessen Traditionen radikal gebrochen...

„Mit meinem Freund Landrat Hans-Jürgen Petrauschke“ formuliert Martin Mertens mittlerweile gerne.

Eckum. Martin Mertens, der im September wohl nur in Stephan Kunz von der FDP einen Gegenbewerber haben wird, erinnert sich noch genau an seinen ersten Tag im Rathaus, als er um 7.45 Uhr mit Blumen, der Zeitung und einer Kanne Kaffee an seinem neuen Arbeitsplatz begrüßt wurde.

Am Rande seiner Bilanz-Pressekonferenz der sechs Jahre im Amt plaudert Mertens locker über diesen Moment: Diesen Kaffee habe er im hohen Bogen wieder ausgespuckt. Albert Glöckner habe nämlich nur entkoffeinierten Kaffee getrunken, der dann auch noch hoch verdünnt gewesen sei. „Das war so ne Art Tee“, lacht der Rathaus-Chef. Damit habe er Schluss gemacht; von da an hätte es wieder starken, würzigen Kaffee gegeben.

Jetzt würden sich vielleicht Parallelen zu Mertens Arbeit im Rathaus aufdrängen. Doch dieser Vergleich würde hinken, weil er besonders stolz auf das „Konsensmodell“ ist, das er im Gemeinderat entwickelt hat. „Das funktioniert mit allen Fraktionen überwiegend gut“, betont Mertens und beschreibt dieses Modell mit dem Ziel, „gemeinsam an den guten Ideen noch was zu verbessern.“

Auch die Zusammenarbeit mit Heike Troles, die die Region im Landtag vertritt, lobt der Gillbach-Bürgermeister aus vollstem Herzen.

UWG, die „Grünen“ und letztendlich auch die CDU konnte er so einfangen. Sie alle haben sich schon jetzt auf Mertens Wiederwahl eingestellt. Einzig die FDP stellt sich mitunter noch ein wenig quer (wie zum Beispiel bei der Bahndamm-Auseinandersetzung Anfang des Jahres).

Im Grunde genommen macht Martin Mertens mit seinem „Konsensmodell“ auch an den Gemeindegrenzen keinen Halt. Auch CDU-Landtags-Abgeordnete Heike Troles bezeichnet er inzwischen als „Freundin“, denn nach anfänglichen Auseinandersetzungen zum Beispiel in Sachen Umgehung für die B 477 habe man gerade in dieser Frage zu einer guten Zusammenarbeit über Parteigrenzen hinweg finden können.

Und das sei sogar „mit meinem Freund Landrat Hans-Jürgen Petrauschke“ gelungen. Dafür sei am Rande der „Expo“ ein gemeinsamer Abend im Münchner „Jodelkeller“ von Nöten gewesen, bei dem auch das ein oder andere Weißbier über die Theke gegangen sein muss.

Inzwischen arbeite man (auch wenn die Interessenlage zwischen Kreis und Gemeinde mitunter unterschiedlich sei) gut zusammen. Mertens nennt als Beispiel ein gemeinsam entwickeltes Baugebiet in Deelen, in dem geförderter Wohnraum (sozialer Wohnungsbau in fünf Wohneinheiten) entstehen soll.

Damit aber ist ein Themenbereich erreicht, der bei allen Erfolgen, die Mertens über acht DIN-A4-Seiten hinweg aufgelistet hat, eher in die Kategorie „nicht so gut“ gehört. „Ich hätte mir gewünscht, dass wir beim sozialen Wohnungsbau schneller gewesen wären“, gesteht er offen ein.

Eigentlich hätten schon 2018 die ersten Projekte an den Start gehen sollen. „Aber das hat sich leider rausgezögert“, so Mertens weiter. Und: „Die letzten geförderten Wohnungen stammen aus den 80er Jahren. Seitdem gab es nur noch Einfamilien-Hausbau in Rommerskirchen.“

Das soll sich jetzt ändern: Am Mittwoch startete ein Projekt der VR Bank an der Bahnstraße, das zwölf geförderte Wohnungen enthalten soll. Und im September kommt dann der erste Spatenstich in Deelen, den die beiden „Neu-Freunde“ Mertens und Petrauschke dann wohl gemeinsam machen werden.

So sehr Martin Mertens zwischen den politischen Parteien und auch im Umgang mit Interessensgruppen den Ausgleich und das Gemeinsame sucht, so sehr kann er bei seinen 160 Mitarbeitern im Rathaus schon mal die Geduld verlieren. Er gibt offen zu, „dass ich häufig nicht ganz zufrieden bin mit der Verwaltung. Ich bin mitunter sehr ungeduldig; das ist eine meiner Schwächen.“

Dafür war Bürgermeister Martin Mertens ganz offensichtlich sehr geduldig, weil sehr erfolgreich, bei der Ansiedlung neuer Unternehmen auf dem Gemeindegebiet. „Seit 2014 haben wir 600 neue Arbeitsplätze geschaffen“, betont er voller Stolz.

Und sein Pressesprecher Elmar Gasten ergänzt, dass sich Rommerskirchen von der „Gemeinde zwischen Weizen und Zuckerrübe“ zu einem gefragten Unternehmensstandort entwickelt habe.

Das erinnert an die bayrische Parole von „Lederhose und Laptop“. In Gillbach-Szenario übersetzt vielleicht: „RAM statt Rübe“. Die gute Verkehrsanbindung nach Köln ist sicher der Dreh- und Angelpunkte. Und damit ist der Kreis geschlossen.

Gerhard Müller