Die Matthias-Pilger vom Gilbach Gebete, Blasen und vertrauensvolle Gespräche

Rommerskirchen/ Bedburdyck · Über 200 Kilometer zu Fuß in mehreren Etappen – für die Rommerskirchener Pilgergruppe ist die Fußwallfahrt nach Trier jedes Jahr ein ergreifendes Erlebnis. „Jeder pilgert mit einem bestimmten Anliegen“, berichtet Franz-Josef Osterath, „ob es die Gesundheit oder die Familie ist. Man ist mit seinem Gewissen nicht im Reinen. Dafür pilgert man mit.“ Und dann werden die Pilger auf der ganzen weiten Strecke eins mit der Natur.

Foto: privat

Und auch mit der Gruppe. „Ich entdecke immer wieder etwas Neues auf dem Weg“, so Richard Sachse, „das Schönste ist für mich aber, von der Europabrücke auf die Matthiaskirche in Trier zuzulaufen.“

Jedes Jahr in der ersten Herbstferienwoche wird von Rommerskirchen nach Trier gestartet. Eine Idee, die Pastor Franz Josef Freericks gemeinsam mit Theo Burtscheidt, der noch bis vor sieben Jahren den Posten als erster Brudermeister bekleidete, und Gertrud Fischer aus dem Kirchenvorstand in Rommerskirchen ins Leben rief, als er Pastor der „St. Peter“ wurde. Bereits im Vorfeld hatte Freericks schon in mehreren Gebieten den Impuls zur Gründung von Pilgergruppen gegeben und ist zum Beispiel auch mit den Matthias-Pilgern aus Hürth-Wahnheide mehrfach in Trier gewesen.

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Trier ist deshalb ein beliebtes Ziel für die Fußwallfahrt, weil die Erzbruderschaft des heiligen Matthias, ein Zusammenschluss von etwa 160 Wallfahrtsgruppen, jedes Jahr zum heiligen Matthias nach Trier kommt.

Und diese Pilgerung steht immer unter einem bestimmten Motto, das von der Abtei in Trier vorgegeben wird. „Für dieses Jahr lautet das Leitwort ,Meine Stärke und mein Lied ist der Herr“, wissen die beiden Fußpilger. Passend zu diesem Motto gestalten sich dann auch die Fußwallfahrt und die Pilgerfahne mit einem neuen Band, das von jemandem aus dem Ort in Handarbeit gestickt wird.

Begleitet wird die Fußgruppe dabei von einem Tross, der die Pilger versorgt und unterstützt. „Wer nicht mehr kann, wird dann auch mitgenommen“, erklärt Sachse, „aber wenn man jeden einzelnen Meter zu Fuß schafft bis zur Unterkunft, ist man schon stolz.“ Richard Sachse ist durch Sohn Fabian 1996 an die Pilgergruppe „St. Peter“ in Rommerskirchen herangetreten und geblieben. Franz-Josef Osterath , heutiger Brudermeister, pilgert schon seit der ersten Trier-Wallfahrt 1992 mit.

Durch Pastor Freericks startet jeder Tag mit einer Messe, angeschlossen werden Rosenkranzgebete, Schweigemärsche, zwei Meditationen, die von einzelnen Fußpilgern vorbereitet werden, und ein Abendgebet. Geschlafen wird dabei immer gemeinsam in einem Gemeinde- oder Pfarrzentrum. Floskeln wie „der Weg ist das Ziel“ oder „das Ziel ist der Weg“ sind für Osterath und Sachse daher eher unsinnig: „Wir wissen morgens schon, wo wir abends ankommen.“ Denn so eine Fußwallfahrt muss ordentlich geplant werden.

Deshalb gibt es seit mehreren Jahren auch einen Pilgerrat, die den Brudermeister bei der Organisation unterstützen.

„In unsere Pilgergruppe herrscht ein familiärer Umgang, deshalb öffnen sich hier auch viele mit Problemen und Bedenken, wo es in anderen Bereichen vielleicht eher Hemmungen gibt“, überlegt Sachse, „und auch die Hilfsbereitschaft, wenn man beim Pilgern an seine Grenzen kommt, ist enorm.“ Und wenn abends dann doch die eine oder andere Blase gepflegt werden muss, ist sogar ein ehemaliger Bundeswehrsanitäter zur Stelle.

Zum zehnjährigen Bestehen der Pilgertruppe wurde sogar ein Pilgerstein in der Künstlersiedlung Weißenseifen aufgestellt. Künstler Albrecht Klauer-Simonis war dabei für die Gestaltung zuständig, eine Verbindung die sogar nach seinem Tod noch aufrecht gehalten wird. „Für unsere Gruppe ist sein Anwesen immer noch eine Anlaufstelle, bei der wir eine Pause einlegen und wegen des Steins auch einkehren“, erzählt Richard Sachse.

Übrigens ist die Fußwallfahrt nach Trier für die beiden Pilger nicht die einzige. „Insgesamt sind es vier“, überlegen die beiden. Eine davon ist die Wallfahrt von Hemmerden nach Vorst zum heiligen Godehard. Eine Wallfahrt, die bereits seit 570 Jahren gegangen wird.

(Alina Gries)