Angst vor der Obdachlosigkeit „Wir finden einfach kein neues Zuhause“

Evinghoven · Karin Herbst ist verzweifelt. Seit 20 Jahren lebt sie mit ihrer Familie in Evinghoven auf einem Bauernhof, fühlt sich wohl, engagiert sich. Ihr kleines Coca Cola-Museum war vermutlich einer der außergewöhnlichsten Orte Rommerskirchens. Doch der Hof wird abgerissen, Herbst und Nachbar Sascha Kanehl stehen vor der Ungewissheit. Denn seit Monaten suchen sie bezahlbaren Wohnraum. Ohne Erfolg.

Karin Herbst und Sascha Kanehl haben Angst, ab Februar kein festes Dach mehr über dem Kopf zu haben. Sie müssen aus ihren Wohnungen  raus und finden keinen Ersatz.

Foto: Julia Schäfer

Die Verzweiflung ist Karin Herbst und Nachbar Kanehl anzumerken. Die beiden leben aktuell in Ungewissheit. Denn wo sie ab Ende Februar leben werden, wissen beide noch nicht. „Wir wohnen hier auf einem alten Bauernhof. Mein Mann und ich sogar schon seit 20 Jahren. Der soll nun abgerissen werden. Natürlich war das traurig, aber die neuen Besitzer sind sehr nett und wir können das ja auch verstehen. Dass es aber so schwer werden wird, eine neue Bleibe zu finden, hätten wir nie gedacht“, erklärt Herbst und spricht damit Kanehl aus der Seele.

Denn die Ansprüche sind gar nicht groß. „Natürlich wäre es am tollsten, wenn wir wieder einen Hof finden, wo auch Platz für unsere beiden Wohnparteien ist. Denn wir helfen und unterstützen uns gegenseitig.“ Seit Sascha Kanehl nach gesundheitlichen Problemen im Rollstuhl sitzt und auf diesen auch noch länger angewiesen ist, kümmert sich Herbst um den 40-Jährigen.

„Wir möchten aber gar nicht so vermessen sein und glauben, dass wir so einen Glücksgriff machen würden. Wir wären mittlerweile einfach nur glücklich, überhaupt eine Bleibe zu finden“, ist die fast 60-Jährige verzweifelt. Denn obwohl sie am liebsten in Rommerskirchen geblieben wäre („Ich bin doch ein echt Oekovener Mädche, hier geboren und immer hier geblieben“), hat die Familie den Radius schon erweitert: „Wir würden auch nach Dormagen, Grevenbroich, Jüchen,...ziehen. Aber nirgendwo finden wir eine bezahlbare Unterkunft. Wir brauchen nur ein Dach, Fenster, Strom. Sogar ein Kohleofen wäre für uns ok. Wir sind auch handwerklich geschickt und machen es uns schon nett, aber wir haben einfach keinen Erfolg.“ Nun droht die Obdachlosigkeit ab Ende Februar. Denn Geld für ein Hotel als Übergang ist nicht vorhanden.

Grund für die Probleme sind nämlich auch die Finanzen: „Wir haben P-Konten, weil wir in der Vergangenheit Fehler gemacht haben. Aber wir bauen uns alles wieder auf, es ist halt nur schwer, wenn wir jetzt diesen Rückschritt machen müssen.“ Denn das Ehepaar Herbst arbeitet. „Beim Amt wurde mir gesagt: Hätten Sie Hartz4, würden Sie Unterstützung bekommen, dann wäre alles einfacher.“ Das ist aber nicht der Weg, den die Evinghovener einschlagen möchten: „Wir arbeiten ja extra, um uns das Zuhause zu leisten.“

Doch scheinbar gibt es kaum bezahlbare Möglichkeiten. 700 Euro warm kann das Ehepaar aufbringen. Doch nicht mal für das Geld finden sie im weiteren Umkreis eine Lösung. „Es wird doch immer davon gesprochen, dass es genug Wohnraum gibt. Aber wo denn?“ Auch ein Schreiben an alle Bürgermeister der Umgebung brachte bisher noch keinen Erfolg, auch wenn die Ersten Bürger der Städte mit Tipps helfen wollten. Kanehl hätte zwar zur Not ein Zimmer bei seinen Eltern, doch das ist aktuell unerreichbar: „Es liegt im zweiten Obergeschoss, ohne Aufzug. Ich werde noch länger auf den Rollstuhl angewiesen sein. Ich benötige also eine behindertengerechte kleine Wohnung.“

Besonders bitter für Herbst: „Ich habe hier mein Coca Cola-Museum  aufgebaut. Über die Jahre hatte ich tausende Exponate, die ich alle hier ausgestellt habe. Den Raum muss ich schon zum Ende des Jahres aufgeben. Deshalb ist alles schon in Kisten verpackt. Ob ich dafür jemals noch mal den geeigneten Raum finde? Ich weiß es nicht.“

Wer eine Idee hat, wie den beiden Familien geholfen werden kann, kann sich unter 01573/ 3 20 81 21 melden.