Sorge der Gastro: Es ist schon zwölf, nicht mehr kurz vor zwölf! Gastronomen warnen: „Der neue Lockdown bedroht unsere Existenz!“
Grevenbroich/Jüchen/Rommerkirchen · „Wir sind fassungslos und sprachlos, dass die Politik so mit uns umgeht“, fasst Thomas Stenbrock vom gleichnamigen Restaurant in Neukirchen in Worte, was fast alle seine Kollegen so sehen. Denn mit dem Lockdown der Gastronomie (ab heute müssen alle Gastronomiebetriebe schließen, dürfen Essen lediglich liefern oder abholen lassen) ist eine Branche mehr als gebeutelt: Viele Betriebe stehen kurz vor dem Aus.
So hatten Thomas und Katja Stenbrock gerade extra 25.000 Euro investiert, um ihr Restaurant auch im Winter auf alle Sicherheits- und Hygienemaßnahmen zu rüsten: „Der neue Bereich kann nun nicht genutzt werden in den nächsten Wochen. Und ob wir im Dezember wieder öffnen? Wer weiß das schon. Wir haben kein Vertrauen mehr in die Politik!“
Alexander Breuer vom „Dom-Eck“ in Rommerskirchen setzt auf den finanzielle Ausgleich der Regierung: „Wichtig ist, dass all die betroffenen Branchen entschädigt werden und das nicht mit der Gießkanne, sondern mit Augenmerk und gerecht. Und wir gemeinsam auf einen hoffentlich schnellen Neustart hin arbeiten.“ Auch wenn die Einbußen enorm sind („Wir verlieren das Weihnachtsgeschäft und Karneval wird ja auch ausfallen, was einer Vollkatastrophe gleich kommt.“) sieht er sich und seine Kollegen in der Pflicht: „Wenn jetzt alle ein, zwei Monate verzichten, schützen wir die Schwächsten in unserer Gesellschaft. Natürlich müssen die zugesagten Hilfen schnell und unbürokratisch auf den Weg gebracht werden. Wir sind Gastgeber. Und Gastgeber sind auch verpflichtet, die Gesundheit und den Schutz ihrer Gäste im Blick zu haben.“
Dass diese Hilfen aber nur ein „Tropfen auf den heißen Stein“ seien, sind sich Stenbrock und Markus Preuße vom „Reissdorf en d´r Post“ einig. Der Gindorfer dazu: „Beim ersten Lockdown habe ich davon zwei, drei Mieten bezahlt. Aber ich muss doch auch noch von etwas leben und laufende Kosten wie Strom für die Gaststätte zahlen.“ Ihm blieb nichts anderes übrig, als einen Kredit aufzunehmen. Doch auch der muss abbezahlt werden. „Mir geht es wie vielen Betrieben, wenn ich in die Zukunft schaue: Es ist nicht fünf vor zwölf, sondern schon zwölf!“
Der einzige Lichtblick: die Solidarität der Menschen. Stenbrock fasst in Worte: „Wir haben unheimlich viel Unterstützung während des ersten Lockdowns von den Gästen bekommen. Auch als wir wieder öffnen konnten, sind die Leute treu geblieben. Die Solidarität der Gäste ist größer als die der Politik!“ Anders können die Restaurants nicht überleben. „Die Kunden haben es in der Hand, ob es Betriebe wie den unseren in Zukunft noch gibt“, weiß Preuße. Er weist auch noch einmal darauf hin, dass es dabei ja auch um mehr als nur um ein leckeres Essen geht: „Wir sind auch Treffpunkt für viele Vereine.“
Dass der Lockdown im November den stärksten Umsatz-Monat trifft, macht es für die Gastronomie noch bitterer. Zumal sich das Problem verschiebe, wie Preuße erklärt: „Wir halten alle Regeln ein. Weisen die Menschen daraufhin, dass sie sich richtig verhalten sollen, auch wenn sie schon drei Bierchen getrunken haben. Haben wir nicht geöffnet, treffen sich die Leute zu Hause. Und da sind die Vorsichtsmaßnahmen nicht so penibel, wie in einem Betrieb!