Der Bahnhof feiert Geburtstag Neu aufgestellt zum 125-jährigen Bestehen

Eckum · Der Bau von Eisenbahnen war im 19. Jahrhundert ein Gradmesser für den Stand der Industrialisierung. War diese in England schon zu Beginn des Jahrhunderts weit fortgeschritten – 1825 ging die erste Eisenbahnstrecke mit Personenverkehr in Betrieb – , folgten insbesondere die USA, aber auch Kanada schon bald. Schon vor 1870 konnten beide Staaten von Küste zu Küste per Eisenbahn durchquert werden.

Die offizielle Freigabe ... Bürgermeister Martin Mertens, Zweiter von links, hat das Band als erster gekappt.

Foto: SMeu.

Deutschland – erst seit 1870/1871 ein Einheitsstaat – hinkte hier zunächst deutlich hinterher, auch wenn hierzulande gleichfalls bereits früh Eisenbahnen verkehrten. Für das Gebiet des heutigen Rommerskirchen dauerte es noch etwas länger: Nachdem der Staat Preußen am 29. April 1884 den Bau der Verbindungsstrecke von Köln-Ehrenfeld an der Linie nach Aachen bis nach Grevenbroich genehmigt hatte, dauerte es noch einmal mehr als 14 Jahre bis auch der Bahnhof in Eckum am 1. Oktober 1898 eröffnet wurde.

Womit am 1. Oktober dieses Jahres dessen 125-Jahr-Jubiläum ansteht. „Dieser Jahrestag wird sicher nicht ungewürdigt bleiben“, sagt Bürgermeister Dr. Martin Mertens, von Kindesbeinen an Eisenbahn-Fan und Mitglied des Feldbahnmuseums in Oekoven.

Dass die Umgestaltung des Bahnhofsgeländes mit der Inbetriebnahme der Mobilstation am 13. März endgültig abgeschlossen werden konnte, geschah indes nicht mit Blick auf das Jubiläum, sondern ist eine ganz eigene Geschichte, die recht anschaulich zeigt, wie schwierig es sein kann, manche Vorhaben zu verwirklichen – zumal, wenn die Deutsche Bahn im Spiel ist.

Ursprünglich hätte die Mobilstation bereits Mitte 2022 eröffnet werden sollen, doch Lieferschwierigkeiten im Baugewerbe sorgten für eine Verzögerung. Für die Verantwortlichen im Rathaus definitiv nichts Neues, denn die Neugestaltung des Bahnhofs insgesamt war ein jahrzehntelanger Prozess.

Spätestens seit den 70er Jahre galt er vielen als „Western-Bahnhof“, was nicht unbedingt schmeichelhaft gemeint war. Nicht allein die permanente Verschmutzung spielte eine Rolle, vielen galt das gesamte Areal – insbesondere nachts – gar als „Angstraum“. Tiefe Schlaglöcher sorgten nicht zuletzt bei Regen für abenteuerliche Eindrücke. In den 90er Jahren wetterte der frühere CDU-Bundestags-Abgeordnete und Staatssekretär Willy Wimmer bei etlichen Ortsterminen gegen den „Moloch Bahn“ als Verantwortlichem für den Zustand des Bahnhofs. Dabei erwies es sich lange Zeit als zusätzliches Problem, bei der Deutschen Bahn und ihren vielen Töchtern die richtige Adresse zu finden.

Eine große Planwerkstatt mit verschiedenen Architektur und Planungsbüros entwickelte im Frühjahr 2001 zahlreiche Änderungsvorschläge, aus denen sich ein überaus ambitioniertes Konzept für eine weitreichende Erneuerung des Bahnhofs und seines Umfelds erstellen ließ. Mit der zumindest teilweisen Umsetzung der 2001 entwickelten Ideen dauerte es dann aber noch einmal mehr als 20 Jahre.

Einer der wichtigsten Gründe, zumindest soweit es das erste Jahrzehnt angeht: Um den auf Bahngelände befindlichen Schrottplatz zu entfernen, bedurfte es eines mehrjährigen jahrelangen Rechtsstreits mit dessen Betreiber. Der endete damit, dass die Gemeinde den Schrotthändler in dessen Rolle als Pächter „beerbte“, und 2008 zumindest provisorisch mehr Parkplätze für den vielgenutzten Bahnhof anlegen konnte.

Skurriles Detail am Rande: Um den Bahnhof „aufzuhübschen“, hatte die Bahn auf den Bahnsteigen neue Abfallbehälter und Aschenbecher installiert – die 2007 wieder entfernt wurden, nachdem die Bahn den gesetzlich vorgeschriebenen Nichtraucherschutz auf das gesamte Gelände von Bahnhöfen ausgedehnt hatte.

Der eigentliche Durchbruch für die Realisierung des Projekts war dann der Kauf von 22.000 Quadratmetern Bahnhofsfläche. Seit 1. Januar 2011 ist die Gemeinde Eigentümerin und kaufte weitere Nachbarflächen hinzu, womit die rechtlichen Grundlagen für den Umbau gelegt werden konnten. Es folgten Verhandlungen mit mehr als zehn Behörden, auch verschiedene Bahntöchter waren zu konsultieren.

Heftige Debatten gab es um die nötige Abbiegespur, die erstmals die Busse des Rhein-Kreises mit dem Bahnhof verbinden sollten. Gleiches galt für eine inmitten des Parkplatzes bereit zu haltende Gleisanlage für Schwersttransporte. Auch die Mehrfachnutzung der Gleisstrecke im Parkplatzbereich war ebenso heftig umstritten wie die von der Gemeinde für unverzichtbar erklärte Fahrradanlage.

Anfang April 2014 war es dann soweit: Der damalige Bürgermeister Albert Glöckner konnte gegen Ende seiner Amtszeit zumindest noch den Spatenstich für die Umgestaltung des Geländes vollziehen. Am 19. November 2015 schließlich nahmen Glöckners Nachfolger Martin Mertens und Kai Rossmann, Leiter des Bahnhofsmanagements Köln, die Neueröffnung vor. Die Treppenanlage der Unterführung war komplett erneuert worden, hinzu kamen über 200 Parkplätze und fast 200 Abstellplätze für Fahrräder. Treppen und Rampe wurden barrierefrei gestaltet.

Zwar ließen sich nicht alle Aspekte der 2001 von der damaligen Planwerkstatt entwickelten Konzeption realisieren, wohl aber deren Kernelemente, wie etwa die Busanbindung bis vor den Bahnhof, die direkte Anbindung der Fußgänger sowie last but not least die Barrierefreiheit. Der 3,1 Millionen Euro teure Umbau des Bahnhofsgeländes wurde mit 2,3 Millionen Euro bezuschusst.

In der im März eröffneten Mobilstation praktizieren mit Dr. Jürgen Funck und zwei Kolleginnen erstmals überhaupt Kinderärzte in der 14.000-Seelen-Gemeinde Rommerskirchen. Die Caritas bietet mit ihrer Fahrradstation einen über das bislang bekannte Maß noch hinausgehenden Service an und auch die DHL ist mit einem Paketservice präsent. Gefeiert wurde der offizielle Start der Mobilstation in der Bäckerei Vosen, die hier nun gleichfalls eine Filiale betreibt.

(SMeu.)