Reise ins Ungewisse: Radtour bis Portugal„Wenn nicht jetzt, wann denn dann ...?“
6.334 Kilometer liegen vor Valérie Giese: Die Hochneukircherin wagt das Abenteuer, mit dem Fahrrad bis nach Portugal und wieder zurück zu fahren – und das ganz allein und ohne große Vorbereitung.
Hochneukirch. Seit einer Woche ist die 29-Jährige unterwegs. Die Route hatte sie schon vorher festgelegt, für die ersten beiden Nächte eine Übernachtungsmöglichkeit geklärt – alles was danach kommt, ist auch für die junge Frau eine Überraschung. Das einzige, was feststeht, ist die Rückkehr bis zum 1. August, denn dann startet das Abenteuer Studium. „Ich stelle gerade mein ganzes Leben auf den Kopf. Ich habe Schreinerin gelernt, aber gemerkt, dass ich das nicht ein Leben lang machen möchte. Ab August werde ich ,Soziale Arbeit’ studieren.“ Die Idee, mit dem Fahrrad nach Portugal zu fahren, kam vor zwei Jahren beim Urlaub. Ursprünglich wollte eine Freundin mitradeln, doch das klappte nicht. Der Gedanke ließ die angehende Studentin aber nicht los: „Jetzt passt es einfach. Wenn nicht jetzt, wann dann...“
Zwar gibt es den ein oder anderen Kommentar wie „Du bist doch bekloppt“, aber Eltern, Freunde und Freund glauben an die 29-Jährige und haben vollstes Vertrauen, dass sie weiß, was sie tut. Die Vorbereitungen bestanden vor allem in der Wahl des passenden Fahrrads.
Für knapp 2.500 Euro erwarb Giese ein Gravel Bike. Sie muss selbst lachen: „Ich fahre sonst nur normal Fahrrad, bin noch nie eine wirklich weite Strecke gefahren. Das wird also Neuland für mich. Aber ich bin positiv gestimmt und dann klappt das auch alles.“ Denn dass man alles schaffen kann, was man sich erträumt, hat Giese von einem Freund gelernt: Triathlet Robin Pesch hat so viel erreicht, weil er immer an sich geglaubt hat.
Doch hat Giese nicht Angst, so ganz alleine unterwegs zu sein und wild zu campen? „Ein bisschen Angst gehört dazu. Die muss man auch haben, um vorsichtig zu bleiben. Ansonsten möchte ich einfach stolz auf mich sein, dass ich Ängste überwunden habe“, erklärt die Hochneukircherin. Für sie ist es nicht die erste Erfahrung dieser Art: „Ich habe schon zwei Jahre in Australien in einem Van gelebt.“ Auch da hat sie gelernt, dass viele Dinge wie eine tägliche Dusche oder im Supermarkt alles zu kaufen, was man möchte, nicht als zu selbstverständlich nehmen soll. Mit dieser Einstellung tritt Giese nun die Strecke an, zunächst auf der Atlantik-Seite, zurück geht es über die Mittelmeer-Seite.
„Ich möchte so wenig wie möglich ausgeben. Für Wasser habe ich zum Beispiel gar kein Geld eingeplant, da glaube ich an die Gutmütigkeit der Menschen.“
Der Top-Kurier wünscht eine gute Reise!