Der große Traum vom Auswandern „Etwas vermisst mein Herz immer!“

Hochneukirch · Auswandern nach Kalifornien. Für viele ein Traum. Die Hochneukircherin Nadine Peiffer-Seitz hat sich diesen Wunsch erfüllt und berichtet im Top-Kurier von ihrem Weg über den großen Teich, darüber, was sie an der alten Heimat vermisst und wie das Leben in den USA ist.

Glückliche Familie: Nadine Peiffer-Seitz und ihr Mann Kory mit den beiden Töchtern, die super Deutsch sprechen.

Foto: privat

Nadine Peiffer-Seitz sitzt entspannt im elterlichen Garten. Die 43-Jährige ist gerne in ihrem alten Zuhause: „Ich mag Hochneukirch – wirklich.“ Dennoch zog es sie während des Studiums für „Summer Jobs“ in die USA. „Da habe ich in einer Bowling-Bahn die schmutzigen Schuhe sauber gemacht und Geburtstagspartys organisiert“, erinnert sie sich lachend. Und die USA ließen die junge Frau nicht los. Auch ein Auslandssemester in Perth, Australien, konnte daran nichts ändern: „Die Mentalität in den USA hat mir besser gefallen. In Amerika war ich viel schneller integriert. Man wird eingeladen, zum Barbeque oder an den Strand. Als introvertierte Deutsche hat es mir das schon einfach gemacht.“

Als Nadine Peiffer-Seitz bei einem USA-Aufenthalt 2001 Kory Seitz kennen lernte, dachte sie erst noch, dass der junge Mann sicher ein Sommerflirt sei. „Ich erinnere mich noch, wie wir uns kennen lernten und er sagte ,Nadine, das ist aber ein exotischer Name‘.“ Doch als sie für ihr Studium ein längeres Praktikum in den USA absolvierte, vertiefte sich die Beziehung zu Kory. „Wir haben dann erst einmal eine Fernbeziehung geführt. Es war klar, dass ich mein Diplom in Deutschland beende. Danach haben wir uns gefragt, wo wir zusammen die besten Voraussetzungen für die Zukunft haben. Ich beherrsche die Sprache, hatte schon in den USA gearbeitet, kenne die Mentalität – so ist die Wahl auf die USA gefallen.“

Familie Peiffer-Seitz am Rodeo Drive: Es ist immer etwas ganz Besonderes, wenn die Großeltern aus Hochneukirch anreisen.

Foto: privat

Seit elf Jahren lebt die Familie in Orange County, zwischen Los Angeles und San Diego. Die Töchter Emilia (zwölf Jahre) und Parker (sechs) sorgen dafür, dass es nie langweilig wird. Die beiden Mädchen haben das Privileg, von beiden Heimatländern viel mitnehmen zu können. Die Töchter besuchen samstags die deutsche Schule, lesen deutsche Bücher, hören deutsche Tonie-Figuren und dürfen deutsches Fernsehen schauen. „Das war mir auch besonders wichtig, weil meine Eltern ein so wichtiger Teil unserer Familie sind. Es sollte keine Sprachbarrieren geben. Die Mädels sind manchmal genervt, wenn ich sie mal wieder auffordere ,Sag´s auf Deutsch‘“, so die 43-Jährige. Aber der Plan ist aufgegangen: Die Töchter sprechen super Deutsch, genießen die regelmäßigen Ferien in Hochneukirch und nehmen hier auch an Feriencamps teil.

In diesem Jahr bleibt die Familie sogar fast den ganzen Sommer in Deutschland: Homeoffice macht es möglich. „Kory war erst mit uns hier, musste aber nach Hause fliegen. Ich arbeite einfach von Deutschland im Homeoffice, solange die Mädchen Ferien haben.“ Denn die Zeit mit der Familie in Hochneukirch ist wertvoll: „Das Vermissen hört nie auf. Viele möchten auswandern, weil es so spannend ist. Aber ein Teil meines Herzens ist immer traurig, weil ich nirgendwo richtig angekommen bin. Etwas fehlt immer.“

Zumal das Leben in den USA schon anders ist: „Mutterschutz gibt es nicht. Ich habe bis zu den Wehen gearbeitet und drei Monate nach der Geburt auch wieder. Statt 30 Tagen Urlaub gibt es zehn. Und alles ist sehr geprägt davon zu zeigen, was man besitzt.“ Und doch ist das Leben in den USA für Nadine Peiffer-Seitz bereichernd und sie hat die Entscheidung nicht bereut.

„Wenn wir hier sind, sind die Menschen, die wir sonst vermissen, natürlich das Wichtigste. Aber weißt du, worüber ich mich auch freue? Currywurst, Döner, Pizza mit Thunfisch, Grillabende...“ Emi ergänzt: „Und Pizzabrötchen!“ Parker setzt hingegen auf eine andere Speise: „Omas Frikadellen sind die Besten!“ Bald werden sich Nadine und die Töchter wieder zurück in den Flieger setzen und sich erst einmal verabschieden müssen. Doch die nächsten Treffen sind in Planung. „Zum Glück kommen uns meine Eltern um die dreimal im Jahr besuchen. Und auch mein Bruder und seine Familie schaffen es ein- oder zweimal im Jahr! So ist das Vermissen nicht ganz so schlimm.“