Menschen in Jüchen Nur den „hang around“ bekommt man geschenkt …

Kelzenberg · Schlagringe, tätowierte Oberarme, Oberlippenbart? Das Klischee der Biker hat sich längst geändert. "In den 70ern war das sicher so, dass man sich mit Matsche beschmissen hat, die Frauen an einem geklebt haben, man gesoffen und sich geschlagen hat", lacht Jürgen Vroomen, "heute hat sich das etwas gelegt." Im Juli feierte der Motorradclub "Devil‘s Ducks" unter "Tüte", "Knochen" und Jürgen Vroomen 40-jähriges Bestehen.

Foto: privat

"Ich sammele Motorräder", erzählt Ralf Schoten, "das jüngste Motorrad ist von 1976, das älteste von 1941." Allesamt von "Indiana".

"Harley Davidson fährt jeder Trottel", lacht der Orkener. Jürgen Vroomen hingegen fährt eine Harley. "Ich habe damit jegliches Klischee erfüllt", lacht der 51-Jährige. Bald soll aber ein neues Bike folgen — dann das vierte für den Kelzenberger.

Gelangt man in das "Quartier" der "Teufels-Enten" umgibt einen trotz der berüchtigten "Biker-Szene" ein willkommenes Gefühl. An den Wänden prangen Poster und Bilder der Motorradtouren. Aber auch Totenköpfe thronen über der "Chill-Oase". Geht man weiter, gelangt man zu einer Bar. "Hier trinken wir ab und zu ein Bierchen, aber auch die angehenden Abiturienten feiern hier ab und zu ihre Abi-Partys", freuen sie sich über das Interesse der Jüchener Jugend an ihrem Club-Häuschen. Draußen im Garten gesellt sich ein weiteres Bike-Mitglied dazu. "Und wie läuft es zu Hause?", lautet die interessierte Frage. "Der älteste von uns ist 69 Jahre alt", erzählt Jürgen Vroomen später, "wenn wir Party machen, ist das so, dass wir über den Urlaub oder die Familie reden."

Beide sind schon seit 30 Jahren bei den "Devil‘s Ducks", Vroomen sogar schon fünf Jahre länger. "Als 16-Jähriger hab ich mit ein paar Schulfreunden den Juniorclub unter den ,Devil‘s Ducks‘ gegründet. Dann haben wir uns nach der Schule immer in einer Hütte in Stessen getroffen", erzählt Vroomen.

Schoten hingegen verkehrt in der Mönchengladbacher Altstadt gerne einmal in Biker-Kneipen. Damals noch bei den "Spirits Germany", wechselte er als 23-Jähriger zu den "Devil‘s Ducks". "Ich bin schon immer Zweirad gefahren. Das fing mit dem Fahrrad an", grinst er.

Dabei muss jeder aber das Aufnahmeritual des Clubs überstehen. Mit ein bisschen Bier und baden in einer Pfütze hat sich´s dabei nicht getan. "So einfach ist das nicht. Jedes neue Mitglied bekommt eine Biker-Jacke mit einem ,Hang around‘, dem unteren Schriftzug", erklärt Ralf Schoten, "die übrigen Spuren auf der Jacke muss man sich verdienen. Wenn eine gewisse Zeit bei uns um ist, bekommt man den Schriftzug ,Devils Ducks‘ als Probe quasi. Die kann zeitlich dann aber variieren."

Auch die Jüchener Bikerszene hat großen Respekt vor den großen Clubs. "Hier in der Region wurden viele kleine Clubs von den großen geschluckt", erzählt Schoten, "sie haben sich wie Platzhirsche aufgestellt." Ärger zwischen den großen Clubs und den "Devil‘s Ducks" gab es bisher aber nicht. "Am Anfang haben wir uns Gedanken gemacht, aber wir leben hier in unserem Entenhausen", so Schoten lachend.

Zu den anderen kleinen Clubs in der Region pflegen sie aber einen guten Kontakt. "Wir besuchen uns immer gegenseitig und sind zusammen jedes Wochenende auf Tour", berichtet Vroomen, "im November gibt es immer eine gemeinsame Versammlung, wo Partys abgesprochen werden, damit die sich nicht überschneiden."

Früher waren die "Devils Ducks" einer der größten Motorradclubs am Niederrhein. Jetzt haben sich ein paar Mitglieder aus Krefeld, Heinsberg oder Neuss angeschlossen. Frauen haben in dem Club jedoch nichts zu suchen. "Wir fahren nur die Männerschiene", so der Kelzenberger.

Obwohl die Biker-Gang ziemlich cool drauf ist, gibt es auch hier Probleme, Nachwuchs zu finden. Erst vor ein paar Monaten hat sich ein neues Mitglied den "Devil‘s Ducks" angeschlossen — mit gerade einmal 24 Jahren. "Die Biker-Szene ist allgemein ruhiger geworden", so Ralf Schoten, "früher war es wilder. Das hat sich allgemein geändert". Und Jürgen Vroomen ergänzt: "Den meisten fehlt der Nachwuchs, weil die Kids lieber drinnen hängen und zocken."

Nun feierten die "Devil‘s Ducks" 40-jähriges Bestehen. "Wir wollen den Club nach vorne bringen und ein paar neue Leute zu uns holen, um den Nachwuchs zu fördern. Ansonsten wünsche ich mir für die nächsten 40 Jahre, dass wir lange fahren können und die Leber gut bleibt, damit wir noch viel Bier trinken können", lacht Vroomen.