Laura Dietrich: Sprung ins Model-Business "Früher wollte ich nie ein typisches Mädchen sein"
Schlich · Schlabbrige Jungenklamotten, Toben im Matsch, Fußball spielen und Baumhäuser bauen. Als Kind waren Ballett und Mode für Laura Dietrich ein Fremdwort. Während ihres Lehramtsstudiums in Münster steht die 23-Jährige nun schon längere Zeit vor diversen Kameras.
Jetzt ist sogar geplant, eines ihrer Bilder in der Zeitschrift "Pictures — Das Fotomagazin" abzudrucken.
Ein umgekipptes, riesiges, altes Essigfass mitten im Garten. Darin steht ein Klavier. Und an diesem Klavier sitzt Laura Dietrich, nur in einem schwarzen Morgenmantel gehüllt. Dieses Foto soll im nächsten Jahr im Fotomagazin "Pictures" erscheinen. "Ich erhoffe mir dadurch einen Sprung ins Model-Business", verrät sie.
Doch das war nicht immer ihr Traum. "Dass ich so fotogen und modebewusst bin, war nicht immer so. Im Gegenteil", erzählt die 23-Jährige, "als Kind wollte ich nie typisch ,Mädchen' sein, bin immer mit schlabbrigen Jungenklamotten zur Schule gegangen, habe nach der Schule mit den jungen aus dem Dorf Baumhäuser gebaut und im Matsch gespielt. Meine Mutter wollte immer ein richtiges Mädchen aus mir machen, hat mich mit acht Jahren zum Ballett gezwungen, wo mich alle ausgelacht haben, weil ich überhaupt keinen Sinn für ästhetische Bewegungen hatte und nur orientierungslos durch die Gegend getrampelt bin."
Dann tauschte die Studentin die Ballerina- gegen Fußballschuhe und kickte sogar für die Mädchenmannschaft von "Borussia Mönchengladbach". "Nach meinem ,Wilde Kerle'-Vorbild ,Marlon' habe ich mir sogar die Haare kurz schneiden und rot färben lasse", erinnert sie sich. Im Alter von 14 begann dann mit Unterstützung einer Klassenkameradin das große Umstyling. "Das war das erste Mal in meinem Leben, das ich in einem ,H& M' stand", erinnert sich Laura Dietrich, "mein Ziel früher war es immer gewesen, möglichst mit meiner Kleidung nicht aufzufallen, sich der Massen anzupassen und so gut es geht normal auszusehen."
Der Weg war lang, aber machbar. "Heute fühle ich mich wohl in meiner Haut. Ich habe gelernt, dass jeder Mensch auf seine Weise schön ist, denn Schönheit kommt von innen." Durch ihre beste Freundin ist Laura Dietrich dann damals an das Shooten gekommen. Während ihre Freundin sich jedoch mehr für das Theater spielen und schauspielern begeisterte, verschlug es die Schlicherin mehr und mehr vor die Kameras der Hobbyfotografen.
"Am Anfang fand ich es besonders schwer, mich auf alles gleichzeitig zu konzentrieren", verrät sie, "ich hab dann meinen ,Standard-Modelblick' entwickelt." Gesichtszüge entspannen, ein bischen Luft durch die leicht geöffneten Lippen hauchen. "Als Model sollte man aber auch immer unterschiedliche Gesichtsausdrücke anbieten. Und sie im Sekundentakt wechseln", weiß Dietrich. Etwas an dem sie noch arbeiten muss.
Ein imposanter Ort, an dem Dietrich gerne einmal Shooten würde ist der Tagebau Garzweiler. "Ein matschiger Tag, ein zerrissener Body und ich mitten im Tagebau mit der traurigen Geschichte, dass die Heimat von Menschen und Tieren zerstört wurde nur um Braunkohle für die Stromerzeugung auszugraben", so die Studentin, "ich würde in dem Bild dann gerne Trauer, Verzweiflung und Wut ausdrücken."
Trotz der Visionen, die in Laura Dietrichs Kopf herumschwirren, möchte sie sich in erster Linie auf den Abschluss ihres Studiums konzentrieren. "Das gewährleistest mir eine sichere Zukunft", meint sie, "allerdings würde ich das Modeln gerne ausweiten und versuchen mal ein paar richtige Aufträge zu bekommen." Bisher arbeitet sie auf "Time for prints"-Basis (Tfp). "Das bedeutet, weder der Fotograf noch das Model bekommen Geld", erklärt Dietrich. Deshalb wolle sie jetzt eine "Sedcard" erstellen und sich bei ein paar Model-Agenturen bewerben. "Es wird wahrscheinlich ein Problem sein, dass ich mit 1,65 Meter zu klein für das Modeln bin", überlegt die Schlicherin, "aber als Fotomodel spielt die Größe ja nicht unbedingt eine Rolle."
Ein weiterer Traum, den sie verfolge, sei den Motorradführerschein zu machen und sich eine eigene Maschine kaufen zu können. Eine Leidenschaft, die sie mit ihrem Vater teile. "Ich liebe das Gefühl den Wind im Gesicht zu haben, den Adrenalinkick bei der Beschleunigung und das Gefühl zu fliegen, wenn man sich in die Kurve legt", schwärmt sie, "vor drei Jahren war ich mit meinem Vater auf dem ,Euro-Halrey'-Festival in Saint Tropez."