„Lagebild Verkehr Rhein-Kreis Neuss 2022“ vorgestellt Nach Corona steigen die Unfallzahlen an

Jüchen · Nach dem Ende der Corona-Beschränkungen ist die Zahl der Verkehrsunfälle im Rhein-Kreis Neuss erwartungsgemäß nach oben gegangen. Gemeinsam mit Polizeichef Landrat Hans-Jürgen Petrauschke stellte die Polizeibehörde jüngst die Zahlen und Analysen vor.

Landrat Hans-Jürgen Petrauschke, Heidi Fahrenholz und Andreas Bruns von der Polizei im Rhein-Kreis Neuss äußerten sich zum Unfallgeschehen im Rhein-Kreis Neuss.

Foto: Kurier-Verlag/Thomas Broich

Mit dem Ende der Corona-Pandemie intensiviert die Polizei auch wieder ihre Verkehrssicherheitsberatung, bietet unter anderem Kurse für Kinder und Senioren an. Andreas Bruns, Leiter der Direktion Verkehr bei der Polizei im Rhein-Kreis Neuss, berichtet schmunzelnd: „Es ist ein bisschen so, als hätte man die Wildpferde wieder auf die Koppel gelassen!“ Dieser unbedingte Drang, sich wieder draußen zu bewegen – und damit natürlich auch wieder am Verkehr teilzunehmen, hat natürlich auch seine Folgen, was sich in der aktuellen Verkehrsstatistik niederschlägt.

Laut „Lagebild Verkehr Rhein-Kreis Neuss 2022“ kamen im Straßenverkehr zwölf Menschen zu Tode, im Vergleich zum Vorjahr, in dem sechs Todesfälle registriert wurden, ist dies ein Anstieg um 100 Prozent. Obwohl es einen Rückgang von 8,5 Prozent bei schwer verletzten Personen gab, lag dieser Rückgang im Vergleich zu 2019 bei 21,7 Prozent. Die statistisch positive Entwicklung darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich das Verkehrsverhalten während der COVID-19-Pandemie stark verändert hat und sich nun wieder normalisiert.

Die Zahl der Verkehrsunfälle im Rhein-Kreis Neuss stieg im Jahr 2022 um 6,3 Prozent auf 11.943 an. Die Anzahl der Verkehrsunfälle mit Personenschaden nahm um 7,7 Prozent auf 1.229 zu. Die meisten Unfälle ereigneten sich außerhalb geschlossener Ortschaften. Hier sank jedoch die Anzahl der Verkehrsunfälle mit Verunglückten um 8,6 Prozent auf 267. Dabei stieg die Zahl der Getöteten von drei auf acht Personen.

Besonders betroffen sind Kinder und ältere Menschen. An 127 Unfällen waren Kinder beteiligt. Die Anzahl der verunglückten Kinder erhöhte sich um 28,6 Prozent auf 126. Die meisten verletzten Kinder waren als Fußgänger oder Radfahrer unterwegs.

Mit gezielter Verkehrsüberwachung, Aufklärung und öffentlichkeitswirksamen Aktionen will die Polizei für die Bekämpfung von Hauptunfallursachen sensibilisieren. Die Ahndung von Verkehrsverstößen ist im Interesse der Verkehrssicherheit und bleibt weiterhin eine wichtige Aufgabe der Polizei.

Foto: Kurier-Verlag/Thomas Broich

Rad- und Pedelecfahrer sind weiterhin stark gefährdet. Insgesamt 316 Verkehrsunfälle verursachten diese Verkehrsteilnehmer. Ein auffälliger Trend im Verkehrsgeschehen ist die steigende Beliebtheit von Pedelecs, was auch Auswirkungen auf die Anzahl der Verkehrsunfälle hat. Während die Anzahl der verunglückten Radfahrer von 514 auf 507 (-1,4 Prozent) gesunken ist und es weniger schwere Verletzungen gab (-21,7 Prozent), stieg die Anzahl der verunglückten Pedelecfahrer von 105 auf 114 (+8,6 Prozent) an, wobei 96 von ihnen leicht (+21,5 Prozent) und 17 schwer (-34,6 Prozent) verletzt wurden. Vier Rad- und Pedelecfahrer kamen bei Unfällen ums Leben.

Ein genauerer Blick auf die Zahlen für die Stadt Jüchen: Die Zahl der meldepflichtigen Verkehrsunfälle sank um 6,9 Prozent von 189 auf 176. Allerdings stieg die Zahl der Unfälle mit Personenschaden um 51,4 Prozent von 35 auf 53. Die Zahl der Verunglückten stieg von 41 auf 60 (+46,3 Prozent). Dabei stieg die Anzahl der Leichtverletzten um 71 Prozent von 31 auf 53, während die Zahl der Schwerverletzten um 33,3 Prozent von neun auf sechs sank. Die Zahl der Getöteten blieb unverändert bei 1. Auch die Zahl der verunglückten Rad- und Pedelecfahrenden stieg von sieben auf 13 (+ 85,7 Prozent), wobei die Zahl der verunglückten Pedelecfahrenden von zwei auf sechs (+ 200 Prozent) anstieg. Im „Lagebild Verkehr Rhein-Kreis Neuss 2022“ macht die Polizeibehörde auch einen Unfallschwerpunkt in Jüchen aus: Die L116/L32.

Im vergangenen Jahr wurden im Rhein-Kreis Neuss insgesamt 21.847 Verkehrsverstöße geahndet, davon entfielen allein 13.873 auf Geschwindigkeitsverstöße. Auch Alkohol- und Drogenverstöße wurden geahndet. Insgesamt wurden 424 Fahrzeugführer wegen Alkohol- oder Drogenkonsums im Straßenverkehr zur Rechenschaft gezogen. Die häufigsten Unfallursachen waren Fehler beim Abbiegen, teilweise unter Missachtung des Gegenverkehrs, sowie Fehler bei der Vorfahrt oder dem Vorrang anderer Verkehrsteilnehmer.

Landrat Hans-Jürgen Petrauschke appelliert an alle Verkehrsteilnehmer, sich im Straßenverkehr rücksichtsvoll und verantwortungsbewusst zu verhalten. „Ich bitte alle Verkehrsteilnehmer darum, die Verkehrsregeln und Geschwindigkeitsbegrenzungen einzuhalten, aufmerksam zu sein und sich an die Gegebenheiten des Straßenverkehrs anzupassen. Nur so können wir gemeinsam dazu beitragen, dass sich die Zahl der Verkehrsunfälle weiter reduziert und wir eine sichere Verkehrssituation im Rhein-Kreis Neuss gewährleisten können.“