Zusätzliches gemeinsames Gebäude für Gymnasium und Gebäude Sind Schul-Planungen zukunftssicher?
Die Stadt Jüchen hat Zukunft: Das belegen zumindest die hohen Schüler-Zahlen. Und die bringen die nächste Herausforderung mit sich: Die Schulen platzen aus allen Nähten, müssen erweitert werden.
Doch wird bei dem Blick auf die Planungen auch wirklich auf das geschaut, was die Lehrer und Schüler brauchen oder „nur“ auf die Kosten?
Jüchen. Die Gesamtschule wird ihren Standort in Hochneukirch aufgeben und mit den jüngeren Jahrgängen nach Jüchen kommen. So wird im alten Gesamtschulgebäude an der Mühlenstraße dringend benötigter Platz für die Grundschule geschafffen, die dann dort einziehen wird. Bedeutet: An der Gesamtschule Jüchen muss es einen Anbau geben. Das Gymnasium platzt aber auch aus allen Nähten und braucht mehr Platz.
Nun ist auf der Suche nach einer Lösung bei der Stadt unter anderem die Idee entstanden, für die Gesamtschule und das Gymnasium ein großes gemeinsames Gebäude zu errichten. „Die Nutzung gemeinsamer Räume für zwei ganz unterschiedliche Schul-Konzepte ist im Schulalltag absolut nicht umsetzbar“, ist die einhellige Meinung von Lehrern, Schülern und Elternvertretern.
„Von außen scheint es logisch: Dank der räumlichen Nähe werden wir als Schulzentrum gesehen. Also könnten beide Schulen die gleichen Räume nutzen. Was aber nicht gesehen wird: Es ist ein Eingriff in die pädagogischen Konzepte beider Schulen“, bemängelt Gesamtschul-Leiterin Susanne Schumacher. Ihr Stellvertreter Elmar Welter pflichtet ihr bei: „Es werden vorrangig die Kosten gesehen, die nun bei einem gemeinsamen Gebäude entstehen. Die sind niedriger, als wenn jeder sein eigenes Gebäude bekommt. Aber wir müssen auch langfristig einen Blick auf die Belastung werfen, denn die wird so nur übertragen. Es geht auf Kosten der Bildung!“ Was der Lehrer damit konkret meint, ist schnell erklärt: Die Schulvertreter verstehen sich gut, doch bei einem gemeinsamen Gebäude wird immer wieder einer das Gefühl haben, im Nachteil zu sein. Das Gymnasium setzt bei seinen Plänen auf große Räume, die Gesamtschule bevorzugt für das Unterrichtsangebot kleine Räumlichkeiten. Der Unterricht beginnt an beiden Schulen versetzt, damit auch alle folgenden Stunden: Für wen gilt denn dann der Gong? Und wenn sich die Anfangszeiten und auch die Dauer der Stunden nicht decken, wie soll dann eine Belegung vernünftig ausgearbeitet werden?
„Auch für uns Schüler wird es schlicht unmöglich zu entscheiden, wo wir jetzt genau hingehören. In das neue Gebäude sollen ja die jüngeren Schüler. Die fühlen sich da doch verloren. Dabei ist für die Identitätsfindung auch ganz wichtig, dass man die Nähe zu seiner Schule findet“, so die Schülersprecher beider Schulen, Niklas Meier und Ria Hilmer.
Schon die Raumverteilung und die Stundenplan-Entwicklung sind für eine Schule Herausforderungen. Hakan Ören, Stellvertretender Schulleiter des Gymnasiums, gibt zu bedenken: „Raum ist in einer Schule ein kostbares Gut! Wir haben drei Bands, die Bläser-Klassen... Sollen die üben, während Herr Welter nebenan versucht zu unterrichten? Für eine Schule kann ich das alles in den Planungen einbeziehen. Bei zwei Schulen wird es schwierig.“
Dass der Platz ausreichen würde, wurde in einer Studie der BiRegio erhoben. Die Studie sei perspektivisch bis 2030 angelegt. Bei den Planungen werde einbezogen, dass sich Jüchen mit Baugebieten entwickelt, dass G8 auf G9 wechselt und dass ab 2024 die Jahrgänge achtzügig angelegt werden. In den Schulen sieht die Prognose aber eher so aus, dass sie an einer genehmigten Neunzügigkeit „auf Dauer nicht vorbeikommen“.
Die Lösung, mit drei Gebäuden auf den steigenden Bedarf der Schulen einzugehen, war schnell aus Kostengründen vom Tisch. Statt der Möglichkeit eines Gebäudes wäre aus Sicht der Schulen für jede Schule ein autarkes Gebäude wünschenswert.
„Wir möchten die Entscheidungsträger in ihrer Entscheidungsfindung unterstützen und gleichzeitig sicherstellen, dass die beiden Schulen den erreichten Status weiterhin erhalten können, um für die Schullandschaft Jüchen zu einer nachhaltigen, langfristigen und bedarfsorientierten Lösung zu kommen“, heißt es im Positionspapier der Schulen. Denn den Vertretern ist bewusst, dass sie aus Sicht der Schulen sprechen. „Entscheiden muss die Politik. Aber wir möchten, dass wir gehört werden, wenn wir davor warnen, dass ein gemeinsames Gebäude auf lange Sicht keine tragbare Lösung ist. Natürlich sind unsere Argumente softer als das Argument des Preises, aber wir Pädagogen können zu unserem Gebiet vernünftige Angaben machen und die Schule wird für die Zukunft gebaut und soll viele Jahre für viele Kinder Bildung bedeuten“, so Ören, den Welter unterstützt: „Das Wichtigste ist die Bildung, denn die nimmst du immer mit. Das ist unser Wert und unsere Aufgabe ist es, diesen Wert sichtbar zu machen.“
Fakt ist: Es muss schnell gehen. Bereits in zwei Jahren hat die Grundschule Hochneukirch ein Platzproblem und muss eigentlich auf die Räume der Gesamtschule zurückgreifen.
Julia Schäfer