Alfred Berg ist in Hackhausen heimisch geworden: Die „Götter der Lüfte“ im heimischen Schlag

Hackhausen · Skorpione, Schlangen, Geparden, Paviane. Alfred Berg hat in seiner Zeit in Namibia mit vielen Wildtieren zu tun gehabt. Doch ein Tier hat es dem Nachfahren von Hans-Joachim Kulenkampff ganz besonders angetan: Ein Adler.

Foto: Berg

Vom Croupier im Casino, über Hotelfachmann bis hin zum Schädlingsbekämpfer und Falkner. So beginnt sie, die Geschichte von Alfred Berg und seinen Haustieren: Fünf griechische Greifvogel-Götter.

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"Der Greifvogel gilt als Waffe, man tauscht sein Gewehr quasi gegen einen Vogel. Deshalb muss man vor seinem Falknerschein auch den Jagdschein machen", erklärt Alfred Berg. Schließlich kann ein Steppenadler etwa 1,5 Tonnen Kraft beim Zupacken bewirken. Erst ein paar Mal war er auf Jagd in Deutschland, in Afrika hingegen hat er schon viele Tiere erlegt. "Das war aber immer nur zur Hege", sagt er. "Nur eine Trophäe habe ich: Einen Pavianbullen." Die waren durch die Maisfelder der Familie geirrt und haben sie zerstört. "Zum Frühstück gab es oft Millipap, Maisschrot mit Milch aufgekocht und mit Butter, Zucker oder Zimt versüßt. Mittags gab es dann Bällchen aus diesem Brei der in Soße getunkt wurde und eine Alternative zu Brot gewesen ist", erklärt Berg.

"In Namibia ist die Falknerei aber verboten"

Wir schreiben das Jahr 1900. Alfred Kulenkampff, ein Urahne von Alfred Berg, gilt nicht als Erb-Nachfolger und wandert mit seiner Ehefrau Elisabeth von Seydlitz, einem Adelsgeschlecht aus Preußen, nach Afrika aus. Über Jahre hinweg nennen die Kulenkampffs Namibia ihr zu Hause. "Weil ich dort geboren bin und bis zu meinem 21. Lebensjahr auch dort gelebt habe, bin ich sehr mit der Natur verbunden", verrät Alfred Berg. "Ich habe mich sehr für Tiere interessiert. Die Leute haben uns alles Mögliche an Viechern gebracht, die wir gepflegt haben."

Ein Tier hat er dabei nie vergessen können: einen Felsenadler. "In Namibia ist die Falknerei aber verboten", berichtet der Hackhausener. "Das Hetzen und Jagen mit Tieren auf andere Tiere ist nicht erlaubt." Also geriet der Traum eines eigenen Adlers erst einmal in den Hintergrund.

Ein Urlaub bei seinem Großonkel in Bremen und später die Liebe zu seiner Ehefrau haben den Falkner letztlich in Deutschland gehalten. "Eine Zeit lang haben wir ohne Tiere gelebt, das war anstrengend. Ich brauche sie zum Ausgleich", so Berg. Von Düsseldorf über Neuss verschlug es die Familie dann schließlich in das kleine Dorf Hackhausen. Mit dabei: Steppenadler Hera, Uhu Thanatos, Sakerfalke Pan und sein Bruder Ares sowie Notos, ein amerikanischer Wüstenbussard.

Früher jagte er noch in Titz

Vor sechs Jahren verwirklichte der Falkner aus Hackhausen seinen Traum einer kleinen Falknerei mit "Falken ultima". Das Unternehmen ruht dabei auf drei Säulen, die Berg mit "Werte, Wissen und Wohlgefühl mit Greifvögeln" beschreibt. "Ich kann mit meinen Greifvögeln Werte wie Pflanzen in Gärten oder Friedhöfen schützen oder auch Fahrzeuge vor Lackschäden durch ätzenden Vogelkot. Wissen biete ich in Schulungen an, um Jungjäger zu unterstützen. Mich kann man aber auch für Veranstaltungen buchen."

Ein Lager, Zelte und eine Feuerstelle. Das nachgestellte Jagdlager auf den Mittelaltermärkten ist dabei sein zweites Zuhause. "Mir geht es hier um Infotainment. Ich mache keine Flugshow und meine Vögel sollen auch keine Tricks lernen", so Berg, "ich versuche so nah wie möglich an der Natur zu bleiben. Ich versuche die Leute da abzuholen, wo sie gerade stehen."

Seinen zwölfjährigen Sohn hat er schon überzeugt. Der kümmert sich mit um Papas Haustiere. Der andere ist noch zu klein dafür. Der darf höchstens mal an die Gänse, Hühner, Frettchen oder Tauben ran. Das Geflügel sind die einzigen Tiere, die bei Familie Berg nicht im Kochtopf landen. "Taubenbrust schmeckt besonders gut". Jagen darf er hier aber nicht.

Nur zum Üben und für die Kondition der Tiere schickt er seine Greifvögel in die Lüfte. "Früher hatte ich ein Gebiet in Titz, derzeit bin ich aber revierlos", so Berg. Und seine Ehefrau ergänzt: "Jagen ist sehr zeitaufwändig und außerdem sind die Bestände im Niederwald reduziert." Und Niederwild ­— also Hasen, Kaninchen oder Flugwild — ist die maßgebliche Beute ihrer Greifvögel.

Kontakt zu Großonkel Kuhlenkampff

Für seinen Hautberuf als Schädlingsbekämpfer biete die Falknerei aber auch Vorteile. "In der Stadt beispielsweise darf ich nicht schießen. Das heißt, wenn eine verwilderte Haustaube im Gebäude herumirrt, habe ich keine Möglichkeit sie zu fangen." Dann käme einer seiner Falken zum Einsatz. "Das dient aber nur zur Verjagung", so Berg. "Oder bei einer anderen Situation, konnte die Familie die Alarmanlage nicht mehr anschalten, weil eine Taube diesen andauernd ausgelöst hatte." Und obwohl eine verwilderte Haustaube nicht als bejagbares Wild beschrieben wird, gilt sie für Berg als Schädling. "Die hinterlassen zehn Kilogramm Kot im Jahr", weiß er, "der ist ätzend und birgt viele Krankheitserreger."

Nach Afrika zurück wolle er jetzt allerdings nicht mehr: "Dort hat sich viel geändert. Die Menschen dort sind von einem ganz anderen Schlag als hier." Seine Familiengeschichte verfolge er aber trotzdem weiterhin. "Ich habe Kontakt zu meinem Großonkel Eberhard Kulenkampff, der früher im Stadtrat auch als Architekt für Bremen tätig war."