Als Rotkäppchen auf den ersten Platz Bruchmann: „Karneval ist die stressigste Zeit“

Jüchen · „Ich würde nie über Karneval in Urlaub fahren“, lacht Rosi Bruchmann, „und noch so lange mitfeiern wie ich kann. Sogar mit Rollator. Schon immer hat Karneval für die 74-jährige Schneiderin einen hohen Stellenwert, auch in ihrem Tagesgeschäft.

Von der Bauchtänzerin über Marienkäfer bis hin zu Charleston-Kostümen. Kofferweise lagert der Fundus in der Schneiderei von Rosi Bruchmann. Dabei ist ihr erstes Kostüm ein ganz anderes gewesen. „Das erste Kostüm, das ich genäht habe, war für meine Nichte ein Rotkäppchen-Kostüm. Vier Stunden bevor der Umzug in Rheydt losgegangen ist, habe ich es angefangen zu nähen“, strahlt die Jüchenerin, „sie hat sogar einen Puppenwagen dafür gewonnen.“

Das Nähen hat Bruchmann schon früh für sich entdeckt. „Nach dem Krieg hat es eine Nonnen-Gruppe in Rheydt gegeben, die einen Nähkurs angeboten haben“, erinnert sie sich, „weil meine Eltern kein Geld aufbringen konnten, durfte ich den Kurs kostenlos besuchen.“ Ihr erstes Ergebnis: Ein Kleid aus Nachthemden-Stoff. „Ich war stolz wie Oskar“, lacht die 74-Jährige.

Danach folgte eine Lehre als Schneiderin, später ein Design-Studium in Düsseldorf. Neben Schauspielern durfte Rosi Bruchmann auch die ehemalige Bürgermeisterin Margarete Kranz einkleiden. Den Karneval entdeckte sie dann viel später durch ihren Ehemann. So wurde sie einige Jahre Vizepräsidentin der Frauen bei „Ruet-Wiss“ Okerke in Odenkirchen. Von 1979 bis 1984 dann sogar Sitzungspräsidentin. „Ich liebe den Spaß und die Freude beim Karneval“, strahlt sie. Und das möchte sie auch ihren Kunden vermitteln. „Am liebsten nähe ich Kostüme für Kinder“, erzählt sie. Derzeit bastele sie noch an den Feinheiten des Löwen-Kostüms für ihre neun Monate Jahre alte Urenkelin. „Am schwierigsten finde ich eine Gruppe einzukleiden.“ Doch auch das meistert sie und näht fleißig auch für Jüchener Karnevalsgruppe wie „Jugend en de Bütt“ in Otzenrath.

Und gerade Karneval und Schützenfest seien die stressigsten Zeiten in der Schneiderei von Rosi Bruchmann.

Alina Gries

(Kurier-Verlag)