Das Top-Kurier Türchen zum 15. Dezember Absolution per Internet ...
Damm · Mord, Diebstahl, Steuerbetrug, Ehestreit, Unehrlichkeit am Arbeitsplatz, Abtreibung — das sind die Tabu-Themen in der Gesellschaft. Themen über die keiner laut reden möchte oder kann. Vielleicht nur an einem bestimmten Ort — mit einer bestimmten Person, denn schließlich ist er derjenige, der die Menschen von solchen Sünden befreien kann: Pater Felix.
"Wenn ich zur Beichte gehe, dann stelle ich mich vor das Kreuz, um mir noch einmal bewusst zu machen, das ich im Auftrag Jesus handel und es nicht um mich geht", erzählt Pater Felix, "ich lerne der Hörende zu sein — das Sprachrohr zwischen Mensch und Gott."
Das ist wichtig, wenn er auch mal Geständnisse hört, die über eine Beichte hinausgehen. Mord zum Beispiel. "Das hat, denke ich, jeder Priester schon einmal gehört", so Pater Felix. Er ist bei schwerwiegenden Taten anders disponiert. "Mir ist es verboten darüber zu sprechen, geschweige denn jemanden zu alarmieren", verrät er, "ich helfe demjenigen, die nötigen Schritte zu tun."
Eine Beichte ist die Türe zum Neuanfang. Man befreit sich von der Last und spürt eine gewisse Freiheit. "Kein Mensch ist fehlerfrei", sagt Pater Felix, "ich bin auch kein schlechter Mensch und beichte trotzdem alle sechs Wochen." Es sind Dinge, die ihn in seinem Leben zu den Mitmenschen, Gott oder sich selbst belasten. Eine Notlüge, wenn man dem Partner nicht sagen möchte, dass das neue Kleidungsstück ein Fehlgriff war, eine kurze abfällige Bemerkung über den Arbeitskollegen oder ein Fluchen über den bremsenden Autofahrer vor einem. Eine Sünde passiert schnell. "Das ist menschlich", meint Pater Felix. Dennoch sei Lästern eine Beleidigung an der Schöpfung Gottes.
Denn Beichten sei schließlich dazu da, die Seele und den Körper zu heilen. "Wir wollen denjenigen in die Richtung bringen, dass er immer mehr den Schritt geht, das zu sein, wer er ist", bemerkt Pater Felix, "man soll frei sein von Zwängen oder Süchten." Denn unter Drogeneinfluss sei und handle man beispielsweise nicht wie man selbst.
"Bei einer Beichte geht es nicht um mich, aber wenn ich bemerke, dass der andere frei ist, gehe ich glücklich aus einer Beichte heraus", sagt Pater Felix, "indem er die Barmherzigkeit Gottes mit sich selber erlebt." So täten Psychologen oder Psychotherapeuten nichts anderes, als das, was der Priester bisher gemacht hat.