Hein vs. Krützen: „Unsere Zukunft sind Lkw, Staus und Feinstaub“ Zweifel am Verkehrsgutachten: Hat der Bauherr es bezahlt?

Wevelinghoven · „Wir haben schon so viel Spielraum gegeben: Den Bedenken der Wevelinghovener haben wir mehr als Rechnung getragen.“ Bürgermeister Klaus Krützen hat in Sachen „An Mevissen“ und Co. ein gutes Gewissen. Die Bürger sehen das allerdings ganz anders: „Das, was hier gerade an Schaden verursacht wird, das wird sich noch jahrzehntelang auf unser Leben auswirken. Und es wird einmal das Erbe von Bürgermeister Krützen sein“, kommentiert Volker Hein, Sprecher der aktiv gewordenen Bürger.

Bürgermeister Klaus Krützen: Nichts wurde durchgequetscht!

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Das Baugebiet sei verkleinert worden. Der Schulverkehr werde neu geregelt. Und der große Spielplatz bleibe (bis auf den Bolzplatz) erhalten. So argumentiert der Bürgermeister. Da sei nichts „durchgequetscht, durchgeboxt worden“. Da muss allerdings ebenfalls gesagt werden, dass die Verkleinerung auch mit „utopischen Forderungen der Landwirte“ zu tun hatte. Und dass ein Teil des Spielplatzes als Schulhof genutzt werden soll (Krützen: „Ein total spannendes Projekt.“).

Dennoch resümiert Klaus Krützen: „Wir haben sehr, sehr viel getan. Die Fakten in dem Gutachten müssen am Ende des Tages zur Kenntnis genommen werden.“

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Die Wevelinghovener Bürger haben allerdings just an diesem Gutachten große Zweifel: „Das ,unabhängige‘ Verkehrsgutachten wurde von ,TST‘ in Auftrag gegeben. Ja, genau, das sind die, die gerade an der Nordstraße bauen. Und mit solchen Gutachten wedelt Bürgermeister Krützen nun herum und legitimiert die Zerstörung öffentlichen Lebens“, kontert Volker Hein absolut bitter.

Und er führt weiter aus: Die Nordstraße, eine Hauptschlagader zwischen Wevelinghoven und Grevenbroich, werde in Zukunft „über einen Betriebshof verlaufen. Kein Scherz! Denn bei ,Intersnack‘ sollen täglich mindestens 150 ,Shuttlefahrten‘ die Straße von links nach rechts und zurück überqueren. Dazu mindestens 328 Lkw-Fahrten, 250 Pkw-Fahrten von Mitarbeitern und Besuchern, zuzüglich des Mehrverkehrs durch Logistiklinien fremder Produkte, der in den Gutachten nicht berücksichtigt wurde, plus Neubaugebiet, plus Lidl-Großlager, plus, plus, plus… Da wird einerseits bemängelt, es würden kaum noch Menschen in der Grevenbroicher City einkaufen gehen und gleichzeitig werden die Wege dorthin abgeschnitten. Viele Menschen hier vor Ort haben noch gar nicht verstanden, dass unsere Zukunft aus Lkw, Staus und Feinstaub bestehen wird. Und das soll der Strukturwandel sein?“

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Zahlen nennt Volker Hein auch im Zusammenhang mit dem Neubaugebiet „An Mevissen“: „Da sollen 800 Menschen in Wevelinghoven angesiedelt werden, ohne Verkehrsanbindung an die Umgehungsstraßen. Aber wofür hat man die überhaupt? Laut Gutachten sollen in dem neuen Wohngebiet täglich 1.400 Bewohnerfahrten plus 200 Fahrten von Besuchern und Dienstleistern stattfinden. Diese Fahrzeuge werden sich zusätzlich durch die engen Straßen zwängen.“

   

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Gleichzeitig steige die Zahl der Berufspendler in Grevenbroich. Täglich sind es rund 19.000. „Die A 46 ist jetzt schon die am viertstärksten belastete Autobahn im Land. Dadurch wird immer mehr Verkehr abseits der Autobahn verlaufen – besser gesagt: im Stau stehen. Und das vor unserer Haustür.“

Sarkastisch schließt Hein: „Vor diesem Hintergrund wirken die Pläne der Stadt, vor allem Logistik-Unternehmen anzulocken, wie ein Regentanz im Hochwasser.“