Gesundheitsamt berät KiTas und Eltern Wenn das Kind Sprachauffälligkeiten hat

Grevenbroich · Sie besuchen Kindertagesstätten und beraten Erzieherinnen und Eltern: Vier Mitarbeiterinnen des Sprachtherapeutischen Dienstes des Rhein-Kreises sind Ansprechpersonen, wenn es um das Thema Sprachauffälligkeiten geht.Derzeit verzeichnen sie eine große Nachfrage nach Unterstützungsangeboten. Denn Sprachauffälligkeiten haben bei Kindern in den vergangenen zehn Jahren zugenommen, und die Corona-Pandemie hat die Situation weiter verschlechtert.

Lisa Fischer-Schreiber (Leiterin des Sprachtherapeutischen Dienstes) mit drei Team-Mitarbeitern und Therapiehund vor dem „Haus der Gesundheit“ in Grevenbroich.

Foto: RKN./Andreas Baum

Lisa Fischer-Schreiber, die das Team als Sprachheilbeauftragte leitet, erklärt, weshalb das so ist: „Vielen Kindern ist anzumerken, dass sie wochen- und monatelang auf den Besuch der Kindertagespflege oder Kindertagesstätte verzichten mussten. Insbesondere die Jüngeren – zum Beispiel die heute Zwei- und Dreijährigen – haben viel aufzuholen, wenn ihnen lange Zeit das sozio-emotionale Umfeld gefehlt hat.“ Besonders problematisch sei die Lage in den sozialen Brennpunkten.

Früherkennung ist ein wichtiger Baustein der Arbeit des Kinder- und Jugendärztlichen Dienstes des Kreis-Gesundheitsamtes. Hierzu gehört auch der „Sprachtherapeutische Dienst“, der demnächst Sprechstunden für interessierte Eltern auch im Kreis-Gesundheitsamt in Grevenbroich anbietet.

Dr. Jutta Heister, Leiterin des Kinder- und Jugendärztlichen Dienstes, betont, dass Sprachförderung ein wichtiger Baustein der Arbeit mit Kindern ist: „In unserem Programm ,prokita‘ zum Beispiel untersuchen wir Kinder, die in zwei Jahren in die Schule kommen. Wenn wir Unterstützungsbedarf feststellen, nicht nur in motorischen Bereichen, sondern auch bei Sprachauffälligkeiten, können die Kinder lange, bevor sie in die Schule kommen, entsprechend gefördert werden. So ergeben sich wertvolle Synergieeffekte durch die enge Zusammenarbeit mit unserem sprachtherapeutischen Team.“

Für Lisa Fischer-Schreiber steht ebenfalls fest, dass die Sprachentwicklung in die Gesamtentwicklung des Kindes eingebettet ist. „Babys und Kleinkinder benötigen aktive persönliche Ansprache, und aktives Kommunizieren mit den Kindern ist bereits von Geburt an wichtig“, erläutert die Sprachheilbeauftragte. Insbesondere bei der Sprachausbildung sei das Elternhaus enorm wichtig.

Während ihrer Ausbildung zur Logopädin hat Lisa Fischer Schreiber, die außerdem Ergotherapeutin und Fachtherapeutin für Kinder ist, Rudolf Bauschen kennengelernt, den langjährigen Leiter des „Sprachtherapeutischen Dienstes“ des Rhein-Kreises. Die 43-Jährige berichtet: „Seine Schilderungen haben mich so sehr begeistert, dass ich 2008 in sein Team gekommen bin.“

Seit 2016 ist die Düsseldorferin als Nachfolgerin von Bauschen Sprachheilbeauftragte und Ansprechpartnerin für alle Kindertagesstätten im Kreis. Begleitet wird sie bei ihrer Arbeit manchmal von Therapiehund Eddy, der ihr dabei hilft, die Sprech- und Lernbereitschaft sowie die Sprachfähigkeit von Kindern zu fördern.

Regelmäßig bietet das Team vom „Sprachtherapeutischen Dienst“ so genannte „Diagnostik-Tage“ in den Einrichtungen an. „Bei diesen Terminen beraten wir die Erzieherinnen und Eltern zu sprachtherapeutischen Maßnahmen, die für die einzelnen Kinder in Frage kommen“, erläutert Lisa Fischer-Schreiber. „Wir ermitteln den sprachlichen Entwicklungszustand des Kindes und empfehlen bei Sprachauffälligkeiten die Vorstellung beim Facharzt zur weiteren Diagnostik oder eine logopädische Behandlung.“

In Zukunft wollen sie und ihre Mitarbeiterinnen weniger therapieren, sondern verstärkt auf Prävention setzen und die Zusammenarbeit mit niedergelassenen Logopädie-Praxen fördern.

Über ihre Arbeit informiert Lisa Fischer-Schreiber auch regelmäßig auf Elternabenden. Darüber hinaus bietet sie zusammen mit ihrem Team Fortbildungen für Erzieherinnen und Erzieher an.

Für die Zukunft wünscht sie sich, dass die präventive Arbeit des Sprachtherapeutischen Dienstes bekannter und die Zusammenarbeit mit den Kommunen noch intensiver wird. „Unser Angebot wird jetzt schon sehr gut angenommen, aber es wäre schön, wenn die Diagnostik-Tage in noch mehr KiTas zum festen Bestandteil der Arbeit gehören würden“, sagt sie.

Interessierte wenden sich an die Sprachheilbeauftragte per Mail unter lisa.fischer-schreiber@rhein-kreis-neuss.de.

(-ekG.)