Neujahrsempfang: Wo liegen die Grenzen von Geschmack und Gesetz? Trotz aller Beleidigungen: Krützen will bei „facebook“ aktiv bleiben

Grevenbroich · Zwischen süß-lustigen Katzen- und Hunde-Bildchen lästere ein ehemaliger Bürgermeister-Kandidat auf seiner Homepage über (ertrinkende) Boots-Flüchtlinge im Mittelmeer, monierte Bürgermeister Klaus Krützen in seiner Ansprache beim Neujahrsempfang der Stadt.

Werner Alderath gab den von der „bösartigen Facebookose“ befallenen Grevenbroicher in höchst eindrücklicher Weise. Ein wenig Blut musste fließen (oben), um ihn zu heilen ...

Und die "no name"-Macher zitierten aus "facebook"- Kommentaren: "Da hat doch mal wieder 'ne Schaukel zu nah am Haus gestanden in der Kindheit oder wie soll man so einen Schwachsinn noch erklären?" Die Verrohung im Umgang durch "social media" und Internet war das große Thema beim Treffen der 500 geladenen Gäste aus Stadt und Region.

Fotos: -gpm.

Werner Alderath von "no name" gab den "Homo Lamentatus", von dem es gerade in Grevenbroich besonders viele geben soll, auf erschreckend eindrückliche Weise: Zu den Themen der Stadt spie er förmlich Originalzitate aus "facebook"-Kommentaren heraus, die den Zuhörern das Lachen schnell gefrieren ließen. Im weltweiten Netz sind viele schnell bereit, die "guten Sitten" zu vergessen. Zu schimpfen und zu maulen. Zu rüpeln und zu beleidigen. Alle Grenzen zu verletzen.

"Was als sachlicher Austausch beginnt, nimmt oftmals eine Wendung, die zu verbalen Attacken führt, die man so niemals von Angesicht zu Angesicht austragen würde", machte Bürgermeister Krützen in seiner Ansprache deutlich. Und: "Es stellt sich die gesellschaftliche Frage, (...) wo die Grenze zwischen freier Meinungsäußerung und moralisch oder gesetzlich unzulässigen Beiträgen verläuft." Krützen forderte von der "großen Politik", "facebook" und Co mehr in die Verantwortung zu nehmen, um zum Beispiel alle Art von Hass-Kommentaren umgehend zu löschen. Aber: "Ich habe für mich die Entscheidung getroffen — so schwer es mir auch manchmal fällt — weiter auf die Kommunikation über die ,social medias' zu setzen. Wenn wir das nicht tun, überlassen wir das Feld denen, die die Demokratie schlecht reden."

Der von Alderath bravourös gespielte "Homo Lamentatus" wurde übrigens, nachdem man ihn von der "maligne Facebookose" befreit hatte, zu einem ganz vernünftigen Menschen ...

Gerhard Müller

Bilder vom Neujahrsempfang finden Sie unter

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. In der kommenden Samstags-Ausgabe werden wir weiter berichten.

(Kurier-Verlag)