Aufs Teilen kommt es an Was „St. Martin“ vom Nikolaus unterscheidet

Elsen · Der Elsener Martinsumzug findet am 9. November ab 17 Uhr statt. Ins Ornat des Heiligen Mannes schlüpft dann Norbert Stüttgen. Und zum zweiten Mal lässt der Soldat, der seinen Mantel mit dem Bettler am Wegesrand teilt, sein Ross im Stall.

 Die Mantelteilung in der Elsener Pfarrkirche. Norbert Stüttgen ist es wichtig deutlich zu machen, dass „St. Martin“ ohne Vorbedingungen teilt, alle Kinder „teilhaben“ lässt. Das unterscheide seinen Heiligen von Nikolaus und Christkind.

Die Mantelteilung in der Elsener Pfarrkirche. Norbert Stüttgen ist es wichtig deutlich zu machen, dass „St. Martin“ ohne Vorbedingungen teilt, alle Kinder „teilhaben“ lässt. Das unterscheide seinen Heiligen von Nikolaus und Christkind.

Foto: Eysen

Seit 15 Jahren übernimmt Norbert Stüttgen (63) diese traditionsreiche Rolle fürs Elsener Martins-Fest. Empathie für die Kinder sei wichtigste Voraussetzung, erzählt er der Erft-Kurier-Redaktion. Immerhin gehe es darum, „die historische Gestalt in die Gegenwart zu holen“ und „ohne Angst und Schrecken“ zu verbreiten. Vielmehr wolle er die Sympathie der Kinder für den Heiligen wecken.

Anders als der Nikolaus oder das Christkind, die der Tradition nach die Taten der Kinder wägen, sei der Heilige Martin derjenige, „der teilt – einfach nur so“, bringt es Stüttgen auf den Punkt. Es gehe ums Freude-Schenken, ums Teilhaben-Lassen. „Sankt Martin ist also einfach positiv besetzt“, so der Elsener Fachmann.

Seit dem vergangenen Jahr lässt Norbert Stüttgen sein Pferd im Stall, kommt nicht mehr „hoch zu Ross“, sondern „bodenständig zu Fuß“. Und er schließt ein wenig wehmütig ein leises „Leider“ an.

Natürlich hat das mit behördlichen Auflagen und Kosten zu tun: Ein Veterinär müsste zugegen und der „Reiterführerschein“ müsse alle drei Jahre erneuert werden (Kosten jeweils 500 Euro). Und dieser Aufwand sei weder für ihn noch für die gesamte Veranstaltung zu wuppen. „Bedauerlich!“

 Norbert Stüttgen vor dem Martinsfeuer.

Norbert Stüttgen vor dem Martinsfeuer.

Foto: Eysen

Allerdings schiebt er gleich nach, dass die „Bodenständigkeit Vor- und Nachteile habe: So sei er – insbesondere beim Feuer – nicht mehr „umfassend zu sehen“. Norbert Stüttgen kommentiert griemelnd: „Das Pferd fällt halt auch als Tribüne weg.“

Auf der anderen Seite komme er nun mehr mit den Kindern in Kontakt: „Sie kommen auf mich zu, präsentieren ihre Laternen, sagen ein Gedicht auf oder schenken mir ein Bild“, berichtet er begeistert. Denn ihm ist besonders wichtig, dass die Jungen und Mädchen keine Scheu vor dem „Heiligen Mann“ bekommen.

Deshalb besucht er am Vormittag des Martinzuges die KiTas, damit die kleineren Kinder ihn kennenlernen, Kontakt aufbauen können. „... damit die Kinder keine Angst haben.“ Wie gesagt: Nikolaus und Martin haben ganz unterschiedliche Funktionen.

Zum Glück ist Stüttgens Montur beim Fußmarsch durch Elsen nicht besonders schwer. „Ich gehe halt als römischer Soldat. Da drückt nur der Helm“, kommentiert der langjährige Heilige fröhlich, „das hat er auf dem Pferd aber auch schon getan“. Und er fügt entschlossen an: „So lange ich da noch mitlaufen kann, mache ich weiter. Ich mache das wirklich gerne.“

Und so läuft das Fest ab: Um 16.30 Uhr führt die Erich-Kästner-Schule in einem Singspiel die Mantelteilung in der Elsener „St. Stephanus Kirche“ auf. Das Aufstellen zum Martinsumzug erfolgt nach dem Singspiel vor der Kirche an der Friedhofhecke, mit Spitze Deutsch-Ritter-Allee.
Ab 16 Uhr laden die Fördervereine des Deutschordens-Kindergartens und der Erich-Kästner-Schule auf dem Gelände des Kindergartens (Zehntscheune) zu Glühwein-Trinken und Weckmann-Essen ein, was nach dem Umzug fortgesetzt wird. Die Martinstütenausgabe erfolgt nach dem Martinsumzug in der Zehntscheune. Die Kinder der Schule, des „Traumzauberhauses“ und des Kindergartens erhalten ihre Martinstüten in ihren jeweiligen Einrichtungen.

(Gerhard P. Müller)