"Sozialromantik gewöhnt man sich in der Arbeit schnell ab ..."
Neuenhausen · Das Patenteam für die Asylunterkunft in Neuenhausen ist seit Ende 2014 aktiv und mittlerweilefest zusammen gewachsen. Ulrike Oberbach, Dagmar Reschke, Dietrich Brand und Ulf Hacker verbindet das Bedürfnis, konkrete Hilfe am Nächsten zu leisten.
Das habe mit Sozialromantik nichts zu tun, die gewöhne man sich bei der realen Arbeit sowieso
schnell ab, so ihre Meinung. "Die Asylbewerber sind ja nun mal da, man kann sie nicht wegdiskutieren", erläutert Dagmar Reschke. "Damit die Integration gelingen kann, müssen wir diesen
Menschen zeigen, wie unsere Gesellschaft funktioniert und dabei will ich helfen." Ulrike Oberbach liegen vor allem die jungen Flüchtlinge am Herzen: "Die möchte ich auf den Weg in ein selbst bestimmtes Leben bringen."
Eingebunden ist das Patenteam in das Netzwerk "Flüchtlingshilfe Grevenbroich". In diesem mittlerweile recht großen und sehr solidarischen Kreis können sich die Patenteams bei speziellen Problemen
selber Rat und Hilfe holen. Die Aufgaben sind sehr vielfältig. Die beiden Männer im Team kümmern sich um handwerkliche Dinge, wie Möbel aufbauen oder ein quietschendes Bett ölen. Die Ausgestaltung der Zimmer mit Gardine, Teppich und Kleiderschrank obliegt auch dem Patenteam. Manche Asylbewerber leben schon seit über zwei Jahren in ihrem Zimmer, weil sie immer noch auf den
Bescheid warten, ob sie bleiben können oder nicht. Da ist es klar, dass die Zimmer auch ein bisschen wohnlich sein sollen. Vor kurzem haben die Bewohner eines Hauses unter Anleitung von Brand und Hacker die Flure und das Treppenhaus neu gestrichen. Das Patenteam vermittelt auch zwischen den Flüchtlingen und der Nachbarschaft, falls es mal Klagen wegen zu viel Lärm gibt. "Wir wissen,
dass es vor allem im Sommer, wenn die Flüchtlinge gerne draußen sind, für die Nachbarn, die ja früh aufstehen müssen, nicht einfach ist. Da versuchen wir, gegenseitig um Verständnis zu werben."
Jeden Montagnachmittag ist das Team vor Ort. Pensionär Ulf Hacker kommt extra von seinem Wohnort Kapellen und der Selbstständige Dietrich Brand kommt von Elsen. Beide hätten sich für Neuenhausen entschieden, "weil die Zusammenarbeit im Team so gut klappe". Die meisten aus dem Team haben unter den Asylbewerbern einen besonderen Schützling, dessen Betreuung über die normale Hilfe hinausgeht. So kümmert sich Ulrike Oberbach um eine Familie aus Dagestan. Sie half ihr bei der Wohnungseinrichtung, beim Erlernen der Sprache und begleitet sie aktiv auf dem Weg in die Selbstständigkeit. Außerdem kümmert sie sich besonders um einen jungen armenischen Flüchtling, für den sie momentan einen Praktikumsplatz sucht. Dagmar Reschke hat eine junge allein stehende Frau aus Sri-Lanka unter ihre Fittiche genommen. "Sie wird von meiner Familie schon voll akzeptiert und gehört zu unserem Leben mit dazu." Man lerne so auch viel voneinander. "Zuwendung ist ja keine Einbahnstraße. Man bekommt auch etwas zurück".