Kerstin König träumt von „True Detective“ Lieber Geierwally als Julia
Grevenbroich · "Ich hatte schon früh als Kind Spaß daran, Quatsch zu machen", erinnert sich Kerstin König, "Grimassen, Geräusche — irgendwie war es immer schön, diese Seiten auszuleben und rauszulassen." Jetzt steht die Kapellenerin auf den großen Bühnen Deutschlands.
Derzeit im Düsseldorfer Schauspielhaus in "Die Schneekönigin" — als Kind, das die Großmutter, Räubermutter, Taube und Dienerin spielt.
Ihre erste Rolle war in der Grundschule, als sie sich in der Rolle der Königin tot auf ihren damaligen Schwarm fallen lassen sollte. "Das war aufregend", erinnert sich die 27-Jährige gerne an den Anfang ihrer Karriere. Ihre Rolle mit der größten Herausforderung war die von "Pünktchen" im Stück "Pünktchen und Anton".
"Ich musste viel Rumspringen und Rumrennen und gut rhythmisch agieren und reagieren. Dazu singen und mit knapp 1.000 Kindern kommunizieren", meint sie. Ihre erste richtig große Rolle hatte die Kapellenerin in Oscar Wildes "Der ideale Mann".
Tiroler Dialekt als Kunstsprache
"Neue Menschen, zum ersten Mal große Bühne in Augsburg, mein ,Einstand‘", so König, "danach kam die Hauptrolle als Geierwally." Die Kunst hierbei? "Der Tiroler Dialekt sollte als Kunstsprache gesprochen werden", sagt sie, "die erste Leseprobe war sehr lustig. Da habe ich gedacht: Das schaff ich niemals. Aber es geht alles! Außerdem war ich die Hauptrolle. Non Stop auf der Bühne, ich habe den Abend begonnen und auch beendet."
Doch der Übergang in die "Theater-Szene" war für Kerstin König nicht der einfachste. Schultheater am Nelly-Sachs-Gymnasium in Neuss, vier Jahre "Jugendclub" am Rheinischen Landestheater und im Anschluss ein Schauspiel-Studium in Leipzig. Doch an Aufgeben hat die 27-Jährige nie gedacht: "Aufgeben ist die einfachste Lösung. Damals wollte ich es unbedingt, für mich gab es keinen Plan B. Das war alles was ich wollte. Spielen, spielen, spielen! Ich habe mir früher immer gesagt, ich will nicht mit 80 Jahren sagen: Hätte ich doch mal Schauspiel probiert … Also habe ich weiter gemacht!"
Mit Erfolg! "Prinzipiell kann man sich nicht wirklich aussuchen, wo man Schauspiel studiert. Wer an einer guten staatlichen Schule Schauspiel studieren will, muss deutschlandweit reisen", weiß sie aus eigener Erfahrung, "nach dem Abitur habe ich angefangen vorzusprechen. Es hat immer ganz knapp nicht geklappt. Nach einem Jahr war ich ungeduldig und spielwütig. Ich wollte spielen (lernen) und abgesehen von dem ganzen Rumfahren, war es psychisch auch eine echte Herausforderung."
Jetzt ist König in Köln angekommen
Bei jedem Vorsprechen urteilen irgendwelche Menschen darüber, wie man ist und wie sie jemanden finden. "Ob du gut gespielt hast, ob deine Monologe gut gearbeitet sind, ob du in die Schule passt. Irgendwann habe ich aufgehört, auf diese Meinungen zu hören und habe mein eigenes Ding gemacht", berichtet sie, "an fast jeder Schule gibt es drei Runden, natürlich wirst du dann irgendwann kirre."
Dann ging es für ein Privatstudium erst einmal nach Berlin. "Ich wollte endlich anfangen und nicht weiter warten", erinnert sich König, "neben dem Unterricht dort habe ich mich heimlich weiter an den staatlichen Schulen beworben. In Leipzig hat es dann geklappt. Von ungefähr 900 Bewerbern, wurden 16 genommen. Also bin ich nach Leipzig gezogen."
Vier Jahre lang befand sich Kerstin König im Osten, ehe sie für zwei Jahre ihr Erst-Engagement in Augsburg antrat. "Dann habe ich gekündigt nach zwei Jahren. Und nun bin ich freischaffende Schauspielerin und wohne in Köln", erzählt sie.
Die Julia in "Romeo und Julia" spielen hat nichts mit Erfolg zu tun
Den Bezug nach Grevenbroich hat die Kapellenerin aber nie verloren: "Ich bin ab und zu noch in Grevenbroich, aber eigentlich nur wegen Freunden und Familie. Gerade erkunde ich Köln und freu mich über so viel neuen Input. Aber ich mag die Kombination. Wenn ich abschalten will, komm ich nach Hause, wenn ich Action will nach Köln."
Doch für die Filmbranche hat es bisher noch keine Zeit gegeben. "Film ist sehr spontan. Theater leider nicht", sagt sie. Doch der Reiz ist da! Und auch der Traum nach einer besonderen Rolle: "Ich würde gerne mal in einem Comedy-Format spielen oder in einer Serie wie ,Sherlock‘ oder, True Detective‘. Und im Theater bin ich für jede Rolle offen. Erfolgreich sein heißt für mich nicht, dass die Julia in "Romeo und Julia" gespielt zu haben, sondern aus jeder Rolle das Beste rauszuholen."