„Lidl“ baut Zukunft Atemberaubende Hallen für unseren täglichen Bedarf
Grevenbroich · Nach dem Durchschneiden des roten Eröffnungsbandes wurden Bürgermeister Klaus Krützen, Landrat Hans-Jürgen Petrauschke und all die anderen Gäste durch die riesigen Hallen des neuen „Lidl“-Verwaltungs- und Warenverteilzentrums geführt. Nach dem etwa einstündigen Rundgang stand (dank moderner „Wearables“) fest: Knapp 4.000 Schritte waren zurückgelegt, was in etwa zwei, drei Kilometern entspricht und was somit die Dimensionen des Neubaus deutlich macht. „... und das alles nur, damit die Kunden im Supermarkt zwischen sechs Sorten Butter wählen können“, überlegte Krützen beeindruckt.
Größer als ein Fußballplatz ist zum Beispiel die Halle, in der die Tiefkühlware gelagert wird. Neben der Größe verschlagen auch die -24° Celsius Dauertemperatur einem den Atem. Aus Sicherheitsgründen dürfen die Kommissionierer dort übrigens nur in Zweierteams arbeiten.
Mit der entstehenden Abwärme wird der Gesamtkomplex geheizt. Und auf dem Dach befindet sich eine Fotovoltaik-Anlage, die eine Million Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugt, was ungefähr der Hälfte des Energiebedarfs des Gesamtkomplexes entspricht.
Nicht minder beeindruckend: der „teil automatisierte Block“ (TAB), in dem im „chaotischen System“ ganze Paletten gelagert werden können. Auf der dem Industriegebiet-Ost zugewandten Seite erfolgt die Anlieferung. Paletten mit Toilettenpapier, Mineralwasser, Waschmittel und so weiter werden hineingeschoben. Der Computer verfrachtet sie dahin, wo gerade Platz ist. Chaotisch halt; nur der Computer weiß, was wo steht.
Auf der der Landstraße zugewandten Seite werden die Lieferungen für die 110 „Lidl“-Filialen zusammengestellt. Die benötigten Paletten werden angefordert und vom Computer ausgespuckt. Und weil „TAB“ die Paletten auf vielen Etagen einlagern kann, konnte Lagerfläche von 8.800 Quadratmetern eingespart werden.
Atemberaubend hoch sind auch die Regale in dem Bereich, in dem Konservendosen und andere Kleinmengen-Produkte für die menschlichen Kommissionierer gelagert werden. „Grevenbroich ist Erdbebenzone. Das machte Sondermaßnahmen für die Standsicherheit der Hochregale erforderlich“, berichtete Betriebsleiter Alexander Manthey beim Rundgang.
Deren Füße wurden zehn Zentimeter tief im Betonboden versenkt. Und das gesamte Gebäude kann bis zu 15 Zentimeter in jede Richtung schwingen, um die Erdstöße abzufangen. Und dabei sei auch noch gesichert, dass die kilometerlange Sprinkleranlage danach noch funktioniere, so Alexander Manthey weiter.
Auch die rund 180 Kommissionierer, die mit ihrem Hubwagen durch die Gänge gehen, um die Lieferungen für die einzelnen „Lidl“-Märkte zusammenzustellen, werde quasi per Computer gesteuert. „Pick by Voice“ nennt sich das.
Ist das richtige Regal erreicht, kommt über Headset die Ansage „Drei Pakete Nutella“. Der Mitarbeiter kann nach getaner Arbeit per Zahlencode das „erledigt“ vermelden.
Dabei werden die Ansagen des Computers in zwölf Sprachen generiert und auch die Sprechgeschwindigkeit lässt sich steuern, sodass in diesem Bereich relativ schwellenfrei gearbeitet werden kann.
Noch eine Spezialität: Es gibt einen eigenen „Gefahrenraum“, sodass zum Beispiel am Jahresende auch Feuerwerkskörper eingelagert werden können. Den Rest des Jahres muss dort aber zum Beispiel auch die Sprühsahne eingestellt werden. Druckbefüllte Sprühdosen können eben auch mal explodieren.
Heutzutage auch wichtig: Plastik, Folien und Pappe (auch aus den Filialen) werden gesammelt, gepresst und zu 100 Prozent dem Recycling zugeführt. Der Recyclinghof sei, so Tim Jankewitz, Geschäftsführer der „Lidl-Regionalgesellschaft Grevenbroich“, der einzige in ganz Deutschland, der überdacht sei. Eine Forderung der Stadt im Sinne des Lärmschutzes für die Nachbarn in Barrenstein und Wevelinghoven.
Doch damit noch nicht genug: In der dritten Etage finden sich noch vier Großraumbüros (Einkauf, Personalverwaltung, Verkauf und Immobilienverwaltung), die allesamt top modern gestaltet sind – „Desk sharing“, Rückzugskabinen für ein, zwei oder vier Mitarbeiter, Besprechungs-Sofaecken und -Balkone, Kreativ-Räume mit Hockern und Schwingstühlen.
„Gedacht“ wird dort auch für die 110 Filialen mit rund 1.200 Mitarbeitern.
Die endgültige Inbetriebnahme erfolgt am 15. April. Bis dahin sollen die Regale vollgelaufen sein.
Das alte Gebäude an Lise-Meitner-Straße soll übrigens im „Lidl“-Portfolio bleiben. Es wird dann wohl für die unternehmenseigenen Produktionsstätten in Übach-Palenberg (Backwarenfabrik, Schokoladenfabrik, Kaffeerösterei und Eisfabrik) dienen.
„Zukunft kann man bauen“, zitierte Bürgermeister Krützen aus dem „Kleinen Prinz“. In der Tat hat „Lidl“ intensiv in seine Zukunft investiert. Und dafür, dass seine Kunden unter 3.000 Produkten wählen können ...