Interview mit Unternehmer Stefan Pick „Politik will neue Wohnungen, bremst aber nur mit neuen Regeln“
Grevenbroich · „Die Landesregierung will den Kies künstlich verteuern, um die Bauunternehmen zu zwingen, verstärkt auf Beton zu verzichten. Gleichzeitig will die Bundesbau-Ministerin 400.000 Wohnungen gebaut sehen. Das passt doch alles nicht zusammen“, schüttelt Stefan Pick, engagierter Bauunternehmer aus der Schloss-Stadt Grevenbroich, den Kopf. Er spricht von einer „ganz gefährlichen Zeit“ für seine Branche.
Und Stefan Pick glaubt nicht, „dass wir ganz schnell da wieder rauskommen“: Neben dem Krieg in der Ukraine und den damit verbundenen weltwirtschaftlichen Problemen nennt er drei Hauptgründe: die inzwischen wieder hohen Zinsen, die enorm gestiegenen Kosten und die „unklaren politischen Vorgaben“.
Zum einen komme es bei allem, in dem ein Chip stecke, immer wieder zu Lieferschwierigkeiten – bei Heizungen zum Beispiel, aber auch bei Stromzählerkästen. „Dann hängen die Dinger in der Fertigungsstrecke fest, weil der Chip aus China oder Taiwan fehlt“, so der Grevenbroicher Traditions-Unternehmer wörtlich.
Auf der anderen Seite seien die Vorgaben aus der Politik zunehmend verwirrend: Erst würden die Wärmepumpen als das Nonplusultra gehandelt, dann seien plötzlich wieder andere Wege scheinbar wichtiger und besser.
Nur eines bleibe gleich – das „deutsche Denken“, alles immer auf 150 Prozent auszulegen, die Vorgaben und Bestimmungen also zu überziehen, damit aber auch viel Gutes im Bürokratie- und Regel-Wahn zu ersticken.
Folge sei, dass aktuell landauf, landab viele Bauunternehmer vor neuen Projekten zurückschrecken würden. Stefan Pick selbst hat drei Projekte in der Abschlussphase („Martinshöfe“ in Frimmersdorf, „Küppersgarten“ in Elsen und an der Alleestraße in Jüchen).
Sein nächstes großes Projekt: das „Autarkie-Haus“. „Das Haus soll sich am Ende selbst versorgen“, erklärt Pick den Begriff. Mit wissenschaftlicher Begleitung werde da derzeit geplant und überlegt; eine Realisierung könnte in Kapellen geschehen.
Aber auch hier wieder gebe es von der Politik ein immer dichter werdendes „Dickicht von energetischen Anforderungen“, die zu beachten seien.
Dass mehr möglich ist, macht er schnell deutlich: Moderne Fotovoltaik sei inzwischen so leistungsstark, dass man „auch im Winter sich selbst versorgen kann“. Deshalb habe man vor kurzem das mögliche Grundstück mit einer speziellen Drohne einmessen lassen, um zu ermitteln, wann aus welcher Richtung wie viel Sonnenlicht einfällt.
Neben dem Schutz der Umwelt spreche noch ein anderer Grund für derart neues Bauen: „Irgendwie müssen wir die Neben- und die Instandhaltungskosten klein kriegen“, gibt Stefan Pick als Marschrichtung vor. Das helfe Mietern und Eigentümern.
Übrigens: Der Plan, im Erdgeschoss des Neubaus am Synagogenplatz Gastronomie anzusiedeln, hat sich zerschlagen. Vielmehr könnte eine Arztpraxis Realität werden.