Zunahme von Zahlungsausfällen im Rhein-Kreis befürchtet Besonders stark betroffen: Roki!

Grevenbroich · Die wirtschaftlich triste Lage führt zu mehr Unternehmens- und Zahlungsausfällen in der Region und im Rhein-Kreis – das zeigt das aktuelle Risikobarometer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein und der „Creditreform Düsseldorf/Neuss“.

Sie stellten das Risikobarometer 2024 vor (von links): Jürgen Steinmetz (Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein), Chris Proios (Konjunkturforschung Regional), Gregor Werkle (Leiter Wirtschaftspolitik der IHK Mittlerer Niederrhein) und André Becker (Mitglied der Geschäftsleitung Creditreform Düsseldorf/Neuss).

Foto: IHK.

„Im Rhein-Kreis ist die Ausfallrate weiter angestiegen. Sie erreicht den höchsten Wert seit der Erstauflage des Risikobarometers 2019“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz. „Für das kommende Jahr gehen wir anhand der Prognose-Daten von einer weiteren Steigerung aus“, ergänzt André Becker, Mitglied der Geschäftsleitung „Creditreform Düsseldorf/Neuss“.

Im Rhein-Kreis´liegt die Ausfallrate zum 30. Juni bei 1,73 Prozent. Damit ist bereits jedes rund 55. Unternehmen von einer möglichen oder bereits eingetretenen Zahlungsunfähigkeit bedroht.

„Noch würde ich nicht von einem besorgniserregenden Niveau sprechen, aber der Anstieg ist spürbar“, so Becker. Zum Vergleich: Der entsprechende Wert für Nordrhein-Westfalen liegt bei 1,77 und für Deutschland bei 1,63 Prozent. 2023 lag die Ausfallrate im Rhein-Kreis noch bei 1,51 Prozent.

Insbesondere in der Stadt Neuss und in Rommerskirchen liegen die Werte jetzt schon über der Marke von 2,0 Prozent. Dagegen sind die Ausfallraten in Kaarst und Grevenbroich mit weniger als 1,5 Prozent besonders gering.

„Der Anstieg ist das Resultat der sich verschlechternden Standortbedingungen der deutschen Wirtschaft“, so Steinmetz. Der IHK-Hauptgeschäftsführer erinnert daran, dass jeder dritte Job am Mittleren Niederrhein unmittelbar oder mittelbar vom Export abhängt.

„Wenn wir zu teuer produzieren, verkaufen wir weniger Produkte ins Ausland. Die Industriebetriebe sind zwar sehr resilient, aber die Industrierezession sorgt dafür, dass es für Zulieferer und Industriedienstleister schwieriger wird. Und: Die allgemein pessimistischen Konjunkturerwartungen schaden Unternehmen, die vom Konsum der Bevölkerung abhängen.“

Das Verkehrsgewerbe in der Region weist weiterhin die höchste Ausfallquote auf. „Der Logistikbranche fehlen die Aufträge aus der Industrie. Zudem ist der Fachkräftemangel hier wie auch in anderen Branchen weiterhin eklatant“, erklärt Chris Proios von der Konjunkturforschung Regional die Gründe.

Die Ausfallrate der Verkehrsdienstleister sei zudem im Rhein-Kreis mit einem Wert von 3,7 Prozent deutlich höher als im Bund und in der Region Mittlerer Niederrhein im Durchschnitt.

Auch im Gastgewerbe ist die Ausfallrate im Rhein-Kreis sehr hoch. In der Industrie ist sie zwar weiterhin auf einem niedrigen Niveau, allerdings im Jahresverlauf im Rhein-Kreis angestiegen.

Positiv fällt zurzeit lediglich der Blick auf das Zahlungsverhalten aus. „Die Dauer des Zahlungsverzugs ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich angestiegen und nun wieder deutlich gesunken“, so Proios. „Die Werte liegen in allen Teilregionen unterhalb der Werte des Jahres 2019.“

Im Rhein-Kreis lag der durchschnittliche Zahlungsverzug zuletzt bei 11,15 Tagen, und damit fast zwei Tage niedriger als in der Gesamtregion im Schnitt.

Nach einer Analyse von „Creditreform“ hat diese positive Entwicklung vor allem folgenden Grund: „Nach der Corona-Krise hatten Lieferanten und Kreditgeber ihre Zahlungsziele vorübergehend zunächst drastisch verkürzt, um schnell an Liquidität zu gelangen. Mittlerweile steht jedoch die Vermeidung von Zahlungsausfällen ganz oben auf der Agenda. Entsprechend werden den Kunden derzeit großzügigere Zahlungsfristen eingeräumt“, erklärt Becker.

Nach derzeitigem Stand der Daten von „Creditreform“ dürfte sich die Entwicklung der Ausfallraten im Rhein-Kreis im kommenden Jahr allerdings trotz dieser positiven Botschaft verschlechtern: „Die Prognosedaten zeigen, dass die Ausfälle steigen“, erklärt Proios. „Für den Rhein-Kreis gehen die Rechenmodelle zurzeit von einer Ausfallrate von 2,42 aus.“

Im Vergleich zu den anderen Teilregionen des IHK-Bezirks wäre das ein überdurchschnittlicher Anstieg. Insbesondere in der Stadt Neuss und in Kaarst ist mit einem deutlichen Anstieg der Ausfallraten zu rechnen.

„Hauptaufgabe der neuen Bundesregierung wird es sein müssen, die Wirtschaft in Deutschland wieder zu stärken“, fordert Steinmetz. „Deswegen brauchen wir jetzt keinen Konsenswahlkampf, sondern eine ernsthafte Diskussion um die beste Wirtschaftspolitik.“

Das Risikobarometer Mittlerer Niederrhein ist online zu finden unter: www.mittlerer-niederrhein.ihk.de/21198

(-ekG.)