Ausbildungsmarkt in der Region: Auch jetzt noch Chancen für Kurzentschlossene

Grevenbroich · Für Jugendliche stehen die Chancen auf einen Ausbildungsplatz derzeit gut, dennoch bleiben viele Ausbildungsstellen unbesetzt. Die Vermittlung zwischen Ausbildungsangeboten und interessierten Bewerbern stellt für den regionalen Ausbildungsmarkt und alle beteiligten Partner weiterhin eine wichtige Herausforderung dar.

Sie zogen gemeinsam Bilanz zum "Ausbildungsmarkt 2024"(von links): Thomas Gütgens (Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Niederrhein), IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz, Dr. Sarah Borgloh (Vorsitzende der Geschäftsführung der „Agentur für Arbeit“ Krefeld/Kreis Viersen), Rainer Imkamp (Vorsitzender der Geschäftsführung der „Agentur für Arbeit“ Mönchengladbach) und Stefan Bresser (Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Mönchengladbach).

Foto: IIHK

Vertreter der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein, der Kreishandwerkerschaften Niederrhein und Mönchengladbach sowie der „Agenturen für Arbeit“ Krefeld und Mönchengladbach unterstreichen gemeinsam: Unternehmen bieten weiterhin Ausbildungsplätze an, und interessierte Bewerber haben auch jetzt noch die Möglichkeit, sich auf offene Stellen zu bewerben. Mit dieser Botschaft möchten die Akteure jungen Menschen Mut machen, sich auch in den kommenden Wochen aktiv um eine Ausbildung zu bemühen und so die vielen Chancen zu nutzen, die der regionale Ausbildungsmarkt aktuell bereithält.

Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein:

Zum Stichtag 31. Oktober wurden bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein 3.783 neue Ausbildungsverträge registriert. Das ist ein Minus von 3,91 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (3.937 Verträge). Zu den beliebtesten Ausbildungsberufen gehörten Kaufleute für Büromanagement, Verkäufer/-in und Kaufleute im Einzelhandel.

„Mit diesen Zahlen liegen wir knapp unter dem Landesdurchschnitt von minus 2,4 Prozent“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz. Dabei ist die Lage in den Teilregionen des IHK-Bezirks auch dieses Jahr wieder unterschiedlich. In Mönchengladbach gibt es ein Minus von 5,53 Prozent, in Krefeld ein Minus von 7,45 Prozent, im Kreis Viersen ein Plus von 0,43 Prozent.

Im Rhein-Kreis liegt das Minus bei 2,94 Prozent. So wurden in Krefeld 969 (Vorjahr: 1047) Verträge abgeschlossen, in Mönchengladbach 854 (Vorjahr: 904), im Rhein-Kreis 1.256 (Vorjahr: 1.294) und im Kreis Viersen 695 (Vorjahr: 692).

„Die Gründe für die Zahlen liegen im demografischen Wandel, im Trend zum Studium und in der fehlenden Berufsorientierung“, so Steinmetz. Zudem wirkten arbeitnehmerunfreundliche Arbeitszeiten in Handel und Gastronomie, aber auch in der Industrie wenig attraktiv auf Ausbildungssuchende. „Die Zahlen zeigen, dass wir nicht müde werden dürfen, uns für die duale Ausbildung zu engagieren. Unsere Ausbildungsexperten bieten jungen Menschen auch jetzt noch eine umfassende Beratung und Unterstützung an, denn noch ist es nicht zu spät, mit einer Ausbildung zu starten.“

Die IHK werde die Schuleinsätze ihrer ehrenamtlichen Ausbildungsbotschafter, Azubi-Speed-Datings, „CheckIn“ sowie das Engagement der Willkommenslotsen und der „Passgenauen Besetzung“ weiter fortsetzen und intensivieren.

„Auch neue Konzepte waren erfolgreich. So wurden in unserem Pop-Up-Store in der Neusser Innenstadt rund vier Monate lang mehr als 1.500 Schüler zum Thema Ausbildung beraten und praxisnah informiert“, so Steinmetz. „Ab März 2025 wird es einen solchen Pop-Up-Store Ausbildung auch in Krefeld geben.“

Agentur für Arbeit“ Mönchengladbach und Rhein-Kreis:

Rainer Imkamp, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Mönchengladbach: „Die Unternehmen in Mönchengladbach und im Rhein-Kreis signalisieren, indem sie wieder mehr Stellen als im Vorjahr gemeldet haben: Eine Ausbildung ist ein sicherer Einstieg ins Berufsleben, und die Perspektiven sind vielfältig. Dieses Signal ist insofern wichtig, als dass junge Menschen heute mit einer wachsenden Zahl an Optionen umzugehen haben: Ausbildung starten, schulische Bildung fortsetzen, studieren, sofort Geld verdienen, Freiwilligendienst, Auslandsjahr. Dazu die Vielzahl an Ausbildungs- und Studiengängen, die zur Wahl stehen. Auch die Sorgen um die Krisen auf unserer Welt spielen hier hinein. Und nicht zuletzt der Fachkräftemangel, der den einen oder die andere vielleicht dazu verleitet, mit der Berufswahl zu warten: Kommt noch ein besseres Ausbildungsangebot? Wir spüren in der Beratung ein verändertes Berufswahlverhalten und eine veränderte Fokussierung, so dass zum 30. September weniger Ausbildungsinteressierte registriert waren als im Vorjahr und wieder etwas mehr Stellen unbesetzt gewesen sind. Das Signal der Unternehmen, mit den jungen Menschen berufliche Zukunft gestalten zu wollen, ist vor diesem Hintergrund wichtig. Und wir als Arbeitsagentur sind deshalb auch über den Stichtag hinaus dabei, noch möglichst viele suchende junge Menschen zu beraten und ihnen, wo nötig, mit unterstützender Förderung beim Einstieg ins Berufsleben zu helfen.“

Kreishandwerkerschaft Niederrhein Krefeld-Viersen-Neuss:

„Mit rund 1.700 neuen Ausbildungsverträgen im Rhein-Kreis, Kreis Viersen und Krefeld bleibt das Handwerk auf Vorjahresniveau und zeigt damit seine Attraktivität und Vielseitigkeit“, sagt Thomas Gütgens von der Kreishandwerkerschaft Niederrhein. Trotz Fachkräftemangels halten die Betriebe ihre Ausbildungsangebote konstant und setzen vermehrt auf die Förderung neuer Talente, um die Zukunft des Handwerks zu sichern.

Gütgens: „Das Handwerk bietet vielfältige Karrieremöglichkeiten – von Kfz-Mechatronikern und Elektronikern bis hin zu Dachdeckern und Friseuren. Der Ausbildungsweg steht für alle offen, wie das Beispiel einer ehemaligen Biochemie-Studentin zeigt, die zur Tischlerin umgeschult hat und als Jahrgangsbeste abschloss.“

Um solche Fachkräfte langfristig zu begleiten, arbeiten die Kreishandwerkerschaften an einem Mentoring-Programm, das Auszubildende mit erfahrenen Handwerksmeisterinnen und µmeistern verbindet und sie auf dem Weg zum Meistertitel unterstützt. „Das Handwerk bietet Menschen mit Kreativität und handwerklichem Geschick eine erfüllende Berufsperspektive“, betont Gütgens.

(-ekG.)