Als erstes muss die Sache mit dem Denkmalschutz geklärt werden Forschung „für die Galerie“ ist kein praktischer Strukturwandel
Frimmersdorf · Der Stadt Grevenbroich wird gerne vorgeworfen, in Sachen Strukturwandel hinterher zu hinken. Im Gespräch mit dem Erft-Kurier holte Bürgermeister Klaus Krützen jetzt zum großen Gegenschlag aus: Das Meiste, was im bekannten Sterne-Verfahren der ZRR betrieben würde, sei „kein praktischer Strukturwandel“, sondern sei „nur für die Galerie“.
Damit zielt der Rathaus-Chef vor allem auf „alles in Richtung Forschung“. Und Krützen merkt an: „Forschung ist wichtig. Aber bei vielen Projekten, die da mit viel Geld unterstützt worden sind, frage ich mich, ob das auf Dauer dem Strukturwandel in unserer Region nutzt. Was wir brauchen, sind nachhaltige Arbeitsplätze, bei denen man sagen kann: Da arbeiten auch in zehn, 20 Jahren Leute.“
In Grevenbroich gebe es drei großen Flächen „für Strukturwandel ganz konkret“: Die Starterfläche gemeinsam mit Rommerskirchen (wir berichteten kürzlich), das Elsbachtal im Norden gemeinsam mit Jüchen und vor allem die Frimmersdorfer Kraftwerksfläche.
Doch bevor es da losgehen kann, müsse erst einmal die Denkmalschutzfrage geklärt sein. Hieran arbeite die Stadt seit fast einem Jahr ganz konkret, pflege Kontakt mit dem RWE als Eigentümer, mit dem Landschaftsverband und mit dem Amt für Denkmalpflege. „Die Vorstellungen sind da sehr unterschiedlich“, merkt Krützen wenig überraschend an.
Während RWE (und wohl auch Stadt) möglichst viel Fläche wieder einer gewerblichen Nutzung zuführen möchte, hat die andere Seite großes Interesses an Industrie-Denkmälern (Turbinenhalle, Verwaltungsbau, ein Kühlturm). „Das müssen wir auf einen Nenner bringen“, seufzt der Bürgermeister, der dieses Verfahren aber bis Mitte des Jahres zum Abschluss bringen will. Und er merkt an, dass jede Unterdenkmalschutzstellung umgehend Verpflichtungen und in dem Fall auch Millionen-Investitionen auslösen würde. „Das sind ganz andere Beträge als bei einem alten Haus in Hülchrath“, vergleicht er trocken.
Dabei wolle er, so betont der Bürgermeister, die „Verantwortung auf Seiten von RWE“ nicht in Frage stellen.
Wenn dann feststehe, welche Teile zur Industriebrache zurückgebaut werden sollten, könnte konkret in die Zukunft gearbeitet werden. Es gebe „stadtplanerische Vorstellungen“ wie die Erlebbarmachung der Erft und eine Brücke über selbige zur L 116 hin. Und das RWE stehe mit potenziellen Investoren in Verbindung.
Allerdings will sich Krützen nicht festlegen, wann der Grundstein für die neue Fabrik mit den besagten „nachhaltigen Arbeitsplätzen“ gelegt wird. „Da sind viel zu viele Variablen im Spiel“, macht er deutlich (Investorensuche, Verkauf, Abriss, neue Planung). „Ich wünsche mir aber, dass wir 2023 einen Investor gefunden und mit der Niederlegung der Bauwerken begonnen haben“, so der Bürgermeister wörtlich.
Wie er „aktuellen praktischen Strukturwandel“ versteht, lesen Sie im Innenteil auf der Sonderseite Wevelinghoven.