Patric Edel ist Teil eines Weltrekords: Formation beim Sturz in die Tiefe
Kapellen · "Bei fast 1.000 Sprüngen ist es mir erst einmal passiert, dass mein Fallschirm nicht aufgegangen ist und ich auf die Reserve zurückgreifen musste." Panik hat der Kapellener dabei nicht gehabt, schließlich ist Patric Edel schon für einen Weltrekord über Arizona aus dem Flugzeug gesprungen.
"Das ist wie eine Art Lebensphilosophie für mich geworden. Wie es für Surfer das Leben für die perfekte Welle ist." So ziert bereits ein Fallschirmspringer die Eingangstüre seines Zuhauses und die Einfahrt für das Auto ist gepflastert wie ein Lande-T.
"Zum Fallschirmspringen bin ich ganz klassisch gekommen", verrät Patric Edel, "es war ein Geschenk meiner Mutter zum 30. Geburtstag." Und obwohl der heute 39-Jährige bei seinem ersten Tandem-Sprung "richtig Schiss in der Bux" hatte, ist er am Luftsport hängen geblieben. Jetzt ist Edel einer von 12.000 Fallschirmspringern in ganz Deutschland.
Und das Besondere daran: "Es ist eine Gemeinschaft, egal wer man ist oder was man macht. Das macht den Sport so besonders." Für Edel selber ist der Besuch am Sprungplatz wie eine kleine Auszeit, in der er gerne mal den Alltag vergisst. Nachdem er mit dem Springen angefangen hat, entschloss er sich vor fünf Jahren dazu, auch seinen ersten Ausbilderschein zu machen. Nächstes Jahr soll der zweite folgen.
Weltrekord: Ein berauschendes Erlebnis
Für Patric Edel ist das Fallschirmspringen mittlerweile zur Gewohnheit geworden. "Aber ich habe immer noch Respekt vor dem Sport", betont er, "fehlt der, kann es gefährlich werden." Auch wenn die Unfallrate bei 0,02 Prozent liege. "Springreiten ist viel gefährlicher. Fallschirmspringen ist nicht mehr der Risikosport, der es einmal war."
Aber mal eben aus dem Flugzeug springen, sobald er Lust hat, das ist natürlich nicht so einfach, wie den Ball auf dem Bolzplatz zu kicken. Denn der Sport ist extrem wetterabhängig. "Wir brauchen einen Führerschein für den Sport, weil wir am Luftfahrverkehr teilnehmen", erklärt der 39-Jährige, "deshalb dürfen nicht zu viele Wolken am Himmel sein, wir brauchen eine weite Sicht. Es darf weder stürmen noch regnen und Gewitter sind höchst gefährlich."
Im vergangenen Jahr bei dem Versuch, den Weltrekord in Arizona zu knacken, waren die Wetter Verhältnisse allerdings traumhaft. "Mit über 217 Leuten haben wir in drei Formationen, den da noch aktuellen Weltrekord von 202 Personen und zwei Formationen, überholen können", freut sich der Kapellener, "für mich war das ganze Event ein berauschendes Erlebnis."
Arizona ist einer der wenigen Sprungplätze weltweit, der für einen Weltrekord geeignet ist
Wegen seiner Erfahrungen ist Edel als Fallschirmspringer für den Weltrekord in Frage gekommen. So ist der 39-Jährige zwei Jahre lange auch in der Vierer-Formation ,Sky-4s‘ gesprungen. "2015 sind wir sogar deutscher Meister geworden." Wegen Diskrepanzen habe er sich aber dann zurückgezogen. Dafür war der Sportler mit 21 Deutschen Fallschirmspringer beim Weltrekord in Arizona dabei. "Das ist einer der wenigen Sprungplätze weltweit, wo man so etwas machen kann, weil ringsherum nur Wüste ist."
Doch statt einer Vierer-Formation musste sich Edel plötzlich mit weitaus mehr Leuten in der Luft koordinieren. "Erst haben wir am Boden geübt mit neun kleinen Gruppen und einer Basis, die die Mitte gebildet hat", weiß er, "dann sind wir mit zehn Flugzeugen in einer V-Formation wie bei Zugvögeln gestartet."
Während der Sportler mit der Basis als erstes aus dem Flugzeug gesprungen ist, mussten sich die übrigen Sektoren an die Basis hängen. "Das Gefährliche dabei war nicht der Sprung selber, sondern die Schirmfahrt", warnt er. Und dennoch schaffte er es den Weltrekord zu brechen. "Ich bin einfach stolz, ausgewählt worden zu sein und Hand in Hand mit Amerikanern, Russen, Argentiniern und weitaus mehr internationalen Fallschirmspringern das geschafft zu haben."
Einen Traum habe er aber noch: "Ich bin schon aus Helikoptern, Heißluftballons und vielen Flugzeugen gesprungen. Was aber mein absoluter Wunsch ist, wäre einmal aus einer Transall oder Hercules zu springen."