Es muss nicht das Abitur sein: Mittelstand wirbt um Azubis

Wevelinghoven · Es müssen nicht immer Abitur und Studium sein. Die Ausbildung in einem mittelständischen Betrieb öffnet vielen jungen Menschen das Tor zu einem erfüllten Berufsleben und sorgt dafür, dass sich Mittelständler um qualifizierten Nachwuchs keine Sorgen machen müssen.

Erik Peiffer (links), Gabriele Götze (Zweite von links) und Schulleiterin Anita Piel (rechts) mit Realschülern vor einem Objekt, an dem sich Mechatroniker austoben können.

Foto: Foto: Michael Scheffler

Diese Schnittmenge decken jetzt die Diedrich-Uhlhorn-Realschule und das Unternehmen „Landmaschinen Peiffer“ mit einem Kooperationsvertrag ab. Er regelt den Zugang zu Praktikantenstellen und eventuell später zu einem Ausbildungsplatz. Geschäftsführer Erik Peiffer macht nach etlichen schlechten Erfahrungen klar: „Wir vergeben keinen Ausbildungsplatz mehr ohne vorgeschaltetes Praktikum.“ Das hat nicht nur mit fachlichen Qualitäten zu tun, sondern auch mit Sozialkompetenz. Pünktlichkeit, Verlässlichkeit, Teamfähigkeit und der vernünftige Umgang mit Konflikten sind für Peiffer wichtige Auswahlkriterien. Er stellt jedes Jahr jeweils einen Ausbildungsplatz als Mechatroniker für Land- und Baumaschinen, als Fachkraft für Lagerlogistik und als Kauffrau/Kaufmann im Einzelhandel zur Verfügung. Während immer 30 bis 40 Jungen (noch nie Mädchen) Mechatroniker werden wollen, ist der Run auf Ausbildungsplätze im Logistik- und im Einzelhandelsbereich dünner. Für die Suche nach einem Logistik-Azubi hat Peiffer schon einmal ein Jahr investiert. Vielleicht liegt es daran, dass gerade Jugendliche mit mittlerem Bildungsabschluss in die Industrie streben und große Wirtschaftsunternehmen auch auf den Berufsmessen vertreten sind. Das bestätigt Anita Piel, Leiterin der Realschule. „Wir wollen auch, dass unsere Schüler den Blick auf den Mittelstand richten“, macht sie einen Aspekt der Aufgabe klar, junge Menschen auf ihrem weitern Bildungs- und Berufsweg zu begleiten. Dass die Anforderungen dabei durchaus hoch sind, zeigt die heutige Ausstattung von Landmaschinen. Rechner- und Satellitengesteuert bearbeiten sie einen Acker Zwei-Zentimeter-genau ab. „Technik wie im Formel 1 Renner“, sagt dazu der Chef des 30-Köpfe starken Landmaschinen-Betriebes, der in den vergangenen zehn Jahren drei Auszubildende unter seinen Fittichen hatte, die von der Handwerkskammer als Jahresbeste belobigt wurden. Der jüngste war vor ein paar Wochen Johannes Bringsten, der jetzt für ein halbes Jahr berufliche Erfahrungen in Südafrika sammelt und dann zurückkommen will. Das alles sind Entwicklungen, die auch für Maximilian Bless (16) in Frage kommen: „Ich kann mir schon vorstellen, mich in diesem Berufszweig zu bewerben.“

Dabei könnte ihm der Kooperationsvertrag helfen. „20 bis 30 solcher Verträge schließen wir jährlich ab, das boomt“, sagt Gabriele Götze, Schulkontaktmanagerin der IHK Mittlerer Niederrhein. Die Diedrich-Uhlhorn-Realschule strebt mit dem Dormagener Chemieunternehmen „Ineos“ den nächsten an.

Michael Scheffler

(Kurier-Verlag)