Grevenbroicher Küchen-Chefs stellen sich der „The Taste“-Herausforderung

Grevenbroich · „The Taste“ gilt als die härteste Koch-Show des deutschen Fernsehen: Innerhalb von 60 Minuten müssen Hobby- und Profiköche Köstlichkeiten auf einen Löffel bringen. Von der Idee bis zum fertigen Gericht.

Marion Becker mit ihrem „Wildschein“-Löffel.

Foto: Fotos: -gpm.

Und dabei gibt es Vorgaben: Es soll Papada zubereitet werden. Oder Sternanis verwendet werden. Oder das Ganze soll „indonesisch“ sein. Am Ende werden die Löffel von Küchenstars verkostet. Blind verkostet.

Frank vom Dorp.

Den Kandidaten wird dabei alles abverlangt. Und auch die Coaches/Juroren Cornelia Poletto, Tim Mälzer, Alexander Hermanns und Frank Rosin müssen sich immer wieder großen Herausforderungen stellen, zeigen Schwächen, irren sich mitunter ganz einfach.

Klaus Stenbrock und Katrin Sassner präsentieren den „Neukirchener Löffel“.

So viel ist klar: Die Löffel, die mit einem Happs in den Mund kommen sollen, sollen eine Geschmacks-Explosion auslösen, „Gaumen-Sex“ bieten. Deshalb sollen alle Sinne der Zunge (süß, sauer, bitter, salzig und – nach neuen Erkenntnissen – „umami“) gleichmäßig angesprochen werden. Sie sollen sich harmonisch ergänzen, lange nachhallen.

Gerd Bäumges.

Gar nicht so einfach, das alles auf einen einzigen Löffel zu bekommen. Wie auch schon in den Vorjahren hat der Erft-Kurier in der heimischen Gastro-Szene die Probe aufs Exempel gemacht: Drei Küchen-Chefs

bekamen die Aufgabe, einen „The Taste“-Löffel zu kreieren. Die Aufgabenstellung dabei war recht human: Der Löffel sollte viel Lokal-Kolorit ausstrahlen. Hier sind die Ergebnisse:

Der Gindorfer Löffel

: Marion Becker vom „Reissdorf en d´’r Post“ in Gindorf brachte einen „Sauerbraten vom Wildschwein mit Johannisbeer-Sauce und Wirsing an Kartoffel-Sellerie-Püree“ auf

ihren Löffel. Das Wildschwein-Fleisch legte sie übrigens selbst in Essig, Wein und Gewürzen ein. „Da kommt es natürlich auf die richtige Dauer an“, stellte sie im Gespräch mit dem Erft-Kurier fest. Das Ergebnis konnte sich schmecken lassen: Der Fleischgeschmack wurde von Wirsing und Sellerie

perfekt getragen. Die Johannisbeere sorgte für die Frische, das frittierte Petersilienblatt für das Krosse. „Ab November haben wir das Gericht in Groß auf der Karte“, so der Hin-

weis

von Inhaber Markus Preuße.

Der Kapellener Löffel:

Im Restaurant „Zu den drei Königen“ ergänzen sich in der Küche Gerd Bäumges und Frank vom Dorp. Im Mittelpunkt ihres Löffels stand der Seeteufel. Sein Fiilet wurde in einen Mantel aus Serano-Schinken und Kartoffel-Nudel gepackt. Begleitet wurde das Ganze von einem pikanten Orangen-Ratatouille und gebratenen

Steinpilzen. Getoppt wurde der Löffel durch einen Anis-Safran-Knoblauch-Schaum, der trotz aller Leichtigkeit eine derartige Geschmacks-Intensität brachte, dass man „Chapeau!!“ sagen konnte. „Der Schaum ist natürlich nur dank Molekular-Küche möglich“. verrät Frank vom Dorp. Der Seeteufel schwimmt geschmacklich auf der Welle der

Aromen-Vielfalt. Und insbesondere das leicht scharfe Ratatouille mit dem entscheidenden Touch Orange macht diesen „The Taste“-Löffel zu einem echten „Gaumen-Kitzler“.

Der Neukirchener Löffel:

Katrin Sassner führte Regie, als darum ging, den Löffel des Restau-

rants Stenbrock in Neukirchen zu „entwerfen“. (Und dieses Wort ist mit Bedacht gewählt. Denn auch die Profis Mälzer, Hermann & Co zeigen in der TV-Show, dass diese Löffel auch optisch gut durch geplant werden müssen: Das Zusammenspiel der einzelnen Bestandteile, deren Größenverhältnis zu einander, aber auch die Farb-Harmonie – das Alles muss bedacht werden. Denn das Auge isst ja bekanntlich mit. Und so erstellen Poletto, Rosin & Co auch immer wieder Zeichungen, wir der Löffel „konstruiert“

werden soll.)

Der Neukirchener Löffel wurde getragen von einem Hähnchen-Involtini im Parma-Mantel, gefüllt mit Pilzen, Cashew und Kräuter. Das Röllchen ruhte auf einem köstlichen Zwiebel-Confit und wurde von Spritz-Kartoffeln begleitet.

Durch den Parma-Mantel bekam das Hähnchen-Röllchen sein krosses Element; das Fleisch wurde so um ein überraschendes Geschmacksmoment ergänzt. Erdig-süße Zwiebeln, kräuterig-kräftige Füllung und schmelziger Kartoffel-Geschmack ergänzten und umspielten sich in der Tat hervorragend.

Alles in Allem ein wirklich gelungenes Experiment, das nicht nur Spaß macht auf die nächste Folge von „The Taste“ auf SAT.1. Vielmehr beweist es auch, dass unsere Grevenbroicher Gastronome ihr Handwerk verstehen, von einer tollen Kreativität gekennzeichnet sind und vor allem sich immer wieder was Neues einfallen lassen, um ihre Gäste zu verwöhnen, zu überraschen, zu überzeugen.

Und dabei schrecken sie auch vor Herausforderungen nicht zurück. Immerhin – und auch das wissen „The Taste“-Zuschauer – kann so ein Löffel auch tierisch nach hinten losgehen. Wenn das aber Sterneköchen wie Rosin oder Mälzer passieren kann, dann sind auch andere Köche da nicht vor gefeit. Unsere drei „Probanden“ jedenfalls haben den Test wirklich blendend überstanden. Herzlichen Glückwunsch!

(Kurier-Verlag)